Produkt des Monats

Der Birne ihre Bühne

Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm – und die Birne sollte gleich daneben landen. Denn diese ursprünglich aus Asien stammende Frucht steht immer im Schatten des großen Alleskönners Apfel, wobei sie das gar nicht verdient hat.

Birne Pavlova

Ich weiß, man soll sie nicht vergleichen, aber die Birne hätte sich mindestens so viel Aufmerksamkeit und Präsenz verdient wie der Apfel. Wenn sie gut ist, hat sie eine Cremigkeit, eine komplexe Süße, eine aromatische Tiefe, von der ein Apfel nur träumen kann. Verstehen Sie mich nicht falsch: Äpfel können köstlich sein. So richtig geil wie eine Birne werden sie aber nicht. Wie auch der Apfel stammt die Birne ursprünglich aus den Wäldern und Bergen Zentralasiens. In der europäischen Antike war sie noch viel beliebter als der Apfel. Die alten Römer und Griechen bevorzugten sie, und auch die Chinesen kultivierten um das 12. Jahrhundert bereits über 40 Birnensorten, wohingegen nur eine Apfelsorte überliefert ist. Noch am Hof von Sonnenkönig Ludwig XIV. gehörte sie zum gefragtesten Obst.

Ist doch Apfel wie Birne

Auch bei uns wurde die Birne einst viel öfter gegessen. Während der Apfel vor allem gepresst und zu Most vergoren wurde, wurden Birnen nicht nur getrunken, sondern auch zu Kletzen getrocknet und dienten dann den ganzen Winter lang als Snack und Süßungsmittel für allerlei Bäckereien. Erst als nach der amerikanischen Prohibition neue Apfelsorten auf den Markt drängten, wurde der Speiseapfel zu der allgegenwärtigen, oft alles andere Obst verdrängenden Frucht, als den wir ihn heute kennen und, ja eh, auch lieben.

Die Birne hat diesen Sprung in den Supermarkt irgendwie nicht ganz so erfolgreich geschafft. Die Ursachen sind eher praktischer Natur: Sie lässt sich nicht so gut lagern wie der Apfel und hat oft nur wenige Stunden, in denen sie so richtig gut schmeckt, nicht Wochen oder Monate. Sie reift von innen nach außen, weswegen man ihr nicht immer ansieht, in welchem Zustand sie gerade ist, und oft sind die besten Birnen auch die weichen, die sich nicht gut zu Supermärkten transportieren lassen und schnell Druckstellen bekommen, wenn neugierige Finger sie angreifen. (Um ihr etwas auf die Sprünge zu helfen und weil Gesundheitstipps immer ziehen, schlage ich daher eine Anpassung und freie Übersetzung
der alten englischen Apfelpropaganda vor: Birne essen, Arzt vergessen!)

Altbewährtes macht Laune

Die besten Birnen kommen oft nicht von modernen Plantagen, sondern von alten Streuobstwiesen oder den knorrigen alten Bäumen, die bis in die 1960er-Jahre so gern entlang von Landstraßen gepflanzt wurden, um ja jeden Meter Land zur Selbstversorgung zu nutzen. Hier findet man noch seltene, fast vergessene, einst typisch burgenländische Sorten wie die kleine, dafür umso köstlichere Dechantsbirne oder die Scheiblbirne, eine typische Most- und Schnapsbirne. Hin und wieder ist auch meine Lieblingssorte dabei, die Alexander Lucas, die im späten 19. Jahrhundert in Frankreich entstand. In eine reife Alexander Lucas zu beißen, ist für mich immer noch eine der großen Freuden des Herbsts.
Wenn ich sie nicht schon frisch aufgegessen habe, mache ich gern folgendes Dessert aus ihr.

Bratbirnen Pavlova

SO GEHT'S:

Backrohr auf 140 Grad Umluft vorheizen.


Eiweiß mit Salz aufschlagen und Zucker langsam einrieseln lassen. Den Zucker gut ausschlagen, mindestens 15 Minuten, bis er ganz aufgelöst ist. Die Stärke durch ein Sieb langsam einrieseln und unterheben.


Schöne Pavlova Gupfer mit einem Löffel auf ein Blech formen oder mit einem Spritzbeutel spritzen, nicht größer als 8cm Durchmesser. Etwa 30 Minuten backen.

Zucker in einer Pfanne karamellisieren lassen, Birne in kleine Würfel schneiden, zugeben und kurz mitbraten. Mit Amaretto ablöschen, Zimt und Zitronensaft dazu geben und etwas einkochen.


Gut auskühlen lassen und dann die Masse mit Mascarpone verrühren.


Pavlova horizontal halbieren, mit Bratbirne Masse füllen und vor dem Servieren mit Eierlikör übergießen und mit Birnenchips garnieren.