Wein

2021 war für uns wirklich perfekt

Weintourismus-Chef Herbert Oschep im Gespräch mit Winzer Thomas Kopfensteiner über gute Böden, das Projekt Jahrhundertwein und die Weinregion Eisenberg.

Anlässlich des Jubiläums „100 Jahre Burgenland bei Österreich“ ist im Vorjahr die Idee entstanden, dieses Jahrhundert mit einem ganz besonderen Wein ausklingen zu lassen: dem Jahrhundertwein. Projekt-Initiator Herbert Oschep, Obmann vom Weintourismus Burgenland, hat die vier Winzer besucht, die diese Jubiläums-Cuvée herstellen. Mein Burgenland präsentiert die dabei entstandenen äußerst informativen Wein-Gespräche mit den beteiligten Winzern. In der aktuellen Ausgabe beginnen wir mit Thomas Kopfensteiner im Südburgenland. In der nächsten Nummer geht es weiter zum Weingut Gesellmann in Deutschkreutz im Mittelburgenland und anschließend besuchen wir Georg Prieler am Leithaberg und schlussendlich Erich Scheiblhofer in Andau.

Herbert Oschep, Büroleiter von Landeshauptmann Hans Peter Doskozil und Chef des Weintourismus Burgenland, hat das Projekt „Jahrhundertwein“ ins Leben gerufen.

Herbert Oschep: Lieber Thomas, danke für die Einladung! Bitte stell kurz deine Region vor: Wo sind wir hier genau?

Thomas Kopfensteiner: Wir sind hier in der Gemeinde Deutsch Schützen-Eisenberg. Es ist mit rund 500 Hektar Teil eines sehr kleinen Weinanbaugebiets. Es beginnt oben bei den Ausläufern des Geschriebensteins, bei Rechnitz, und geht hinunter bis Heiligenbrunn. Wir sind ein Betrieb, den es seit 1795 gibt. Aber erst wir haben dann mit meinen Eltern begonnen, diesen Betrieb von klassischer Landwirtschaft auf den Schwerpunkt Wein zu verlagern. Wir haben die Chancen der Region erkannt und haben gesagt: Da wächst ein hervorragender Blaufränkisch. Wir haben die Weinfäche von zwei Hektar auf jetzt 16 Hektar erweitert.

 

Ganz salopp gefragt: Wie viel Flaschen Wein kommen da jedes Jahr raus?

Zum Selbertrinken ist es mittlerweile schon zu viel. Es sind 60.000 bis 70.000 Flaschen pro Jahr auf qualitativ hochwertigstem Niveau. Wir haben natürlich viele junge Weingärten ansetzen müssen, auf Weingartenfächen, die wir gerodet haben, weil die Flächen nicht gepasst haben. Aber noch wichtiger war, dass wir die alten Weingärten erhalten. Das ist ein hochinteressantes Thema. Wie lange dauert es nach dem Aussetzen, bis da wirklich ein veredeltes Produkt rauskommt? Wie kann man sich das vorstellen? In der Regel, mit den kräftigen Braunerde-Böden, die wir hier in Deutsch Schützen haben, sagen wir drei Jahre. Nach drei Jahren haben wir die erste Ernte. Nach dem fünften Jahr kommt der Wein in den Verkauf.

Wie alt sind deine ältesten Reben?

Die ältesten Reben sind mittlerweile mehr als 60 Jahre alt. Aber gehen wir nochmal zurück zu den jungen Weingärten. Wenn wir im Weingarten in Eisenberg aussetzen, wo wir sehr karge, steinige Böden haben, da braucht es deutlich länger als drei Jahre. Da brauchen wir vier bis fünf Jahre, bis wir eine erste kleine Ernte haben, weil da die Böden sehr karg sind.

Das Wasser steigt nicht so und die Wurzeln müssen daher erst weiter nach unten kommen, wo das Wasser ist. Das ist deutlich tiefer als hier unten in Deutsch Schützen auf den Braunerde-Böden. Das heißt, in Eisenberg müssen wir deutlich höhere Kosten aufwenden, aber für den Wein ist das irrsinnig interessant, es zahlt sich auf alle Fälle aus. Weil da ganz spannende, mineralisch interessante Weine rauskommen.

Lieber Thomas! Kommen wir noch zu einem anderen Thema: 2021 haben wir „100 Jahre Burgenland bei Österreich“ begangen und da ist die Idee geboren worden, zu Ehren dieses Jahrestages einen Jahrhundertwein zu kreieren. Vier Winzer sind dabei, einer davon bist du. Warum hast du sofort zugesagt?

Für uns ist es auf der einen Seite eine große Ehre, dass wir da mitwirken dürfen. Und auch eine Auszeichnung für das Schaffen der letzten Jahre. Uns ist es ein großes Anliegen, mit dem Eisenberg den Part aus dem Südburgenland für den Jahrhundertwein zu repräsentieren. Wir sind ein Betrieb, der sehr auf Mineralik und Finesse setzt, und können daher ein guter Teil im Gesamtspiel sein, der dem Wein die Mineralik, die Finesse und auch die Länge beifügen kann. Unser Glück war: 2021 war auch vom Wetter her besonders gut, wir haben einen wunderbaren Herbst gehabt, das haben wir sehr selten, dass das so ausgewogen und balanciert ist. Wir hatten eine Kombination aus Wasser aus dem Niederschlag, aus der tollen Sonneneinstrahlung – und dann den trockenen Herbst. 2021 war für uns wirklich perfekt. Da kann nix schiefgehen eigentlich. 

Nochmals danke – und auf unser Jahrhundertprojekt! Prost, zum Wohl!