Kolumne

Energie aus Güssing

In der letzten Kolumne versuchte ich Ihnen zu erklären, wo das Problem in der Energieversorgung liegt. Mit Strom alleine geht es nicht, denn Strom lässt sich nicht so leicht speichern und manche Prozesse benötigen Gas, wie zum Beispiel das Ziegelbrennen.

Aus dem Tagebuch des Forschungskoordinators

14. 5. 2021, 10:00 Uhr - In der letzten Kolumne versuchte ich Ihnen zu erklären, wo das Problem in der Energieversorgung liegt. Mit Strom alleine geht es nicht, denn Strom lässt sich nicht so leicht speichern und manche Prozesse benötigen Gas, wie zum Beispiel das Ziegelbrennen. Dabei braucht man hohe Temperaturen und mit Strom wäre dies extrem teuer. Zum Glück haben meine Vorgänger hier schon – man kann ruhigen Gewissens sagen – revolutionäre Arbeit geleistet. Durch die Entwicklung der sogenannten Biomassegaskraftwerke kann man CO2-neutral „Bioerdgas“ herstellen. Bäume nehmen Kohlenstoffdioxid auf und wandeln es in Holz um. Damit sind sie eine CO2-Senke und verlangsamen den Klimawandel. Verbrennt man Holz im Ofen, zum Beispiel, um es im Winter warm zu haben, so wird wieder Kohlenstoffdioxid freigesetzt. Wenn der Waldbestand gleich groß bleibt – es wächst ja nach – wäre die Kohlenstoffdioxidbilanz neutral. Damit wären die Hackschnitzelheizungen so halbwegs in Ordnung. Aber es geht besser.

Was passiert, wenn Holz verbrennt?

Die Antwort ist durchaus komplexer, als man glaubt. Es brennt nämlich nicht direkt das Holz, sondern durch die Zündtemperatur wird ein Teil des Holzes in brennbares Gas umgewandelt. Dieses Gas sorgt für die Wärme. Übrig bleibt Asche – die nicht brennbaren Bestandteile des Holzes. Nun kann man das Holz unter hohen Temperaturen dazu bringen, dieses brennbare Gas freizusetzen, ohne dass es sofort abbrennt. Bei 850 °C und unter Zufuhr von Wasserdampf setzt Holz Methan und Wasserstoff frei. Methan ist die etwas exaktere Bezeichnung von Erdgas. Also können wir Erdgas aus Holz herstellen.

Dieses CO2-neutrale „Erdgas“ – eigentlich sollte es Biogas heißen – kann man sammeln, in das Gasnetz einspeichern oder direkt in elektrische Energie umwandeln. Für diesen Prozess braucht man kein hochwertiges Holz – abgestorbenes Holz oder altes Schilf tun es auch.

Interssante Alternativen

Leider haben wir nicht ausreichend Schadholz in Österreich, um die gesamte Gasproduktion für Österreich sicherzustellen. Natürlich könnte man Ackerflächen verwenden, um Getreide anzubauen, um es dann in Methan umzuwandeln. Aber Lebensmittel sind zu wertvoll, um diese in Energie umzuwandeln. So macht es schon Sinn, Gas einzusparen oder dort, wo es möglich ist, durch alternative Techniken zu ersetzen. Trotzdem stellt diese Technik – von der TU Wien unter Prof. Hofbauer entwickelt und in Güssing erstmals großtechnisch umgesetzt – eine interessante Alternative dar. Werte Leserin und geneigter Leser, Sie sehen, dass Forschung nichts Abstraktes ist, sondern, dass Wissenschaft und Entwicklung für unser Leben einen wertvollen Beitrag liefern können. Und wir sehen anhand von Güssing, dass auch ein kleines Bundesland sensationelle Forschung umsetzen kann. Wir bleiben am Ball und arbeiten weiter. Lassen Sie sich in den nächsten Jahren überraschen.