Kolumne

Rund um die österreichische Wissenschaft

Am Ende einer Arbeit sieht man nur das Ergebnis, nicht aber den Weg dorthin. Erst, wenn man diesen Prozess kennt, kann man die Ergebnisse der Wissenschaft auf eine faire Art und Weise kritisieren.

 

Aus dem Tagebuch des Forschungskoordinators

3. Oktober 2023 – Wien

Bundesländerdialog vom Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung, wo sich ranghohe Beamte aus verschiedenen Ministerien, die Verantwortlichen für die Forschung aus den Bundesländern und auch Top-Forscherinnen bzw. -Wissenschafter treffen. Das Treffen dient nicht nur der Vernetzung, es werden auch die neuen Förderprogramme der EU und des Bundes vorgestellt. Alles in allem ein spannender Termin, tatsächlich nicht fad, viel Neues und einiges Brauchbares gelernt.

11.45 Uhr: Mein Handy blinkt heftig: Ferenc Krausz – ein österreichisch- ungarischer Physiker – erhält den Nobelpreis für Physik. Als vor einem Jahr bekannt gegeben wurde, dass Anton Zeilinger den Nobelpreis erhalten sollte, habe ich den Medien den ganzen Tag erklärt, was das Thema seiner Forschung ist (am besten wäre gewesen, die gesamte Quantenmechanik in zwei Minuten zu erklären). Das würde heute nicht anders sein. In einer Unterbrechung des Bundesländerdialogs gab es eine Erklärung, warum es wieder einen Nobelpreis „für Österreich“ gibt und so weiter.

Wissenschaftsfeindlichkeit: Was tun?

Nach einigen Presseanfragen dann das Ersuchen, am Abend beim runden Tisch nach der ZIB2 über den aktuellen Nobelpreis zu diskutieren. Natürlich, es ist Teil des Jobs, die Bevölkerung an der Wissenschaft – und vor allem auch an den Erfolgen (über die Misserfolge will keiner etwas wissen, auch wenn wir da mehr lernen) – teilhaben zu lassen.

Am Abend gab es eine nette Diskussion rund um die österreichische Wissenschaft, am Ende kam eine wichtige Frage an mich: „Wir haben in Österreich eine hohe Wissenschaftsfeindlichkeit. Was können wir dagegen tun?“ Ich machte eine kurze Replik auf die Corona-Krise und erklärte, dass es am besten sei, mit den Menschen zu reden. Tatsächlich bin ich überzeugt, dass es die beste Werbung für Wissenschaft und Forschung ist, den Menschen persönlich über die eigene Arbeit zu erzählen; weitreichender: auch über Probleme und den wissenschaftlichen Prozess. Wie man nachweist, dass man mit seiner wissenschaftlichen Meinung richtig liegt, wie man eine wissenschaftliche Arbeit schreibt usw. Am Ende einer Arbeit sieht man nur das Ergebnis, nicht aber den Weg dorthin. Erst, wenn man diesen Prozess kennt, kann man die Ergebnisse der Wissenschaft auf eine faire Art und Weise kritisieren. Es gibt aber noch ein größeres Problem mit der Beantwortung dieser Frage – aber davon das nächste Mal.