Kolumne

Trotzdem gibt es viel zu tun.

Warum sollte jemand für Forschung bezahlen, wenn es keinen unmittelbaren Gewinn bringt? Vielleicht kann man das Ergebnis sofort umsetzen, vielleicht erst in ein paar Jahren, oder vielleicht war jemand anderer schneller – es gibt viele Unwägbarkeiten

Aus dem Tagebuch des Forschungskoordinators

08. 08. 2022: Homeoffice - Keine Termine – viele auf Urlaub.

Trotzdem gibt es viel zu tun. Wie können wir die Forschungsquote im Burgenland erhöhen? Das ist mein Job und bis jetzt gab es nur viele Besprechungen, viele Ratschläge und noch viel mehr Fragen von mir: Worum geht es? Wie viel Geld wird im Burgenland für Forschung ausgegeben, dividiert durch das Bruttoinlandsprodukt des Burgenlands. Leider sind wir da nicht besonders gut – woran liegt das und wie können wir es besser machen? Die einfachste Lösung wäre, mehr Geld auszugeben, also einfach eine Universität zu bauen oder ein Forschungsinstitut im Burgenland anzusiedeln. Leider ist das mit dem Geld so eine Sache – es ist beschränkt.

Es ist immer eine Güterabwegung: Wollen wir im Burgenland mehr Kindergärten, eine bessere medizinische Versorgung oder mehr Wissenschaft und Forschung? Nach vielen Gesprächen – ich habe es vermutet – kam ich hinter das Geheimnis der relativ schlechten Forschungsquote im Burgenland. Wir haben zwar einige tolle Firmen mit eigener Forschungsabteilung, die Weltmarktführer sind – also sollten wir nicht so schlecht dastehen. ABER: Viele Firmen melden ihren Forschungsaufwand nicht an die Statistik Österreich. Das passiert auch in anderen Bundesländern, aber hier fällt es schneller auf, wenn ein paar Firmen auslassen. Da nützt auch nichts, wenn wir eine tolle Fachhochschule haben. Also, was können wir machen, damit Firmen im Burgenland mehr in die Forschung investieren? Da gibt es mehrere Probleme. Einerseits arbeiten Wissenschafter und Forscher eher in Universitäten und Forschungsstätten, andererseits sind Forschungsergebnisse oft nicht sofort für die Industrie oder Wirtschaft brauchbar. Warum sollte jemand für Forschung bezahlen, wenn es keinen unmittelbaren Gewinn bringt? Vielleicht kann man das Ergebnis sofort umsetzen, vielleicht erst in ein paar Jahren, oder vielleicht war jemand anderer schneller – es gibt viele Unwägbarkeiten.

Deshalb investieren vor allem große Firmen in Forschung – ein paar Projekte, aus denen nichts wird, stören nicht. Für kleinere Firmen kann eine Fehlinvestition aber verheerende Folgen haben. Im Moment steigen die Preise und jeder muss sparen, auch Firmen. Wenn man ein paar Jahre keine neuen Produkte vorweisen kann, überlebt man schon, der Mangel an Innovation fällt erst in ein paar Jahren auf. Also kann man zuerst im Bereich der Innovation sparen.

Gehen wir es an

Natürlich gibt es von der EU und auch vom Staat jede Menge Förderungen für Forschung. Dabei gibt es sogenannte Calls, das heißt, man möchte besondere Bereiche fördern, z. B. den Umweltschutz. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, aber das ist leider nicht immer sinnvoll. Die Forschung im Bereich „harte Magneten“ wäre niemals in den Bereich Umweltschutz gefallen, aber es gibt kein Windrad weltweit, das ohne harte Magneten auskommt. Wir haben viele Probleme im Bereich der Wissenschaft und Forschung – gehen wir es an …