Heute

Wir unterschätzen das Publikum fast immer

Alfons Haider feiert seinen 65. Geburtstag und spricht im Mein-Burgenland-Interview über seine große Karriere, seinen persönlichen Antrieb und seinen neuen Blick aufs Burgenland.

Unterhaltungskünstler Alfons Haider ist einer der bekanntesten Österreicher und aus dem heimischen Kultur- und Unterhaltungsgeschäft seit nunmehr Jahrzehnten nicht wegzudenken. Seit Jänner 2021 ist er im Burgenland als Generalintendant für Musiktheater und Festivals tätig. Seine ersten eigenen Aufführungen – „Der König und ich“ in Mörbisch und „Sissy“ im Schloss Tabor – wurden zu großen Publikumserfolgen. Und auch für die für 2023 geplante Mörbisch-Aufführung „Mamma Mia!“ sind mit Stand Ende November bereits mehr als 50.000 Tickets verkauft.

Herr Generalintendant, wie ist die nun so enge Beziehung zwischen dem Burgenland und Ihnen, dem gebürtigen Wiener, eigentlich zustande gekommen?

ALFONS HAIDER: Ich denke, das war Bestimmung. Mein erster Auftritt auf einer Großbühne war im Alter von 17 Jahren im Burgenland. Ich habe bereits damals gespürt, dass das die ersten Seiten einer längeren Geschichte sind. Jüngst habe ich einmal nachgezählt, ich habe insgesamt bereits 35 unterschiedliche Produktionen in Mörbisch gesehen. Und ich habe immer gewusst, dass ich hier einmal in der ersten Reihe stehen werde. Ich habe, offen gesagt, aber eher damit gerechnet, als Schauspieler hier wirken zu dürfen und nicht – wie es nun gekommen ist – als Generalintendant. Aber als die Stelle des Generalintendanten 2020 ausgeschrieben war, hat es sich für mich einfach sofort richtig angefühlt, meine Bewerbung abzugeben.

Sie stehen nun – das darf man anlässlich Ihres 65. Geburtstags sagen – seit vielen Jahrzehnten mit Ihrer Arbeit hocherfolgreich vor dem Publikum und überhaupt in der Öffentlichkeit. Wie gelingt es, über einen so langen Zeitraum so erfolgreich im Geschäft zu sein?

Man muss sich immer wieder neu erfinden. In jungen Jahren hat mir einmal eine Agentin gesagt: „Herr Haider, selbst wenn Sie in Wien den Hamlet spielen, weiß in München kein Mensch, wer sie sind. Wenn Sie unabhängig werden wollen, müssen Sie breit auftreten.“ Diese Worte waren für mich ein wichtiger Anstoß und Grund dafür, dass ich bewusst Rollen in internationalen TV-Serien gesucht und angenommen habe. In Österreich herrscht ein bisschen die Unsitte, dass man Menschen dauerhaft auf bestimmte Rollen festlegen will. Um langfristig erfolgreich zu sein, muss man aber aus diesen auferlegten Klischees immer wieder ausbrechen, man muss wachsen und sich neue Herausforderungen suchen.

Was haben Sie aus Ihren vielseitigen Erfahrungen auf der Bühne und vor der Kamera mitgenommen?

Mein Leben auf der Bühne hat mich zu dem gemacht, der ich heute bin. Eine ganz zentrale Lektion aus meiner Arbeit ist: Wir unterschätzen das Publikum fast immer. Das gilt fürs Theater wie fürs Fernsehen und fürs Kino. Man kann das Publikum nicht führen. Das Publikum ist die kreativste und fantasievollste Masse, die es gibt. Und es war immer die gemeinsame Reise mit dem Publikum, die mich in meiner gesamten Laufbahn am meisten fasziniert hat. Das Publikum und seine liebenswürdige, mitunter auch schonungslose Unberechenbarkeit sind mein Antrieb.

Nun arbeiten Sie seit knapp zwei Jahren im Burgenland. Wie ist Ihr bisheriger Eindruck? 

Zugegeben, ich habe bis zum Beginn meiner Tätigkeit neben den Bühnen des Landes nur zwei Sachen im Burgenland gekannt: Das war der Neusiedler See und das war Eisenstadt. Aber ich war zum Beispiel nie in meinem Leben im Südburgenland. Nun habe ich seit 2021 die Möglichkeit erhalten, dieses wunderbare Bundesland und die Kraft seiner Bewohner richtig kennenzulernen. Jetzt weiß ich, was mir in all den Jahren entgangen ist. Und vor allem in Relation zu seinen Einwohnern ist das Burgenland eine kulturelle Großmacht. Den Menschen, die das gestalten und gestaltet haben, kann man dazu nur gratulieren.