Produkt des Monats

Burgenland ist Kürbisland

Pikant, salzig oder gerne auch süß – der Kürbis bereichert die burgenländische Küche seit Jahrhunderten.

© Stine Christiansen

Der Kürbis ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie toll es ist, dass im Burgenland so viele Kulturen aufeinandertreffen. Im Rest Österreichs war das köstliche Gemüse bis vor gar nicht allzu langer Zeit nämlich als Schweinefutter verschrien. Bei uns aber wird er dank der vielen Ungarn und der Einwanderer aus Kroatien und Slowenien schon seit Jahrhunderten genossen: Die Sorten, die hier traditionell angebaut werden, sind dementsprechend die gleichen, die auch am Balkan gern kultiviert werden – und die Kürbisvielfalt ist bis heute hier viel größer als sonstwo im Land.

Bereits im Juni reifen im Burgenland die ersten Speisekürbisse, eine längliche weiße Variante, deren Schale wie bei allen Sommerkürbissen so dünn ist, dass sie mitgegessen werden kann. Sie werden meist geraspelt und als „saurer Kürbis“ als Zuspeise gegessen. Den ganzen Sommer über folgen Zucchini in großen Mengen, die gerne mit Topfen und Rahm verkocht werden.

Frisch bis in den Frühling

Im Herbst reifen dann die Zentnerkürbisse (die charakteristischen, riesigen orangen und runden Exemplare) und, ganz wichtig, der Kürbiskönig des Burgenlands: der Ungarische Blaue. Seine blaue Schale ist so dick und widerstandsfähig, dass er bei richtiger Lagerung leicht bis in den nächsten Frühling hinein frisch bleibt. Er schmeckt besonders intensiv, ein wenig karottig, jedenfalls sehr süß und wurde beziehungsweise wird oft im Rohr gebacken – etwa als Winteressen gemeinsam mit Fenchel oder mit Äpfeln.

Doch nicht nur bei den Speisekürbissen wussten die Burgenländer immer schon, was gut ist. Auch das berühmte Kürbiskernöl hat im Mittel- und Südburgenland eine lange Tradition – mitunter sogar noch eine längere als in der Steiermark, die das Öl gern für sich beansprucht. So steht die älteste erhaltene Ölkuh – jenes Gerät, auf der einst Öl geschlagen wurde – heute im Landwirtschaftsmuseum St. Michael im Burgenland.

Das gesunde Fett der Armen

Die klassische burgenländische Sorte für das Öl ist der Gleisdorfer Ölkürbis, der sehr widerstandsfähig gegen jegliche Art von Witterung ist. Im 19. Jh. galt Kürbiskernöl vor allem als Fett jener Familien, die sich kein Schmalz leisten konnten oder, wenn sie Schweine hatten, das Fett lieber für Geld verkauften, als es selbst zu essen. Es wurde für Salate wie Kraut oder Endivien verwendet, über diverse Gemüse gegossen, zu Ölkuchen gebacken und sogar als Lampenöl verwendet. Heute gilt es als ausgesprochene Delikatesse.

Auch jene Kürbisse, die oft als Tierfutter verwendet werden, können köstlich sein, etwa der etwas abfällig benamste Schweinekürbis: Die Burgenlandkroaten im Mittelburgenland raspeln und salzen ihn, pressen ihn aus und backen ihn mit einem dünnen Teig belegt zu köstlichen Kürbisflecken. Die sind so gut, dass sie mittlerweile weit verbreitet sind. In Purbach verbinden wir den Kürbis gern mit einer weiteren burgenländischen Kulinarik-Institution und machen Strudel aus ihm: oft salzig, aber im Herbst auch gern süß wie im folgenden Rezept.

© Ingo Pertramer

 

Apfel-Kürbis-Strudel mit Ingwer:

So geht´s:

Kürbis schälen, schneiden und grob raspeln. Die Äpfel schälen, entkernen und ebenfalls grob raspeln. Einen Esslöffel Butter in einer Pfanne erhitzen, das Kürbisfleisch leicht ausdrücken und hinzufügen. Die geraspelten Äpfel, den Ingwer, das Vanillemark und den Zucker untermengen. Zugedeckt im eigenen Saft dünsten, bis die Masse weich ist, etwa 20 Minuten. Immer wieder gut vermischen. In einer beschichteten Pfanne einen Esslöffel Butter erhitzen und die Briochebrösel zugeben. Mit Alufolie abdecken und im Backrohr bei 140 °C ca. 25 Minuten ziehen lassen. Strudelteig auf einem bemehlten Geschirrtuch auseinanderfalten. Mit zerlassener Butter die Innenseite des Teiges bestreichen. Kürbis-Apfel-Masse auf zwei Dritteln des Teiges verteilen, Brösel darüberstreuen, straff einrollen und die Enden verschließen. Mit flüssiger Butter bestreichen, Süßwein darübergießen und ca. 40 Minuten bei 200 °C goldbraun backen. Mit Staubzucker bestreut servieren.