Produkt des Monats

Der Apfel fällt von vielen Stämmen

Quer durch die Geschichte des Burgenlandes zieht sich als fruchtige Konstante der Apfel. Vom recht wilden Kultivieren Hunderter Sorten in Streuobstwiesen über den internationalen Verkauf moderner Schmucksorten bin hin zur Renaissance des "Siebenschläfers". 

© Luzia Ellert

Das Burgenland, vor allem der Süden, war immer schon ein Obstland und vor allem berühmt für seine tollen Äpfel. Jeder Hof und jeder Garten hatte seine eigene Apfelsorte, Hunderte verschiedene sind überliefert, von fast vergessenen wie dem säurebetonten Siebenschläfer bis hin zum immer noch legendären süß-sauren Maschanzka oder dem aromatischen Kronprinz Rudolf.

Streuobstwiesen als Nahversorger

Die burgenländischen Äpfel reiften nicht wie heute in Plantagen, sondern auf sogenannten Streuobstwiesen, die hinter den Bauernhäusern oder am Ortsrand angelegt wurden. Hier wachsen die verschiedensten Sorten wild durcheinander – die Mischkultur schützt die Bäume vor Schädlingen und sieht außerdem prächtig aus. Unter den Bäumen können Schafe und Ziegen weiden, Hühner picken, und das Gras kann als Futter für die Tiere gemäht werden. Die alten, abgestorbenen Bäume sind Lebensraum für Insekten, Vögel und andere kleine Tiere. Weil die Bäume nur wenig geschnitten werden und prächtige Kronen entwickeln, ist deren Kultur weniger arbeitsintensiv. Die Erträge sind mitunter sehr gut, der Geschmack der alten Sorten ist allerdings oft deutlich herber, und die Früchte sind optisch nicht so makellos wie jene, die wir heute aus dem Supermarkt kennen.

Das störte allerdings lang kaum jemanden. Wie überall wurden auch im Burgenland Äpfel nämlich kaum gegessen, sondern vor allem getrunken: Most war lange das wichtigste Getränk der Bauern. Nur die besonders schönen Früchte wurden in Fässer gepackt und an große Städte verkauft – Äpfel aus dem Südburgenland bis nach Budapest. Die Birnen, die eben ebenfalls auf den Streuobstwiesen gediehen, wurden zu Kletzen getrocknet und im Winter verbacken, etwa für das weihnachtliche Früchtebrot.

Altes & Neues (und retour)

Erst mit der amerikanischen Prohibition in den 1920er-Jahren begannen Apfelbauern, ihre Ware in den USA vermehrt als gesunden Snack zu vermarkten, Züchter begannen, an schönen, großen, saftigen und vor allem süßen Sorten zu arbeiten. Auch der Marketingspruch „An apple a day keeps the doctor away“ stammt aus dieser Zeit. Der Erfolg war durchschlagend: Heute ist der Apfel das meistgegessene Obst der westlichen Welt. Statt in Streuobstgärten wächst er heute allerdings vor allem in großen Plantagen, die viel effzienter und leichter zu ernten sind. Die Streuobstwiesen wurden entweder nicht mehr bewirtschaftet oder die Bäume darauf gleich gefällt. Heute ist höchstens noch ein Viertel der alten Wiesen übrig.

Mittlerweile erkennen allerdings immer mehr Menschen den Wert dieser uralten Art des naturnahen Apfelanbaus. Eine von ihnen ist Brigitte Gerger aus Oberwart und Fürstenfeld. Sie kümmert sich mit ihrem Verein Wieseninitative um den Erhalt alter Streuobstwiesen und untersucht ihre Baumbestände. Sie und der Verein haben bereits über 300 verschiedene Apfel- und Birnensorten im Burgenland gefunden und dokumentiert. Dank ihrer Arbeit wurde der Rückgang der Streuobstwiesen vielleicht nicht umgekehrt, aber im Burgenland zumindest gestoppt. Der eingangs erwähnte Siebenschläfer ist übrigens Gergers Lieblingsapfelsorte.

Sie heißt so, weil sie als allerletzte im Frühling erwacht und blüht. Gerade das könnte sie zu einer Sorte der Zukunft machen: Spätfröste machen kommerziellen Apfelbauern dank Klimawandel mittlerweile massiv zu schaffen, weil Gala, Jonagold und Co wegen der milden Winter immer früher austreiben. Züchter arbeiten daher aktuell daran, moderne Sorten mit Spätblühern wie dem Siebenschläfer zu kreuzen. Im Gut Purbach verwenden wir so säurebetonte Äpfel besonders gern für Kompott oder unsere gebackenen Apfelspalten. Wenn Sie keinen Siebenschläfer finden können: Ein Granny Smith tut’s auch. Das Rezept mag nicht besonders ausgefallen sein, es ist aber ein wunderbares Beispiel dafür, dass das einfachste Essen oft das beste ist.

Gebackene Apfelradeln

wie im Gut Purbach 

 

So geht´s:

  1. Eier trennen, Mehl, Vanille, Zesten, Salz, Milch und Eidotter vermengen.
  2. Eiweiß zu Schnee schlagen und unter die Masse rühren.
  3. Die Äpfel schälen, das Kerngehäuse ausstechen und die Äpfel in fingerdicke Scheiben schneiden.
  4. Anschließend in den Teig tauchen und in einer Pfanne in heißem Fett schwimmend beidseitig goldbraun herausbacken.
  5. Mit einer Mischung aus Staubzucker und Zimt bestreuen und noch heiß servieren.