Produkt des Monats

Betörend süß und ein bisschen schwülstig

Im alten Griechenland galt die Quitte als Symbol für Liebe und Fruchtbarkeit. Die außergewöhnlich aromatische Frucht wird heute vor allem zu feiner Marmelade oder Gelee verarbeitet.

© Stine Christiansen

Die Quitte ist eine durch und durch sinnliche Frucht: Ihre wollüstigdralle Form soll Rubens zu einigen der berühmtesten Hinterteile der Kunstgeschichte inspiriert haben, der zarte Flaum, der sie überzieht, macht Quittenstreicheln zu einem erstaunlichen haptischen Erlebnis. Und dann ist da der Duft: betörend süß und ein bisschen schwülstig, wie eine fruchtige Version von Rosenblüten an einem lauen Sommerabend. Manch eine(r) findet ihn so gut, dass er (oder sie) die Quitte gar nicht verkochen will, weil sie die Küche gar so herrlich parfümiert.

Fruchtiges Blütenaroma

Glücklicherweise schmeckt die Quitte fast so gut, wie sie riecht: Zum fruchtigen Blütenaroma mischen sich noch ein wenig Zitrone, etwas Apfel, Birne und manchmal eine Idee Mineralität wie bei den weißen Weinen vom Leithaberg. Ihre wunderbar herbe Süße macht sie nicht nur zu einem guten Dessert, sondern auch zum perfekten sündigen Begleiter von zart geschmortem Fleisch.

Kein Wunder, dass die Griechen sie zur heiligen Frucht der Aphrodite, der Liebesgöttin, erklärten und sie lange vor dem Apfel in Europa kultiviert wurde. Auch der mythische goldene Apfel des Paris, der den trojanischen Krieg auslöste, soll ursprünglich eine Quitte gewesen sein, und manch obstkundiger Bibelforscher meint, dass es einst eine Quitte und kein Apfel war, die Eva sich vom Baum der Erkenntnis pflückte.

Sanft garen

Dass Quitten bei uns nicht öfter gegessen wird, liegt vielleicht daran, dass die Früchte bei den meisten Sorten roh steinhart und ungenießbar sind – kein gutes Verkaufsargument in einer Zeit, in der die Fertiggerichte im Supermarkt immer mehr werden und selbst Reis schon vorgegart verkauft wird. Erst sanft gegart, wird die Quitte cremig weich, ihr blassgelbes Fleisch verfärbt sich intensiv rosa, eine Farbe, die viel besser zu ihrem sinnlichen Aroma passt.

Süßer Genuss

In Europa wird sie meist süß genossen: Schon die alten Griechen buken sie mit Gewürzen in Milch und Honig, die Engländer toppen sie nach dem Schmoren gern mit heißer Vanillesauce oder backen sie zu Kuchen und Tartes, genauso wie Äpfel. In Spanien und Portugal wird sie seit vielen Jahrhunderten ausgekocht und aus den Säften ein knallrotes Gelee gemacht – unser Wort Marmelade leitet sich daher vom portugiesischen Wort für Quitte, Marmelo, ab. Das gestampfte Fruchtfleisch wird zu Quittenbrot getrocknet, das auf keiner Käseplatte fehlen darf. Die größten Quittenliebhaber sind aber wahrscheinlich im Nahen und Mittleren Osten und in Nordafrika zu Hause. Auch dort wird die Quitte gelegentlich als Nachspeise serviert (vor allem in der Türkei), viel öfter aber landet sie in würzigen Gerichten wie den fleischigen Tajines Marokkos oder iranischen Eintöpfen.

Im Gut Purbach lassen wir uns gern davon inspirieren und paaren sie zum Beispiel mit einem anderen, bei uns ebenfalls ungewöhnlichen Genuss: dem Kaninchen. Dieses einst als Armeleuteessen verschriene Tier ist eine eigene Geschichte wert – und wird dank Quitte zu einem echten Festmahl. Unbedingt probieren!

Geschmortes Kaninchen

mit Quitten

So geht´s:

Das Kaninchen grob zerlegen. Einen breiten Schmortopf (die Fleischstücke sollten nebeneinander Platz haben) erhitzen und Öl und Butter darin heiß werden lassen. Kaninchenteile auf allen Seiten etwas Farbe nehmen lassen, dann Stangensellerie und Knoblauch zugeben. Den Deckel fest auflegen und bei schwacher Hitze schmoren lassen. Das Fleisch von Zeit zu Zeit wenden und den Deckel gleich wieder auflegen. Nach ca. 30 Minuten die Quittenstücke zugeben (alte Quittensorten benötigen mitunter etwas länger, Anm.).

Nach einer guten Stunde wird das Kaninchen ordentlich Flüssigkeit abgegeben haben. Nun den Deckel abnehmen und die Flüssigkeit bei mittlerer Hitze verdampfen lassen. Die Fleischstücke nochmals wenden. Sobald die Flüssigkeit eingekocht ist, Weißwein, fein geschnittenen Rosmarin, Salz und Pfeffer zugeben. Den Wein etwas verdampfen lassen, dann die zerkleinerten Tomaten zugeben.

Fleisch und Quittenstücke aus dem Topf nehmen. Sud, Gemüse, Quittengelee und 1 TL Mehl pürieren. Diese Sauce wieder in den Topf geben, aufkochen und etwas eindicken lassen. Mit einem Spritzer Essig abschmecken. Die Kaninchenteile hineinlegen und gut durchwärmen lassen. Auf Tellern anrichten und mit Petersilie und den geschmorten Quitten garnieren.