Kolumne

Das Florida Europas

Mein Vater war früh dran. Er ist in Wien geboren und als er dreißig war (also mittlerweile vor fünfzig Jahren), wollte er raus aus der Stadt.

Ein Pendlerleben

Mein Vater war früh dran. Er ist in Wien geboren und als er dreißig war (also mittlerweile vor fünfzig Jahren), wollte er raus aus der Stadt. Sie war ihm zu voll, zu laut. Er tingelte durch ganz Österreich, auf der Suche nach dem perfekten Wohnort: Bergdörfer in Tirol, Straßendörfer in Niederösterreich und der Steiermark. Dann im Burgenland fuhr er bis ganz in den Süden und noch ein Stückchen weiter, abgelegener ging es kaum. Er verliebte sich in ein kleines Häuschen ohne Strom, ohne Wasseranschluss, ohne Kanal. Es war eine gute Entscheidung. Meine Geschwister und ich hatten die beste Kindheit dort.

Heute kenne ich immer mehr Leute zwischen 40 und 50, die aus Wien rauswollen und im Burgenland fündig werden. Die Nähe zur Stadt, warmes Wetter, kaum Klimakatastrophen, (noch) niedrige Immobilienpreise, kaum Kriminalität. Manche sagen sogar, das Burgenland ist das Florida Europas. Wenn ich nach Hause komme, ist das Schönste für mich: Aus dem Auto aussteigen und dann ist da nur Stille. Luft, die besser riecht als irgendwo anders. Und bei Nacht ein Sternenhimmel, den man so klar nirgendwo schöner sehen kann. Darunter in der Wiese liegen, mit einem Glas Wein, da ist sogar schon an einem Montagabend Urlaub

 

Personenbeschreibung:

Saskia Jungnikl-Gossy ist in Reinersdorf, in der Nähe von Güssing, im Südburgenland aufgewachsen. Sie zog nach der Matura nach Wien und lebt und arbeitet heute dort als Journalistin und Autorin. Seit sie und ihr Mann ein kleines Kellerstöckl im Burgenland in der Nähe ihrer beiden Familien renoviert haben, pendeln sie mit ihrem kleinen Sohn zwischen den Bundesländern hin und her. Über die Heimkehr in das Leben als (Teilzeit-)Burgenländerin schreibt sie hier.