Prost & Mahlzeit

Das Beste für das Burgenland herausernten

Weintourismus-Chef Herbert Oschep im Gespräch mit Winzer Georg Prieler über Ab-Hof-Verkauf, das Ende der Alpen und den Jahrhundertwein

Interview: Herbert Oschep

© ZVG, Josef Steiger

Anlässlich des Jubiläums „100 Jahre Burgenland bei Österreich“ ist die Idee entstanden, dieses Jahrhundert mit einem ganz besonderen Wein ausklingen zu lassen: dem Jahrhundertwein. Projekt- Initiator Herbert Oschep, Obmann vom Weintourismus Burgenland, hat die vier Winzer besucht, die diese Jubiläums- Cuvée herstellen. Mein Burgenland präsentiert die dabei entstandenen, äußerst informativen Wein-Gespräche mit den beteiligten Winzern. In der aktuellen Ausgabe sind wir zu Gast beim Weingut von Georg Prieler in der Region Leithaberg.

Herbert Oschep: Lieber Georg, danke, dass wir heute bei dir sein dürfen in deinem wunderschönen Weingarten. Könntest du uns etwas über die Region und ihr Klima erzählen?

GEORG PRIELER: Wir sind hier auf einer besonderen Anhöhe, auf den Ausläufern der Zentralalpen. Damit stehen wir an der Grenze zwischen Alpen und Pannonischer Ebene. Einerseits haben wir daher diese kühlen Böden mit Kalk und Schiefer, und andererseits haben wir genug Wärme für unseren hochwertigen Blaufränkisch.

Oschep: Wir spüren auch eine Brise. Hat das auch einen Einfluss auf den Weinbau hier?

PRIELER: Wind ist für uns sehr wichtig, vor allem, wenn man – so wie wir – biologisch arbeitet. Wind bringt Gesundheit für den Weingarten. Wenn die Luft gut durchgeht, trocknet der Wein etwa nach dem Regen schneller ab. Der Wind steuert auch die Photosynthese, damit es nicht zu schnell geht.

Oschep: Wir haben hier ein super- gutes Glas Rotwein in der Hand, was trinken wir?

PRIELER: Wenn wir zwei hier so stehen, trinken wir natürlich nur das Beste. Blaufränkisch von der Ried Goldberg, nicht zu jung, aber nicht zu alt, Jahrgang 2015.

Oschep: Gibt es deiner Meinung nach eine Formel, wie lange man den Wein ruhen lassen und ab wann man ihn trinken soll?

PRIELER: Man kann sagen, ein Blaufränkisch fängt wirklich an, mehr Tiefe zu zeigen, ab einem Alter von fünf Jahren. Wenn man ihn früher trinkt, ist es nicht so, dass man damit etwas Schlechtes machen würde. Aber man versäumt halt ein bisschen was: Aromen und Cremigkeit. Also ich sag immer: Besser ein bisschen zu früh als zu spät, was bei Blaufränkisch aber selten passiert.

Oschep: Das heißt, man sollte regelmäßig verkosten, wie weit der Wein ist?

PRIELER: Ja, genau, am besten jedes Jahr ein paar Flaschen kosten.

 

Oschep: Noch eine Frage zum Weintourismus. Wie siehst du hier die Entwicklung im Burgenland?

PRIELER: Wenn man die letzte Zeit betrachtet, dann ist der Ab-Hof-Verkauf etwas ganz, ganz Wichtiges. Das ist der direkte Kontakt zum Gast. In der Mimik des Gasts kann ich ablesen, wie ihm der Wein mundet. Man kann gemeinsam lachen, man kann gemeinsam auch Weine besprechen. Und was auch für den Ab-Hof-Verkauf spricht: Man kann ihn in eine Fahrradtour oder einen Ausflug integrieren und sich auch den Wein nachschicken lassen. Ich glaube schon, dass das eine große Zukunft bei uns im Burgenland hat.

Oschep: Lieber Georg, 2021 haben wir das Jubiläum „100 Jahre Burgenland bei Österreich“ begangen. In diesem Sinn wollten wir auch einen Jahrhundertwein kreieren – und du hast sofort gesagt, dass du da dabei bist. Warum hast du so schnell zugesagt?

PRIELER: Einerseits, muss ich ganz ehrlich sagen, ist dieses Projekt für mich irrsinnig inspirierend. Vier Gebiete versuchen, das Beste für das Burgenland herauszuernten. Mehr Herkunft geht gar nicht. Ich muss gestehen, das ist für mich auch eine Herausforderung. Weil wir cuvéetieren den mineralischen Charakter vom Leithaberg, einen ausdrucksstarken Eisenberg mit der Kraft vom Mittelburgenland und der Cremigkeit vom Neusiedler See – und diese vier Komponenten haben eine ganz eigene Faszination.

Oschep: Mit was für einer Traube wirst du uns da begeistern? Was wird dein Beitrag sein beim Jahrhundertwein?

PRIELER: Also vom Leithaberg auf jeden Fall Blaufränkisch, aus zwei von unseren bekannten Lagen Goldberg und Mariental, je nachdem, wie es schön reinpasst, wie es sich ergänzt. Mir ist wichtig, dass von unseren vier Gebieten Elemente drinnen sind. Ich versuche, von unserem Gebiet diese charmante Mineralik mitreinzubringen und das komplexe Fruchtspiel.

Oschep: Klingt perfekt! Also ich freue mich schon auf das Endprodukt.
Danke vielmals!

 


Herbert Oschep, Büroleiter von Landeshauptmann Hans Peter Doskozil und Chef von Weintourismus Burgenland, hat das Projekt „Jahrhundertwein“ ins Leben gerufen. Dabei kreieren die vier burgenländischen Winzer Gesellmann, Kopfensteiner, Prieler und Scheiblhofer eine Cuvée zu Ehren des Jubiläums „100 Jahre Burgenland bei Österreich“. Oschep hat die vier renommierten Winzer besucht und mit ihnen über ihren Wein und ihre Arbeit gesprochen. Mein Burgenland bringt Auszüge aus den daraus entstandenen Gesprächen.

SCHÜTZEN AM GEBIRGE
Die Gemeinde ist ein typisch nordburgenländischer Weinbauort, der letzte an der Wulka vor deren Einmündung in den Neusiedler See, eingebettet zwischen Ruster Hügelland und Leithagebirge.