Kolumne

Burgenländisches Ur-Design

Der Plutzer ist ein wunderbares, uraltes Beispiel für gelungenes Design, weil Form und Funktion in ihm zur Einheit verschmelzen: Es ist die Kugelform, die im Verhältnis zur Oberfläche den meisten Rauminhalt bietet.

Über Gott, das Burgenland und Die Welt

Es gibt Alltagsgegenstände, die am Alltag scheitern: preisgekröntes Designer-Besteck, das einem beim Schneiden des Wiener Schnitzels bis zur Selbstverstümmelung aus der Hand rutscht; Flaschenöffner, die so schön sind, dass sie im Louvre stehen könnten, aber leider keine Flasche öffnen; Kleiderbügel, die ein Kleidungsstück so ruinieren, dass man an ihnen eigentlich nur ihren Designer aufhängen sollte.

Das Burgenland aber macht bei so etwas nicht mit und dokumentiert dies durch ein ganz besonderes Objekt: den Stoober Plutzer, einen kugelförmigen Tonkrug mit kurzhalsiger Ausgießöffnung, die vom Henkelansatz umschlungen wird. Der Plutzer ist ein wunderbares, uraltes Beispiel für gelungenes Design, weil Form und Funktion in ihm zur Einheit verschmelzen: Es ist die Kugelform, die im Verhältnis zur Oberfläche den meisten Rauminhalt bietet. Es ist der Werkstoff Ton, der den Plutzer „schwitzen“ lässt und für die Verdunstungskälte sorgt, die die Flüssigkeit im Gefäß kühl hält. „Europa passt in keinen Plutzer!“, sagt der burgenländische Gelehrte Hans Göttel zu Recht, dem Burgenländischen die Grenzen seiner Möglichkeiten aufzeigend. Doch das muss es auch nicht. Der Stoober Plutzer erfüllt bis heute den Zweck, zu dem er erfunden wurde, und könnte selbst von einem Jasper Morrison nicht mehr verbessert werden. Das macht den ungebrochenen Zauber dieses burgenländischen Objekts aus und erlaubt dem Fremden Rückschlüsse auf die Menschen des Landes und ihre Alltagstauglichkeit.