Heute

Die burgenländische Erfolgsformel

Wie sich das Burgenland in 100 Jahren vom letzten Platz an die Spitze gearbeitet hat.

Text: Wolfgang Zwander

Pünktlich zum 100. Geburtstag im Vorjahr steht das Burgenland heute in vielen Bereichen an einem bisherigen Höhepunkt seiner Kraft und Leistungsfähigkeit. Bis hierhin war es aber nicht immer ein leichter Weg. Die vergangenen hundert Jahre waren für die Menschen in Österreichs jüngstem Bundesland ohne Zweifel auch mit Härten verbunden, wie es etwa hier in der Bilanz des Historikers Oliver Rathkolb nachzulesen ist. Die Burgenländer haben sich in dieser Zeit mit großer Entschlossenheit gemeinsam etwas aufgebaut, das heute weit über die Grenzen des an Einwohnern kleinsten Bundeslandes hinaus für große Aufmerksamkeit und positive Schlagzeilen sorgt. Aus dem viel zitierten „Armenhaus“ der Republik von 1921 ist ein Aufstiegsland geworden. Eine Region, die heute auf vielen Gebieten in ganz Europa als Vorbild gilt.

 

Das große Burgenland-Programm

Bio- und Energie-Wende, Umweltschutz, Gratis-Kindergarten, Mietkauf-Modell für leistbaren Wohnraum, 1.700 Euro Mindestlohn, Pflegeanstellung, Start-up- und Industriepolitik, Spitäler-Garantie, Bildungs-, Mobilitäts-, Sport- und Tourismus-Offensive, kulturelle Höhepunkte und eine Weinkultur, die ihresgleichen sucht. Das sind Schlagwörter, die Teile eines größeren Programms sind, mit dem das Burgenland bei der Bewältigung der Herausforderungen unserer Zeit eine Vorreiterrolle einnimmt. In Politik und Medien wird dieses Gesamtprogramm oft und gerne „Das burgenländische Modell“ genannt. Aber was ist es, das dieses burgenländische Modell im Kern ausmacht? Klar ist, auch die beste Beschreibung des burgenländischen Erfolgswegs kann der Wirklichkeit nie ganz gerecht werden. Das Burgenland, seine Kultur, seine Geschichte und seine Bewohner sind das Ergebnis einer bunten Mischung, die sich seit 1921 zu einer proeuropäischen, nach außen offenen und nach innen starken Willensgemeinschaft entwickelt hat – und die sich nicht in ein Modell pressen lässt.

Die Burgenländer haben sich etwas aufgebaut, das heute weit über die Landesgrenzen für Aufmerksamkeit sorgt.

Stabilität und Gestaltungskraft

Aber es gibt doch einige zentrale Punkte, die man gut und gerne als burgenländisches Erfolgsgeheimnis bezeichnen kann. Ganz oben steht dabei: Im Burgenland stehen die Anliegen und sozialen Interessen der Burgenländerinnen und Burgenländer nicht nur in Sonntagsreden und in der Vorwahlzeit im Mittelpunkt, sondern das ganze Jahr.

Das sollte eigentlich überall eine Selbstverständlichkeit sein, ist aber leider in einem häufig von Sonderinteressen dominierten Politbetrieb noch immer viel zu oft die Ausnahme. Der klare Fokus auf die Bedürfnisse der Menschen bringt dem Burgenland einen Wettbewerbsvorteil.

Möglich ist diese Politik aber nur, weil die Burgenländer mit klaren Aufträgen im Wahllokal für entsprechende Stabilität und Gestaltungskraft sorgen. Es ist ein altes politisches Gleichnis: Je größer das Vertrauen der Wähler in die Regierenden ist, desto mehr Kraft haben diese, um das Wohl von Land und Menschen in den Mittelpunkt ihrer Politik zu stellen.

So können auch wichtige Projekte umgesetzt werden, die nicht immer jedem von Anfang an gefallen müssen, die aber mutige und gerechte Lösungen für die Herausforderungen unserer Zeit liefern.

Wie groß das Vertrauen zwischen Menschen und Politik im Burgenland ist, hat sich gerade auch während der Corona-Krise gezeigt: Nirgendwo sonst in Österreich sind prozentuell so viele Menschen dem Aufruf des Landes gefolgt, eine Schutzimpfung in Anspruch zu nehmen. Dass der Anreiz dafür durch eine schon sehr frühzeitig ins Leben gerufene Impflotterie noch einmal verstärkt worden ist, passt zu einer Politik mit Weitblick.

 

Stärke, die sich in der Krise zeigt

Oft ist es im Leben und auch in der Politik so, dass sich Stärke besonders deutlich erst in Krisensituationen zeigt. So war das auch im Burgenland bei Corona. Aber das gilt hier im Osten Österreichs zwischen Kalch und Kittsee wohl auch darüber hinaus. Denn die Geschichte des 20. Jahrhunderts traf das „Armenhaus“ Burgenland eben härter als andere Teile Österreichs. Die Menschen hier waren ärmer, es gab weniger Aufstiegs- und Bildungsmöglichkeiten, es war schlecht bis gar nicht an Verkehrsadern angeschlossen, es musste sich erst in seiner ganz neuen Identität finden, und während des Kalten Krieges lagen fast 400 Kilometer seiner Landesgrenze direkt am Eisernen Vorhang. Und diese Aufzählung ließe sich durchaus noch länger fortsetzen. Womöglich hat aber genau das die Menschen hier positiv herausgefordert, die Ärmel hochzukrempeln, um miteinander das Beste aus ihrer Situation zu machen. Um Stärke in schwieriger Zeit zu zeigen, ohne dabei die fürs Burgenland typische Geselligkeit zu verlieren. Denn klar ist: Das wirkliche Erfolgsgeheimnis des Burgenlandes sind die Burgenländerinnen und Burgenländer.

Starker Start ins Jahr

Landeshauptmann Hans Peter Doskozil und sein Regierungsteam haben 2022 mit viel Elan begonnen und gleich in den ersten Wochen des neuen Jahres wegweisende Projekte und weitere Meilensteine vorgestellt.

PFLEGE

Laut Schätzungen pflegen im Burgenland derzeit 400 bis 600 Personen zu Hause einen Angehörigen. Um diese Gruppe besser zu unterstützen, bietet das Land den Pflegenden die Chance auf ein Dienstverhältnis und ein Monatsgehalt von bis zu 1.700 Euro netto an. Im vergangenen November wurde dieses Modell auch auf Pflegeeltern ausgeweitet. Und zu Jahresbeginn gab das Land darüber hinaus den Start eines neuen Pflegemodells bekannt: 28 Regionen sollen nun je einen Stützpunkt und 70 Subregionen bekommen; diese sind jeweils zuständig für mobile Hauskrankenpflege, Tagesheimstätten und betreutes Wohnen. Ein in Österreich einzigartiges Modell, das mit den vorhandenen Mitteln den größtmöglichen Positiveffekt für die Betroffenen erzielt.

 

WOHNBAU

Im Jänner hat die Landesregierung Pläne für eine massive Erweiterung des geförderten Wohnbaus und für mehr leistbaren Wohnraum im Burgenland präsentiert. Größte Neuerung: Das Land steigt mit einer Tochtergesellschaft selbst in den Wohnbau ein – für Mieter wird damit möglich, durch Zahlung ihrer Miete ihre Wohnung zu sehr günstigen Konditionen zu erwerben. Noch heuer sollen in allen sieben Bezirken erste Wohnungen gebaut werden und bereits 2023 sollen die ersten Burgenländer in die neu errichteten Wohnungen einziehen können.

MINDESTLOHN

Auf Betreiben von Landeshauptmann Doskozil ist 2019 im Burgenland ein Mindestlohn von 1.700 Euro netto eingeführt worden. Dieser „gerechte Lohn“ (Doskozil) galt von Anfang an im Einflussbereich des Landes und wird auch in den kommenden Monaten auf weitere Ebenen ausgerollt, darunter auch immer mehr Gemeinden und Betriebe.

 

ENERGIEWENDE

Das Land und die Energie Burgenland haben eine neue Wärmestrategie präsentiert, die die Unabhängigkeit der burgenländischen Haushalte von den Energiepreisen am Weltmarkt stärken soll – und außerdem gut für das Klima und die Umwelt ist. Das Programm „PumpenPeter“ ist das erste Wärmepumpen- Abo Österreichs und inkludiert alles: von der Energieberatung bis hin zur Inbetriebnahme der Anlage, Entsorgung des bisherigen Heizsystems sowie Wartung über die gesamte Laufzeit von 15 Jahren. Am Ende der 15-jährigen Laufzeit geht das Produkt in das Eigentum des Kunden über. Das Programm ist ein Meilenstein österreichischer Energiepolitik.