Soziales

Ein neues Zuhause

Ein Pflegekind zu betreuen ist keine einfache Aufgabe. Im Burgenland gibt es daher ein einzigartiges Anstellungsmodell für Pflegeeltern, damit mehr Zeit für die wirklich wichtigen Dinge bleibt.

Nicht einmal zwei Tage hatte Familie P. Zeit, alle notwendigen Dinge für ein viereinhalb Monate altes Kind einzukaufen. Als der Anruf kam, wussten Isabell P.* und ihr Mann, dass sie bald zu dritt sein werden. Für die kleine Lara* bedeutete der Anruf, dass sie bald ein neues Zuhause haben würde.

 

Glückliches Kinderleben

Knapp drei Jahre ist das nun her, Lara besucht den Kindergarten und lebt ein glückliches Kinderleben. „Wir haben damals selbst nicht damit gerechnet, dass es so schnell geht. Von unserer Bewerbung als Pflegeeltern bis zum Zeitpunkt, an dem wir den Anruf von der Behörde bekommen haben, vergingen gerade einmal vier Monate“, erklärt Isabell. Von der Möglichkeit, sich als Pflegeeltern zu bewerben, erfuhren Isabell und ihr Mann von einer Bekannten, die bereits ein Pflegekind aufgenommen hatte.

 

„Sie gehört zur Familie“

Nachdem sich Familie P. bei der Kinder- und Jugendhilfe beworben hatte, wurden die persönlichen, gesundheitlichen, sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse überprüft. Damit wird sichergestellt, dass die Pflegefamilien geeignet sind und Pflegekind und -familie gut zusammenpassen. Eine gewisse Unsicherheit bleibt natürlich vorhanden. „Es kann einem niemand garantieren, wie lange das Kind bei der Pflegefamilie bleiben kann. Aber für mich ist Lara einfach unsere Tochter und gehört zur Familie dazu. Ich kann mir das gar nicht mehr anders vorstellen“, so Isabell.

 

Österreichweit einzigartig

Nach der Karenz ließ sich Isabell als Pflegemutter bei den Sozialen Diensten Burgenland anstellen. Dieses Anstellungsmodell ist österreichweit einzigartig, für Isabell liegen die Vorteile auf der Hand: „Nach der Karenz war für mich die Frage, wie kann ich möglichst viel für die Kleine da sein, aber trotzdem etwas verdienen und versichert sein. Da ist das Anstellungsmodell in meiner Situation optimal.“ Oftmals benötigen Pflegekinder verschiedenste Therapien, und es ist schwierig, diese neben einem Vollzeitjob zu organisieren und zu begleiten. „Mit dem Anstellungsmodell kann ich meinem Kind die Möglichkeit geben, mehr Zeit zu Hause zu verbringen, und kann es bei Bedarf auch zu den verschiedenen Therapien bringen“, erklärt Isabell.

Positiv hervorzuheben ist auch die Professionalisierung des Anstellungsmodells. „Wir haben ein Mal im Monat Supervision und müssen 16 Stunden Fortbildung im Jahr machen. Das halte ich für wichtig, weil man sich mit den eigenen Themen besser auseinandersetzen kann, und gleichzeitig wird dadurch der Austausch mit den anderen Pflegeeltern gefördert“, so Isabell.

* Namen von der Redaktion geändert

 

Mehr Infos

Voraussetzungen für Langzeit- und Krisenpflegepersonen

  • Hauptwohnsitz im Burgenland
  • Betreuung von burgenländischen Pflegekindern
  • Bestätigung der Eignung durch die örtliche Bezirkshauptmannschaft (BH)
  • Maximal 4 Betreuungskinder (leibliche Kinder, Stief-/Adoptivkinder u. Pflegekinder)
  • Krisenpflege kurzfristig bis zu 6 Monate

VERSCHIEDENE ARTEN DER BETREUUNG:

Krisenpflege

Krisenpflegepersonen nehmen vorrangig Säuglinge und Kleinkinder kurzfristig für bis zu sechs Monate aufgrund einer familiären Krisensituation oder als Gefahr-im-Verzug- Maßnahme bei sich auf. Sie stehen auf Abruf zur Verfügung und können rund um die Uhr besetzt werden. Das Beschäftigungsausmaß beträgt zumindest 10 Wochenstunden als Basis. Bei der Betreuung eines Krisenpflegekinds erhöht sich das Beschäftigungsausmaß auf 20 Stunden und bei der Betreuung von zwei Krisenpflegekindern auf 40 Stunden.

Langzeitpflege

Langzeitpflegepersonen betreuen mittel- bis langfristig (d. h. bis zur Verselbstständigung) Pflegekinder im Auftrag der Kinder- und Jugendhilfe. Die Dauer des Pflegeverhältnisses kann im Vorhinein jedoch nicht immer festgelegt werden, zumal sich die Lebensbedingungen der Herkunftsfamilie so positiv entwickeln könnten, dass eine Rückführung des Kindes in Erwägung gezogen werden kann. Das Beschäftigungsausmaß richtet sich nach der Zahl der betreuten Pflegekinder.

Fragen zum Anstellungsmodell

Pflegeservice Burgenland GmbH
Petra Michtich, Ansprechpartnerin Pflegeeltern
Telefon: 05 09 44 1003
E-Mail: petra.michtich(at)soziale-dienste-burgenland.at