Prost & Mahlzeit

Unser Fokus ist Süßwein in höchster Qualität

Weintourismus-Chef Herbert Oschep spricht mit dem Süßwein-Künstler Gerhard Kracher über generationsübergreifende Aufbauarbeit, die Besonderheiten des Botrytis-Weins und internationale Erfolge. 

HERBERT OSCHEP: Wir befinden uns in Illmitz, auf dem wunderschönen Weingut Kracher, lieber Gerhard, herzlichen Dank für die Einladung. Das heutige Thema ist Süßwein. Süßwein ist im Burgenland bzw. ist für das Burgenland eine ganz besondere Marke. Auch international gibt es Süßwein nur in ganz wenigen Gebieten, und Gerhard, das macht euer Weingut auch mit aus, oder?

Gerhard Kracher: Natürlich, unser Weingut ist seit jeher spezialisiert auf Süßwein. Wir produzieren schon seit wir existieren, seit 1959, circa 70 % Süßwein, die restlichen 30 % entfallen auf trockene Weiß- und Rotweine. Aber auf Süßwein, Botrytis-Wein, lag immer unser Hauptaugenmerk. Denn unsere Region ist speziell, das hat schon die Generation meines Großvaters erkannt: dass man hier mit etwas auf der ganzen Welt so Seltenem etwas ganz Spezielles kreieren kann, womit man international an der Weinspitze mitspielen kann.

Warum funktioniert das gerade hier bei uns so gut?

Wir haben einerseits den Einfluss des Neusiedler Sees – das Wasser sorgt für sehr viel Luftfeuchtigkeit. Meine Heimatortschaft, Illmitz, liegt noch dazu im Herzen des Nationalparks; wir haben viele kleine Lacken, kleine Seen, das ist eine riesige Wasserfläche insgesamt. Dann kommen noch die Wiesen dazu, die durch ihre Tiefe immer eine gewisse Feuchtigkeit in sich tragen. All diese Komponenten ergeben das perfekte Klima, das perfekte Mikroklima, um die Botrytis – den Edelschimmelpilz – jedes Jahr gedeihen zu lassen. Diese ganz spezielle Kombination nutzen wir natürlich, in dieser Intensität gibt es das weltweit sonst eigentlich nicht.

 

Du sagst ja immer, Weinbau ist ein Generationenthema …

Ein Weingut, oder überhaupt Landwirtschaft, ist ja nie das Lebenswerk eines Einzelnen. Man sieht das auch international an den großen Weingütern der Welt, es braucht Generationen, um die richtige Stilistik zu entwickeln, um alle Feinheiten herauszuarbeiten. Als mein Großvater begonnen hat, war unser Weingut kein Weingut. Wir waren eine kleine Mischwirtschaft und mein Großvater hat immer die Vision gehabt, Winzer zu werden. Das hat ein bisschen gedauert, aber er hat damals, 1949, den Grundstein dafür gelegt, dass wir heute in der Welt bekannt sind. Mein Vater hat Anfang der 80er-Jahre übernommen und unser Fokus lag immer auf hochwertigem Süßwein; auf der höchsten Qualität, die wir produzieren können. Er ist leider relativ frühzeitig verstorben, aber wir arbeiten immer noch an und nach seiner Vision, dass unser Wein auf keiner erstklassigen internationalen Weinkarte fehlen darf. Und wir kommen der Sache immer näher.

Noch seltener sind ja rote Süßweine, da eignet sich laut dir der Zweigelt am besten. Hauptsorte beim Weißen ist auch bei euch in Illmitz der Welschriesling, oder?

Ja. Der Welschriesling war bei uns am Weingut schon immer die Hauptsorte. Wir haben fast 50 % unserer Rebenanlagen mit Welschriesling bestockt, weil er als Süßwein einfach diese Komplexität hat. Und wenn man da hineinriecht, erfährt man wunderschöne, ganz reife Quitte, als wenn man sie frisch aufschneidet und vor das Gesicht hält, genau so riecht das. Das ist ganz typisch für einen Welschriesling. Man sieht, dass diese Weine für die Ewigkeit gemacht sind – für Generationen! Die Weine von jetzt können in hundert Jahren noch getrunken werden.

Welcher war für dich einer der burgenländischen Top-Süßwein-Jahrgänge in den letzten 25 Jahren?

1995, das ist für mich ganz klar, das ist der Jahrgang des vorigen Jahrhunderts oder Jahrtausends, wie man es so nehmen will, für Süßwein. Das war auch unser großer internationaler Durchbruch als Weingut, als dieser Jahrgang international bewertet wurde.