Produkt des Monats

Das Burgenland ist eine stärkere Marke, als wir alle glauben

Winzer Erich Scheiblhofer über seine Großprojekte, den Trend zum bekömmlichen Weißwein und das Burgenland auf der Überholspur.

© Scheiblhofer

Anlässlich des Jubiläums „100 Jahre Burgenland bei Österreich“ ist die Idee entstanden, dieses Jahrhundert mit einem ganz besonderen Wein ausklingen zu lassen: dem Jahrhundertwein. Projekt-Initiator Herbert Oschep, Obmann vom Weintourismus Burgenland, hat die vier Winzer besucht, die diese Jubiläums-Cuvée herstellen. Mein Burgenland präsentiert die dabei entstandenen äußerst informativen Wein-Gespräche mit den beteiligten Winzern. In der aktuellen Ausgabe sind wir zu Gast beim Weingut von Erich Scheiblhofer in Andau.

HERBERT OSCHEP:  Lieber Erich, vielen herzlichen Dank für die Einladung in dein Weingut. Wobei Weingut ja untertrieben ist. Es ist ein fantastisches Ressort. Bevor wir über das Thema Wein sprechen, hätte ich noch eine andere Frage. Wie kommt man auf die Idee, in Andau ein Hotel mit 118 Zimmern zu bauen?

ERICH SCHEIBLHOFER: Diese Frage habe ich in den letzten zwei Jahren sehr oft gehört (lacht). Aber für mich war es einfach ein logischer Schritt, um den Tourismus und vor allem den Weintourismus noch ein Stück weiter nach vorne zu bringen. Wir wollten das Wein Erlebnis in unserer Region einfach noch einmal ausbauen und verstärken. Das war die Triebkraft hinter unserer Entscheidung. Plus ein junges Team, das etwas bewegen will. Das macht dann einfach Spaß.

Ich bin im Burgenland viel unterwegs, und dein Name fällt wirklich sehr oft in meinen Gesprächen. Wie ist es für dich, wenn man mit der eigenen Arbeit so im Fokus steht?

SCHEIBLHOFER: Die Erwartungshaltung unseren Projekten gegenüber ist natürlich wirklich eine gewaltige. Ich nehme das aber vor allem als Selbstmotivation. Diese Steine habe ich mir ja auch selbst auf die Schultern gelegt. Und beim Tragen dieser Steine hilft mir ein klarer Fokus auf die Dinge, um die es hier wirklich geht: nämlich Geselligkeit, guter Wein, Lebensqualität und das Leben hier im Burgenland, wo es eigentlich schöner nicht sein könnte.

Guter Wein ist ein gutes Stichwort. Ich bin ja ein passionierter Rotweintrinker. Wie siehst du aber eigentlich die Zukunft des Weißweins im Burgenland?

SCHEIBLHOFER: Ich sehe eine Entwicklungschance, die ist sogar über dem Rotweinpotenzial. Denn alle wissen, Burgenland und Rotwein, das ist eine perfekte Beziehung, da sind wir Weltspitze und in Österreich sicherlich die größte Nummer. Wir erleben beim Weißwein aber gerade insgesamt einen neuen Trend, und der heißt auf den Punkt gebracht: Bekömmlichkeit. Das gilt auch für den Roten, ganz speziell aber für den Weißen.  Und hier sind wir im Burgenland extrem stark:

hohe Reife, eine reife Frucht und eine bekömmliche Säure. Wir haben gerade Bouquet-Sorten wie Muskateller oder Sauvignon blanc bei uns im Verkauf. Da hat sich der der Absatz in den letzten drei Jahren verdoppelt.

Wie erklärst du dir diese enorme Steigerung?

SCHEIBLHOFER: Man sieht hier wirklich, dass die Konsumenten – national wie international – sich mittlerweile ganz gezielt für Weißwein aus dem Burgenland entscheiden. Wir waren und sind hier qualitativ auf der Überholspur.

Kurz noch ein anderes Thema: Als wir 2021 das Jubiläum „100 Jahre Burgenland bei Österreich“ begangenen haben, ist auch die Idee geboren worden, dazu passend einen Jahrhundertwein entstehen zu lassen. Vier Winzer gehen nun dieser ganz besonderen Aufgabe nach. Einer davon bist du. Warum hast du trotz deiner laufenden Großprojekte gleich Ja gesagt?

SCHEIBLHOFER: Ich denke, es ist eine einmalige Chance, dieses Jubiläum auch wirklich mit einem Faktum zu belegen. Einfach zu sagen, wir sind gut, das ist zu wenig. Man muss es auch beweisen. Zum Glück war auch der Jahrgang 2021 ein großartiger und wird in die Jahrhundert-Annalen eingehen. Die Fassproben, die ich jetzt schon probiert habe, die bestätigen: Das wird ein Jahrhundertjahrgang werden.

Ich freue mich schon sehr darauf. Du wirst natürlich deine besten Zweigelttrauben einbringen. Von wo kommen die? Weißt du das schon?

SCHEIBLHOFER: Ja, das weiß ich schon. Die kommen aus meinen drei besten Lagen. Die genaue Auswahl wird dann die finale Verkostung bringen. Ich denke, hier kann nichts schiefgehen.

Klingt großartig. Wie siehst du eigentlich die Markenentwicklung im Burgenland? Ist das Burgenland eine starke Marke?

SCHEIBLHOFER: Das Burgenland ist eine stärkere Marke, als wir alle glauben. Demut ist ja etwas Schönes, aber wir haben Weltklasse errungen, wir haben 100 Punkte bei den Rot-, Weiß- und Süßweinen. Wir sind international geschätzter, als wir glauben. Wir sehen es beim Export und der Nachfrage. Es ist jetzt an der Zeit, selbstbewusst zu sein und zu sagen: Das Burgenland ist an der Spitze der Welt angekommen.

Und da ist es wichtig zu sagen: Bordeaux war gestern, Burgenland ist heute.

SCHEIBLHOFER:

Prost!