Heute

Ein Zeichen setzen

Etwas Schönes, Einzigartiges ist entstanden: Die Sanierung der dem Verfall preisgegebenen Synagoge Kobersdorf.  Herausgekommen ist wahrlich ein Kulturjuwel der Extraklasse, das im April 2022 feierlich eröffnet wurde.

 

© Steiner

Lange Zeit war die Synagoge Kobersdorf dem Verfall preisgegeben. Bis zum Jahre 2019, als das Land Burgenland die desolate, unter Denkmalschutz stehende Synagoge erworben hat. Die Landesimmobilien Burgenland (LIB) wurden mit der Generalsanierung beauftragt mit dem Ziel: Die Synagoge auferstehen zu lassen.

In detektivischer Recherchearbeit wurde nach alten Fotos gesucht und sich der Bedeutung jüdischer Symbolik und Farben vertraut gemacht. Das Gemäuer wurden trockengelegt – alles in Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt. Herausgekommen ist ein Kulturjuwel der Extraklasse. 

Der Haussegen - Die Mesusa

Dabei handelt es sich um eine am Türpfosten angebrachte Schriftkapsel, die keinem jüdischen Haushalt oder Gebetshaus fehlen darf und durfte. Im traditionell jüdischen Haushalt befindet sich an jedem Türpfosten eine Mesusa, außer an Badezimmern, Toilette und Keller. In den mit einer Mesusa gekennzeichneten Räumlichkeiten ist es erlaubt zu speisen.

Auch an der Eingangstür der Synagoge Kobersdorf war eine Mesusa angebracht, die aber fehlt. Die Mesusa an dem Türpfosten an der Eingangstür zur Synagoge ist vergleichbar mit einer Narbe, die man heute noch sieht.

Wenn jemand ein jüdisches Haus hergibt, kann er die Mesusa belassen – sofern das Haus oder Objekt von einer jüdischen Familie erworben wird – oder abmontieren oder mitnehmen. Im Normalfall wird die Mesusa mitgenommen. So dürfte es auch in Kobersdorf passiert sein. Es wird angenommen, dass der letzte Rabbiner von Kobersdorf, Rabbi Simon Goldberger, die Mesusa mitgenommen hat. Es wird sogar gemunkelt, ob er sie nicht mit ins Grab genommen hat.

Rabbiner Goldberger, seine Frau und seine drei Kinder im Alter von sechs Wochen, drei und fünf Jahren wurden am 20. April 1938 von Nationalsozialisten abgeholt, auf einen Lkw geladen und nach Neckenmarkt an die Grenze zu Ungarn gebracht. Recherchen des Architekten Anton Mayerhofer ergaben, dass an der Grenze zu Ungarn das ganze Hab und Gut der Familie Goldberger runtergeschmissen wurde. Sie fanden Unterschlupf in einer Weingartenhütte. Sie wurden in Ungarn misshandelt. Die Familie ist in Auschwitz umgekommen.

 

Jüdische Farbenlehre

Architekt Mayerhofer traf bei seinen intensiven Recherchen, die ihn sogar zum ausführlichen Bibelstudium animierten, auf die Farbenlehre des Judentums.Viele Antworten auf seine Fragen fand er im alten Testament. Dort ist beispielsweise der salomonische Tempel bis ins kleinste Detail und mit allen Anforderungen beschrieben. Die dominate Farbe in der Synagoge ist blau, da sie im Judentum den Himmel symbolisiert. Eine weitere dominante Farbe des Judentums ist Purpur. Auch der Zahl 10 kommt im Judentum eine besondere Rolle zu, weswegen auch zehn Leuchter in der Synagoge Kobersdorf angebracht sind. 

Raum für Neues schaffen – bewegte Vergangenheit der Synagoge

Die Synagoge bestand von 1860 bis 1938 als Synagoge. Nach dem Einmarsch der Nationalsozialisten diente sie als SA-Heim, als Turnsaal und Versammlungsort der Nationalsozialisten. Sie haben Bänke und Türen herausgerissen.

 

 

In späterer Folge wurde die „entweihte“ Synagoge als Lagerraum genutzt. Die Wiener Neustädter Stadtwerke hatten den Plan, eine Busgarage in der Synagoge zu errichten, was aber letztendlich am Kaufpreis scheiterte. Danach war das Objekt dem Verfall preisgegeben.