Gestern

Hilfsbereitschaft hat Tradition

Die aktuellen Fluchtbewegungen aus der Ukraine lassen alte Erinnerungen an den Volksaufstand in Budapest 1956 wach werden.

Historischer Rückblick: Wolfgang Zwander

Anders als das Burgenland und Österreich blieb Ungarn nach dem Zweiten Weltkrieg unter sowjetischer Kontrolle; die wichtigsten Entscheidungen in Budapest waren Moskau vorbehalten. Nachdem der mit enormer Macht ausgestattete Sowjet-Diktator Josef Stalin 1953 gestorben war, wurde der Raum für Reformen aber auch östlich des Eisernen Vorhangs ein kleines Stück größer. Ermutigt durch die vom Kreml vorsichtig betriebene Entstalinisierung forderten vor allem Intellektuelle und Studenten in vielen Städten im Ostblock freie Wahlen und mehr Mitbestimmung.

In Ungarn wurde diese Bewegung so stark, dass ihre Vertreter nach Massenprotesten im Oktober 1956 die Regierungsgeschäfte übernahmen, demokratische Reformen durchführten und die Sowjet-Armee zum Verlassen des Landes aufriefen. Passiert ist in Folge jedoch das Gegenteil. Die sowjetische Armee schlug den Aufstand mit Gewalt nieder, Tausende Menschen verloren dabei das Leben, fast 200.000 Ungarn flüchteten vor den rollenden Panzern ins Burgenland. Die damaligen Berichte heimischer Zeitungen zu den Ereignissen in Budapest und der Flüchtlingsbewegung kommen einem heute wieder sehr aktuell vor.