Heute

Ich bin ein sehr dankbarer Mensch

Barbara Karlich, ORF-Star und Österreichs bekannteste Burgenländerin, im Interview über die Kraft der Weihnachtszeit, ihre persönlichen Tipps für den Heiligen Abend und unsere große Liebe zu Traditionen. 

© Elena Vinogradova

MEIN BURGENLAND: Liebe Barbara, du bist ein großer Fan von Weihnachten. Was reizt dich an dieser besonderen Zeit des Jahres?

BARBARA KARLICH: Mein ganzes Leben ist sehr dicht getaktet. Ich habe fast immer einen vollen Kalender. Viel Stress mache ich mir dabei auch selbst. Ich kann wirklich nur sehr schwer NEIN sagen. Ich bin gerne für andere da. Weihnachten ist für mich dann ein bisschen das Gegenprogramm zum Rest des Jahres. Besinnlichkeit. Entschleunigung. Daheim einigeln, Tee trinken, Kekse backen, Weihnachtsfilme schauen. Runterkommen. Und auch wenn es banal klingt: einfach dem Frieden eine Chance geben. Ich beziehe das jetzt auf mein eigenes Leben. Aber eigentlich würde das wohl gerade der ganzen Welt guttun.

Kommt es dann aber nicht oft genau umgekehrt, dass wir uns zu Weihnachten besonders viel Druck machen, weil alles perfekt sein soll und wir als Ergebnis ausgerechnet in der Weihnachtszeit den größten Stress haben?

Da machen wir in meiner Familie schon lange nicht mehr mit. Geschenke gibt es bei uns nur für die Kinder, das erleichtert viel. Am 24. gibt es Fondue, wir beten, singen, essen, spielen Rummikub, Backgammon und Trivial Pursuit oder Bauernschnapsen und haben einfach einen gemütlichen Familientag. Das Lustigste an Weihnachten ist ja ohnehin für mich der Vorabend, der 23. Dezember. Wenn man am 23. schon Spaß hat – da lade ich gerne meine engsten Freunde und Cousins ein – kann man den 24. ganz entspannt angehen.

In deiner Sendung wird auch immer wieder das Thema Einsamkeit besprochen. Gerade zu Weihnachten, dem Familienfest, spüren viele Menschen dieses Gefühl stärker als unter dem Jahr.

Gefühl der Einsamkeit leider insgesamt noch verstärkt. Wichtig ist aus meiner Sicht, dass man zwischen Einsamkeit und Alleinsein unterscheidet. Ich bin sehr gerne allein. Nach den Aufzeichnungen sitze ich im Auto und genieße das Ö1 Radiokolleg. Allein im Wald unterwegs zu sein, nur mit meiner kleinen Dackeldame, entspannt mich ebenso. Einsamkeit ist natürlich etwas anderes. Das ist richtig schlimm. Man kann sich ja auch in Gesellschaft einsam fühlen. Für alle, die am 24. Dezember allein und einsam sind, habe ich – sofern die Gesundheit mitspielt – einen kleinen Tipp: Zuerst raus in die Natur! Das tut gut. Danach soll man sich etwas wirklich Schönes gönnen, zum Beispiel das Lieblingsessen, und dann dick einwickeln, ein gutes Buch lesen oder fernschauen. Und dann ist dieser spezielle Abend auch schon wieder vorbei.

Durch deine Arbeit hast du das Innenleben der Österreicher wohl besser kennengelernt als die meisten Psychologen in unserem Land. Was meinst du, wie ticken die Österreicherinnen und Österreicher?

Ich würde sagen, wir Österreicherinnen und Österreicher sind wirklich sehr humorvoll und lustig. Wir sind zum Glück auch selbstbewusster geworden. Wir sind sehr naturverbunden und wir lieben unsere Traditionen. Wir sind sehr kreativ, finden originelle Lösungen, sind locker, haben Esprit und sind schnell im Denken, also unglaublich vif.

Und was sind unsere Problemzonen?

Wir könnten uns noch mehr auf die Schultern klopfen. Schauen wir uns einmal an, wie toll sich Österreich entwickelt hat – kulturell, touristisch, wirtschaftlich, im Sport sowieso. Lebensqualität und Gastfreundschaft. Vor allem die Gastfreundschaft schätze ich extrem. Burgenländerwitze waren gestern. Viele beneiden uns um unsere tolle Entwicklung. Das Burgenland ist fast schon zu attraktiv (lacht). In meiner Brust schlagen aber ach zwei Herzen. Ich bin eine geborene Wienerin, die im Burgenland aufgewachsen ist. Während die Wiener Kinder zur Sommerfrische aufs Land geschickt worden sind, bin ich im Sommer zu den Großeltern nach Wien gefahren. Dadurch war ich immer ein bisschen urbaner. Ich habe bereits als Kind und später als Jugendliche herzlich wenig Wert auf die Meinung der anderen Menschen gelegt. Das war wohl das „Städtische, die Liebe zu Anonymität“ in mir. Über 20 Jahre habe ich sehr glücklich in Wien gelebt, mit der Geburt meiner Tochter sind wir wieder aufs Land gezogen, die Wohnung in Wien werde ich aber nie aufgeben. Mit einem Bein bin ich also immer noch leidenschaftliche Großstädterin.

Du bist mit der „Barbara Karlich Show“ nun schon seit 1999 äußerst erfolgreich im TV-Geschäft. Was, würdest du sagen, ist dein Erfolgsgeheimnis?

Liebe zum Job und viel Glück im Leben. Vielleicht ist es eine zärtliche Mischung aus gottgegebenem Talent und der Tatsache, dass Menschen mir gerne ihr Leben anvertrauen. Zudem verliere ich nie den Spaß an der Arbeit, die Leidenschaft und den Respekt vor diesem Job. Ich bin mit ganzer Seele dabei, vielleicht ist die Karlich Show einfach mein Schicksal. Den Erfolg für gegeben erachten, liegt mir mehr als fern, das stetige Dranbleiben und sich weiterentwickeln ist „part oft the game“. Kurzum: Ich bin ein sehr dankbarer, achtsamer und unsagbar zufriedener Mensch.