Kolumne

Der größte Burgenländer aller Zeiten

Beide, der Steffl wie die Burgenländer, belegen, dass es besondere Materialien sind, aus denen sich Außergewöhnliches bauen lässt.

Über Gott, das Burgenland und Die Welt

Es ist von enormer Symbolkraft, dass der größte burgenländische Kirchturm nicht im Burgenland steht, sondern in Wien: Der berühmte Südturm des Wiener Stephansdoms, von den Wienern liebevoll „Steffl“ genannt und mit einer Höhe von 136,7 Metern als weithin sichtbarer steinerner Finger in den Himmel zeigend, ist nicht nur das Wahrzeichen Wiens und der Manner-Schnitten. Wie kein anderes Bauwerk steht es für Österreich schlechthin. Und: Das Material für große Bauabschnitte dieses Giganten kam aus dem heutigen Burgenland.

Das lässt nicht nur die abscheulichen burgenländischen Bausünden der 1960er und 1970er in den Hintergrund treten. Das Land, „gestählt ganz wie Beton aus Kirche, Suff und Pendlersfron“ (wie Peter Wagner noch 1981 in seiner Parodie auf die burgenländische Hymnebefand), dessen Bewohner lange Zeit nur anderswo zu Erfolg und Ansehen kamen, findet heute als europäische Vorzeigeregion in der Superlative des Steffls sein schönstes Gleichnis. So wie das Burgenland seit jeher Exportland eines besonders fleißigen und widerstandsfähigen Menschenschlags war, der heute in Top-Positionen aller Sparten zu finden ist, so ist der Römersteinbruch bei Sankt Margarethen seit der Antike einer der bedeutendsten, heute noch aktiven Werksteinbrüche Mitteleuropas.

Beide, der Steffl wie die Burgenländer, belegen, dass es besondere Materialien sind, aus denen sich Außergewöhnliches bauen lässt.