Prost & Mahlzeit
Der Seewinkler Duftbauer
Dort, wo sein Vater einst Erdäpfel anbaute, steht Stefan Zwickl nun in eine betörende Duftwolke gehüllt. Auf den Äckern des Thermenortes pflanzt er unzählige Duftpflanzen. Der alte Schweinestall der elterlichen Landwirtschaft dient nun der Produktion von ätherischen Ölen und zur Unterhaltung seiner Gäste. Dass die Verwandlung des Schweinstalls in ein Duftatelier nicht ohne Generationenkonflikt und Dorftratsch über den Sohn, dem die Düfte den Verstand vernebelt hatten, ging, verpackt er in sehr vergnügliche Geschichten.
Duftpflanzen aus aller Welt
Erstaunliches und Exotisches findet man auf den Feldern: zart duftenden Marzipansalbei, Rosenthymian, Anis- Ysop. Kostbare Immortelle, auch Currykraut´genannt, wird zur Wundheilung eingesetzt. Asiatische Ringelblume, die einen deutlichen Bananenduft aufweist und einen auf die Märkte des Orients versetzt. Angstlösendes Zimtbasilikum wächst hier ebenso wie erfrischende Pfefferminze, die nicht nur kühlt, sondern auch Kopfschmerzen besänftigt. Dass nur echter Lavendel wirklich beruhigende Wirkung entfaltet, erfährt man auf der Duftsafari ebenso, wie dass die Parfumeure aus Rosenholztagetes eine Basisnote für edle Parfums herstellen. Selbst Eukalyptus, das im fernen Australien heimisch ist, kultiviert der Duftbauer erfolgreich im sonnenverwöhnten Seewinkel.
Zwischen Feld und Duftatelier
Die Dufterlebnisse sind ein sinnliches Abenteuer, das auf die Felder und ins Duftatelier führt, wo man erfährt, wie ätherische Öle destilliert werden, sie riecht und ihrer Wirkung nachspüren kann. „Vom Feld in den Flakon“ ist das Motto des innovativen Duftbauern. Dabei ist viel Handwerkskunst im Spiel und ein bisschen Alchemie. Denn jede Pflanze will anders behandelt werden – man kann ätherische Öle aus frischen oder getrockneten Pflanzen, aus Blättern, Blüten oder Hölzern gewinnen, es gibt viel zu wissen. Und genau das gefällt dem Forschergeist Stefan Zwickl, der seine Düfte in Apothekenqualität herstellt. Destillen nach Bauplänen von Leonardo da Vinci werden anschaulich im renovierten Schweinestall erklärt.
Auch bei einem Saunaaufguss in der St. Martins Therme, für die Stefan Zwickl eigene Steppendüfte entwickelt hat, kann man sich von der wohltuenden Wirkung überzeugen. Selbst für die Basilika in Frauenkirchen hat er im Auftrag des Pfarrers einen eigenen Klosterduft entwickelt, balsamisch, erdig, leicht muffig – und sehr beliebt. Opulenter und blumiger hingegen fiel die Duftkomposition für das Schloss Halbturn aus. In die außergewöhnliche Welt der Duftpflanzen kann man hier im wahrsten Sinne des Wortes reinschnuppern.
Fotos: Nicole Heiling