Gestern

Im Strudel der untergehenden Monarchie

Vor 100 Jahren, am 18. Juni 1922, wählten die Burgenländer unter widrigen Umständen zum ersten Mal ihren Landtag.

Bericht: Wolfgang Zwander

Erster Burgenländischer Landtag

© Burgenländisches Landesarchiv

Vor 100 Jahren, am 18. Juni 1922, hat im Burgenland die erste Land-tagswahl stattgefunden. Die Vorgeschichte zu dieser Wahl ist eine gute Erinnerung, dass die heute im Burgenland vorherrschende Stabilität alles andere als selbstverständlich ist. Das Burgenland ist nach dem Ersten Weltkrieg mitten in den Strudel der untergehenden Monarchie geraten. Die Grenzen waren bereits vor dem Krieg umstritten. Deutschnationale wollten das zu Ungarn gehörende, aber zu großen Teilen deutschsprachige Burgenland schon lange in die österreichische Reichshälfte eingliedern. Nach 1918 überschlugen sich dann die Ereignisse auf pannonischem Boden.

Habsburg will Thron zurück

Nach dem Ende der K.-u.-k.-Monar-chie wurden große Teile des einstigen Königreichs Ungarn durch tschechoslowakische, rumänische, jugoslawische und französische Truppen be-setzt. Vor dem Hintergrund dieser Landnahme riefen Sozialisten im März 1919 in Budapest eine Rätere-publik aus, enteigneten Großgrund-besitzer und verstaatlichten Banken, Großindustrie, Mietshäuser und be-stimmte Betriebe. Nur ein paar Monate später nah-men aber rumänische Truppen Budapest ein und die Räterepublik brachim August 1919 wieder zusammen.  Im Windschatten der rumänischen Truppen übernahm nun der Militär Miklós Horthy die Macht in Ungarn. Horthy gab politische Gegner der Verfolgung und Ermordung preis und führte erneut die Monarchie ein; was auch zur Konsequenz hatte, dass plötzlich wieder die aus Wien vertriebenen Habsburger Anspruch auf den ungarischen Königsthron erhoben. Davon wollte Horthy jedoch nichts mehr wissen. Das Burgenland war zu diesem Zeitpunkt noch immer ein Teil von Ungarn. Wenngleich es in den Frie-densverträgen nach dem Ersten Weltkrieg der Republik Österreich zugesprochen worden war.