Produkt des Monats
Der Herbstklassiker: Edelkastanie
Wer in den kommenden Wochen durch die Wälder des Günser Gebirges wandert, der kann weitaus mehr Köstlichkeiten als nur Pilze finden: Die berühmten Edelkastanien der Gegend reifen bald wieder und warten auf motivierte Klauber. Die Nüsse schmecken, einmal geröstet, verführerisch süß und cremig mit einem kräftigen Aroma, das ein wenig an frisch gebackenes Brot und Marzipan erinnert. Jeder wilde Baum trägt etwas andere Früchte. Manche
sind größer, manche kleiner, einige süßer, andere eher herb. Manche sind schwerer, andere leichter zu schälen. Erfahrene Kastaniensammler (oder eben Kästenklauber, wie sie hier heißen) wissen genau, welcher Baum was für Früchte trägt.
Kastanien sind nicht nur köstlich, sondern auch sehr gesund: Im Gegensatz zu anderen Nüssen speichern sie ihre Energie vor allem in Form von Stärke, nicht Fett. Sie haben ziemlich genau das gleiche Eiweiß-Fett-Protein- Verhältnis wie Weizen. Kastanien klauben war daher früher einmal überlebensnotwendig, die Nüsse waren lange ein Grundnahrungsmittel der armen Bevölkerung, nicht nur in den Günser Bergen, sondern überall in Europa.
Ein Alleskönner
Sie wurden nicht nur frisch gegessen, sondern auch getrocknet und zu Mehl vermahlen. Zu besonderen Anlässen wurden sie zu Süßspeisen wie Kipferln oder Kastanienreis verarbeitet. Bis die Kartoffel nach Mitteleuropa kam, waren Kastanien für viele der wichtigste Stärkelieferant. Frische Kastanien verderben allerdings schnell. Um die Früchte das ganze Jahr über haltbar zu machen, wurden sie entweder getrocknet oder ähnlich wie Kraut vergoren: Traditionell wurden sie dafür noch in den „Igeln“, den stacheligen Schalen, zu Gärhaufen geschlichtet – die Säure der Milchsäurebakterien schützt sie.
Neu entdeckte leckere Tradition
Wann und wie genau die Kastanie ins Burgenland und ins Günser Gebirge gekommen ist, ist nicht restlos geklärt. Entweder waren es bereits die Römer, die sie hier pflanzten, oder erst ein paar Jahrhunderte später französische Zisterzienser- Mönche, die das Klostermarienberg besuchten – seither gedeiht sie prächtig in den Günser Bergen. Einst standen Kastanienbäume im Burgenland auf jeder Streuobstwiese. Im Herbst zogen die Bauern zudem in die Wälder, um wilde Kastanien zu sammeln. Mit dem Verschwinden der alten Streuobstwiesen ist der Bestand in den vergangenen 80 Jahren allerdings massiv geschrumpft. Der Verein D’Kaestnklauba bemüht sich um den Erhalt der Kastanien und der mit ihnen verbundenen Tradition. Seine Mitglieder verkaufen nicht nur Maroni aus Wildsammlung, sondern stellen aus ihnen auch allerlei verarbeitete Produkte her. In Klostermarienberg wird außerdem jedes Jahr am 26. Oktober ein großes Kastanienfest gefeiert – nach einigen Jahren Corona-Pause gibt es 2023 endlich wieder ein Fest. Im Gut Purbach verarbeiten wir die Nüsse gern zu Süßspeisen wie Maronireis oder gebrannter Maronicreme, oder wir machen eine würzige Suppe daraus. Sie ist die perfekte Vorspeise für ein herzhaftes Herbstmenü mit gebratenem Wildgeflügel, etwa Schnepfen – aber das ist eine andere Geschichte.
Maronischaumsuppe
wie im Gut Purbach
So geht´s:
Schalotten in Butter leicht anschwitzen, aber nicht zu viel Farbe nehmen lassen. Maroni grob hacken, in die Pfanne geben und ein paar Minuten weiter auf niedriger Flamme rösten. Mit Weißwein ablöschen und etwas einkochen. Fond dazugeben und zugedeckt bei sanfter Hitze circa 10 Minuten köcheln. Mit Salz, Pfeffer, 1 Prise Zucker und Muskat würzen.
Obers, Milch und Kokosmilch dazugeben, einmal aufkochen lassen, mit dem Mixstab fein pürieren und durch ein feines Sieb streichen. Suppe nochmals aufkochen. Mit kalten Butterwürfeln mixen (montieren), damit sie sämiger wird. In Schüsseln anrichten, mit dem Petersil und einigen Maronistücken garnieren und servieren.
PS: Schmeckt auch köstlich mit frischer weißer Trüffel!