Wein

„Jetzt kannst du etwas Neues machen“

Weintourismus-Chef Herbert Oschep im Gespräch mit Winzer Albert Gesellmann über lehmige Böden, Trockenheit, den Bela Rex und die Motivation für das Projekt Jahrhundertwein.

Anlässlich des Jubiläums „100 Jahre Burgenland bei Österreich“ ist im Vorjahr die Idee entstanden, dieses Jahrhundert mit einem ganz besonderen Wein ausklingen zu lassen: dem Jahrhundertwein. Projekt-Initiator Herbert Oschep, Obmann vom Weintourismus Burgenland, hat die vier Winzer besucht, die diese Jubiläums-Cuvée herstellen. Mein Burgenland präsentiert die dabei entstandenen äußerst informativen Wein-Gespräche mit den beteiligten Winzern. In der aktuellen Ausgabe sind wir zu Gast beim Weingut von Silvia und Albert Gesellmann in Deutschkreutz im Mittelburgenland.

Herbert Oschep, Büroleiter von Landeshauptmann Hans Peter Doskozil und Chef des Weintourismus Burgenland, hat das Projekt „Jahrhundertwein“ ins Leben gerufen.

Herbert Oschep: Lieber Albert, herzlichen Dank für deine Einladung! Wir befinden uns hier in Deutschkreutz, der Heimat des Blaufränkischen. Welches Klima und welche Böden sind dafür verantwortlich, dass der Blaufränkische hier so gut wird?

Albert Gesellmann: Ja, das Mittelburgenland wird gern auch das „Blaufränkischland“ genannt. Grundsätzlich haben wir hier, wie überall im Burgenland, kontinentales Klima. Also einen heißen, trockenen Sommer und einen kalten, schneearmen Winter. Niederschläge lassen leider in den letzten Jahren zunehmend zuwünschen übrig. Aber der große Vorteil hier sind unsere Böden. Das Mittelburgenland ist geprägt von schweren, lehmigen Böden. Lehmboden hat eine perfekte Wasserspeicherfähigkeit und das ist das Spezielle hier. Die Weine gehen dadurch mehr in die Würze, haben mehr Pfeffrigkeit und diese dunkelbeerige Frucht.

Oschep: Stichwort Trockenheit – ist diese auf Dauer gesehen ein Problem für den Weinbau oder kann das durch die lehmigen Böden ausgeglichen werden?

Gesellmann: Natürlich müssen wir uns Gedanken machen über die sehr trockenen Winter mit wenig Niederschlag. Und leider Gottes kommt auch im Frühjahr immer weniger Wasser. Bis jetzt sind wir damit aber noch gut über die Runden gekommen. Diese Trockenheit führt zu kleineren Beeren, die im Weinbau von Vorteil sind. Dadurch hast du viel mehr Oberfläche im Verhältnis zum Volumen. Das bringt mehr Charakter, mehr Tannine, mehr Farbstoff. Aber ohne Wasser geht’s natürlich auch nicht, Wasser ist der Motor des Wachstums.

Oschep: Winzer ist man das ganze Jahr über. Aber was ist für dich der wichtigste Teil deiner Arbeit?

Gesellmann: Grundsätzlich gilt: Der Wein entsteht im Weingarten. Dort kriegt der Wein seine Identität und seinen Ausdruck. Der Weingarten ist unser Grundkapital, 80 Prozent der Qualität eines Weins kommen aus dem Weingarten. Das Weitere ist dann der Keller, die Kellerwirtschaft, das Verschneiden, die Cuvéetierung. Aber der Grundstock ist definitiv der Weingarten.

Oschep: Einer deiner erfolgreichsten Weine ist der Bela Rex. Was steckt da dahinter?

Gesellmann: Man muss fast sagen, der Ideengeber war mein Vater. Er war Ende der 1980er-Jahre einer der Ersten, der hier in der Region Cabernet Sauvignon gepflanzt hat. Und wir haben dann auch Merlot angebaut. Mein Vater hat mich dann ausgeschickt in die weite Welt und ich war 1991 in Südafrika und in Kalifornien. Als ich zurückgekommen bin, hat er zu mir gesagt: So, jetzt hast du viel gesehen, jetzt kannst du etwas Neues machen. Dadurch ist eigentlich die Idee geboren worden, dass man eine Cuvée mit internationalen Rebsorten macht: den Bela Rex. Am Anfang war das noch eine Cuvée aus 80 Prozent Cabernet Sauvignon und 20 Prozent Merlot. Im Laufe der Jahre haben wir den Wein immer weiter entwickelt. Heute ist das eine Cuvée aus 50 Prozent Cabernet Sauvignon und 50 Prozent Merlot. Und der Name Bela Rex kommt vom ungarischen König Bela IV., der im Jahr 1245 das Gebiet hier rund um Deutschkreutz erstmals urkundlich in Verbindung mit Wein erwähnt hat.

Oschep: Zum Schluss noch eine kurze Frage, lieber Albert. Wir haben uns ja miteinander etwas vorgenommen, nämlich unseren Jahrhundertwein. Du bist einer von vier Winzern, die ihn kreieren. Ich bin dir sehr dankbar dafür, aber warum tust du dir das eigentlich an? Du hast so viel Arbeit, deine großartigen Weine sind schon so enorm bekannt. Warum bist du bei diesem Projekt dabei?

Gesellmann: Das ganze Burgenland in einem Wein zu vereinen, in einer überregionalen Cuvée: Als ich von dir diese Idee gehört habe, habe ich die Herausforderung sofort gespürt. Und als ich dann noch die Namen der drei anderen beteiligten Winzer gehört habe, war es für mich eine Selbstverständlichkeit, dass ich hier mitarbeite. Wir wollen einen Wein kreieren, der einzigartig sein wird.

Oschep: Ich bin zutiefst überzeugt, dass das gelingen wird! Lieber Albert, danke dir vielmals!