Produkt des Monats

Das Pörkölt des Ostens

Lammcurry? Im Burgenland? Unbedingt! Das Gericht ist nämlich nicht nur österlich und köstlich, sondern auch burgenländischer, als Sie vielleicht im ersten Moment denken.

Ausgewählt von Max Stiegl

Dass das Nordburgenland, vor allem der Seewinkel, heute als Gemüsegarten Österreichs gilt, verdanken wir nämlich zu einem Gutteil den Schafen. Als nach den Napoleonischen Kriegen die Nachfrage nach Wolle stark gestiegen war, legten sich die Großgrundbesitzer der Gegend (die damals noch zu Ungarn gehörte) große Schafherden zu. Die genügsamen Tiere weideten in der kargen Landschaft und machten es so möglich, auch mit jenem Land Geld zu verdienen, das nicht für Landwirtschaft geeignet war.

Den Schafen sei Dank

Weil sie in der Puszta nicht nur fraßen, sondern sich des Gefressenen auch wieder entledigten, düngten sie den Boden. Mit den Jahren und Jahrzehnten wurden so aus den mageren Wiesen brauchbare Felder. In manchen Gegenden wurde außerdem aus ihrer Milch Käse gemacht. So genoss der Potzneusiedler Brimsen einen hervorragenden Ruf, jener gereifte Schaffrischkäse, der für den echten Liptauer unerlässlich ist und sonst aus der Slowakei stammt. Die Puszta-Schafherden verschwanden erst, als die Eisenbahnverbindung Wien – Budapest in den 1850er-Jahren fertiggestellt worden war.

Die Bahn machte es auf einmal möglich, frische Milch aus dem nördlichen Burgenland in die Metropole Wien zu bringen, die zu jener Zeit ein explosionsartiges Bevölkerungswachstum erlebte. Die Großgrundbesitzer stiegen von der Wolle auf die viel lukrativere Milchwirtschaft um. Das Schaf – und seine Haltung – galt fortan nur noch als „Kuh des kleinen Mannes“ und Symbol der Armut. Heute, mehr als hundert Jahre später, sind die Schafe in die Puszta zurückgekehrt. Die Familie Hautzinger etwa hält in Tadten über 600 Schafe, aus deren Milch sie Käse und Topfen macht und deren Fleisch zu Würsten wird. Einige Bauern wie Michael Andert halten wieder ungarische Zackelschafe, jene Rasse, die besonders gut an das Leben in der Puszta angepasst ist. Und engagierte Weinbauern wie die Triebaumers aus Rust setzen Schafe im Weingarten ein – sie sollen beim Grünschnitt mithelfen.

© Ingo Pertramer

Max Stiegl, 41, lässt sich nicht gern einschränken. Er verkocht alles, was ihm im Burgenland unterkommt: das Gemüse des Seewinkels, das Wildgeflügel des Leithabergs, die Fische des Sees und, wenn es sich ergibt, auch einmal Pferdekopf und Schilfrohr. Das hat ihm unter anderem einen Michelin-Stern und den Titel „Koch des Jahres“ eingebracht.

Fast wie damals, nur moderner

Im Burgenland sind zwar kaum traditionelle Rezepte für Schafe oder Lämmer überliefert, es ist aber schwer vorstellbar, dass die Hirten überzählige oder alte Tiere nicht gekocht und genossen haben. Wir dürfen davon ausgehen, dass sie es ähnlich wie das berühmte Pörkölt gekocht haben, in einer dicken Sauce mit ordentlich Gewürzen. Damit sind wir schon ziemlich nah dran am Curry – bloß, dass wir von der guten neuen Zeit profitieren. Statt ausgewachsenen Schafen können wir uns den Luxus von Lammfleisch gönnen, das zarter ist und weniger intensiv schmeckt; und wir können bei den Gewürzen aus dem Vollen schöpfen und außer Paprika auch Koriander und Kreuzkümmel, Kardamom und Kurkuma verwenden. Das Burgenland mit seinen vielen verschiedenen Kulturen war schließlich immer schon offen für Fremdes und Neues – vor allem, wenn es so gut schmeckt. Wem der Couscous zu exotisch ist: Nockerl passen auch wunderbar dazu.

So geht's

Ghee oder Öl in einem großen Topf erhitzen, Zwiebeln zugeben und unter Rühren ca. 5 Minuten glasig dünsten.

Joghurt, Chilipulver, Korianderpulver, Kreuzkümmel, Kardamom, Nelken, Kurkuma, Knoblauch, Ingwer, Tomaten und Salz zugeben und 5 Minuten simmern lassen. Lammfleisch zugeben und umrühren, sodass es gut mit der Sauce bedeckt ist.

Zugedeckt und bei niedriger Hitze 1 Stunde köcheln lassen.

Linsen und Wasser zugeben, gut unterrühren und bei geschlossenem Deckel weitere 30 Minuten kochen, bis das Lamm weich und die Linsen gekocht sind.

Gelegentlich umrühren. Vor dem Servieren mit Garam Masala und Koriandergrün bestreuen.

Für den Couscous-Salat:

Den Couscous mit etwa ½ l kochendem Wasser oder Suppe aufgießen und etwa 15 Minuten aufquellen lassen. Anschließend in eine große Schüssel umfüllen, mit einer Gabel auflockern, mit Garam Masala würzen und abkühlen lassen. In der Zwischenzeit das Gemüse und die Kräuter vorbereiten: Die Birnen schälen und in sehr kleine Würfel schneiden. Radieschen, Minze und Basilikum klein hacken. Die getrockneten Paradeiser kleinschneiden. Stangensellerie waschen, putzen und fein hacken (verwenden Sie auch das Grün, da dies den Salat wunderbar aromatisch verfeinert). Zum Schluss alle Zutaten gründlich miteinander vermischen und sorgfältig mit etwas Orangensaft (starten Sie mit der Hälfte), Salz, frisch gemahlenem Pfeffer und so viel Olivenöl (starten Sie mit etwa 3 EL) abschmecken, dass der Couscous-Salat schön saftig wird.