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101 Jahre Blau im Burgenland

Das Familienunternehmen Koó hat die alte Tradition des Blaudrucks erfolgreich in die Gegenwart geholt. 

© Bernd Preiml

In dem Jahr, in dem das Burgenland zu Österreich kam, wurde auch das Unternehmen Koó gegründet. Seit 1921 gibt es den Familienbetrieb. Heute wird die Firma in dritter Generation von Joseph und Miriam Koó geführt. Weil es aufgrund von Corona im Vorjahr nicht möglich gewesen ist, hat Koó nun heuer im August, also im Jahr 101 der Firmengeschichte, das 100-Jahre-Jubiläum nachgefeiert.


Einer der Letzten in Europa

Heute gibt es nur noch zwei Blaudruck-Werkstätten in ganz Österreich, und Koó ist auch einer der letzten „Blaufärber“ in Europa. „Zu der Zeit, als mein Großvater die Färberei erbaute, war er einer von vielen“, erzählt Joseph Koó: „Aber auch hier ist die Zeit nicht stehen geblieben. Modernere Farben und Massenproduktion verdrängten in den 1950er- und 1960er-Jahre nach und nach das aufwendige Handwerk.“

Doch mit Fleiß und Kreativität gelang es der Famile Koó, ihr Unternehmen durch diese Krise zu führen. 2008 übernahm Joseph Koó, der bis dahin als Grafiker in Wien gearbeitet hatte, gemeinsam mit seiner Frau Miriam den Betrieb. Ihnen war von Anfang an wichtig, die Tradition zu bewahren, sie aber gleichzeitig in die Gegenwart zu holen, indem sie immer wieder Neues ausprobieren wollten.

 

Altes Handwerk ist wieder im Trend

Sie hatten mit dieser Herangehensweise Erfolg. Zuletzt entwarf etwa Designerin Susanne Bisovsky ein Dirndl für die Blaudruckwerkstätte Koó und für die Wiener Secession entstanden Billetts, Seidenschals, Tischläufer, Servietten und Geldtaschen. Der Name Blaudruck ist übrigens ein wenig irreführend: Tatsächlich wird nicht blau bedruckt, sondern blau gefärbt. Die weißen Muster werden beim Färben ausgespart. Erst die Oxidation an der Luft lässt die Farbe von Gelb über Grün zu Blau umschlagen. 2010 wurde der Original Burgenländische Indigo-Handblaudruck in das „UNESCO-Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes in Österreich“ aufgenommen. Seit 2018 gehört das Handwerk sogar zum immateriellen Weltkulturerbe. Heute lässt sich getrost sagen: Blaudruck erlebt gerade eine große Wiederentdeckung. „Handwerk und individuelle Fertigung sind wieder gefragt“, ist sich das Ehepaar Koó einig: „Und die Leute verstehen auch, dass unsere Arbeit und unser Material ihren Preis hat.“

 

Teil der Identität des Landes

Landeshauptmann Hans Peter Doskozil hat der Familie Koó bei ihrer Feier persönlich gratuliert.

„Als ich Kind war, gab es in jedem Haushalt einen Fiata, diese typisch burgenländische, blaue Schürze. Daher spiegelt für mich der Blaudruck auch die Identität und Vielfalt unseres Landes wider, und das Unternehmen Koó macht diese Tradition und Wurzeln greifbar“

Hans Peter Doskozil