Produkt des Monats

Leithaberger Edelkirsche

Der Leithaberg mag heute vor allem berühmt sein für die wunderbaren Trauben, doch einst waren sie bei Weitem nicht das einzige Obst, das an seinen Hängen prächtig gedeihte. Ein anderes war einst noch viel berühmter: die Leithaberger Kirsche.

Wie die Traube liebt sie das warme Klima und die Nähe des Neusiedler Sees, die vielen Sonnenstunden und den kalkhaltigen Boden. Sie reift hier früher als anderswo in Österreich und wird besonders süß und aromatisch. Lange Zeit allerdings wurde sie kaum im Burgenland genossen. Das rotbraune Gold des Leithabergs wurde stattdessen ins reichere Wien verkauft.

Während der Erntezeit zogen noch in den 1950er-Jahren tagtäglich fahrende Kirschhändler (die sogenannten „Pracker“) mit ihren Pferdewägen durch die Dörfer entlang des Leithagebirges, um Kirschen für die Wiener Märkte zu kaufen. Für viele Bauernfamilien, die Selbstversorger waren, bedeutete die Kirschernte das erste, oft dringend benötigte Bargeld des Jahres.

Die wurmfreie Geldquelle

Die Händler zahlten um die Mitte des vergangenen Jahrhunderts einen Schilling für ein Kilo Kirschen. Wer fleißig war, konnte bis zu 100 Schilling am Tag verdienen – ungefähr das Dreifache des sonst üblichen Tageslohns. Kein Wunder, dass fast alle Bauern Kirschbäume in ihren Weingärten pflanzten. Die Gemeinden Donnerskirchen, Purbach, Jois, Breitenbrunn und Winden bewirtschafteten zur Hochzeit des Kirschhandels jeweils 15.000 Kirschbäume, bis zu 15 verschiedene autochthone Sorten sollen hier gedeihen.

Das Stadtwappen von Jois schmückt bis heute eine Kirsche. Ihre Namen verraten oft, wie sie aussehen oder für welche Zubereitungsart sie besonders gut taugen: „Donnerskirchner Blaukirsche“, die „Frühbraune“ und die „Spätbraune“ aus Purbach, die „Windender Schwarze“, „Joiser Einsiedekirsche“ oder die „Hängerte“, die ihren Namen den stark überhängenden Ästen des Baumes verdankt. Die dunkle Farbe der Früchte ist für Ortsfremde oft irritierend, dabei deutet sie einen großen Vorteil an: Im Gegensatz zu roten Sorten sind die Kirschen vom Leithaberg nämlich so gut wie wurmfrei. 

Die Kirschen von damals

Ältere Leithaberg-Bewohnerinnen erinnern sich oft noch gut an die Kirschensaisonen ihrer Jugend: Oft waren es nämlich die Mädchen und junge Frauen, die die Kirschen in Fünfer-Partien brockten (die Burschen der Leithaberg-Dörfer verdienten ihr Geld eher mit dem Schilfschneiden). Bereits um vier Uhr in der Früh, knapp vor Tagesanbruch, standen die Ernter auf ihren Leitern. Die Kirschernte war und ist mühsam und mitunter gefährlich: Von hohen Leitern aus müssen die Früchte vorsichtig per Hand gepflückt werden. Die Ernter müssen dabei aufpassen, ja nicht auf Äste zu steigen, weil Kirschbaumäste leicht brechen und oft morsche Stellen haben, die kaum oder gar nicht zu sehen sind. Jedes Jahr stürzten einige junge Mädchen ab und verletzten sich mitunter schwer. Als die Zeiten glücklicherweise besser wurden und Bargeld im Frühjahr nicht mehr so knapp war, wurden die Kirschbäume mit den Jahren immer seltener: zu Beginn der 2000er Jahre waren nur mehr knapp 5.000 Kirschbäume übrig.

© Ingo Pertramer

Dank des Vereins „Leithaberger Edelkirsche“ wird der Kirschenanbau am Leithaberg heute aber wieder gefördert – weil die Kirsche, genauso wie der Wein, ein Stück burgenländische Kultur ist und die Früchte umwerfend gut schmecken. Probieren Sie sie zum Beispiel einmal nach dem folgenden Rezept.

 

Gratinierte Leithaberg-Kirschen mit „Zuckerla“-Sorbet (für 4 Personen):

Für das Sorbet:

So geht's

Das Wasser mit dem Xanthan vermischen und gut verrühren. Diese Mixtur mit dem Glycerin über das Zuckerla-Püree geben und mit einem Mixer gut verrühren. Anschließend bei minus 20 Grad Celsius einfrieren.

Für die Sabayon:

Für die gratinierten Kirschen Zucker, Weißwein und Eigelb mit dem Schneebesen in einem Schlagkessel verrühren. Im heißen Wasserbad 4 bis 5 Minuten cremig-dicklich aufschlagen. Sabayon im kalten Wasserbad kaltschlagen. Das Schlagobers steif schlagen und gemeinsam mit dem Amaretto und dem Gran Marnier vorsichtig unter die Sabayon rühren. Einen Esslöffel Zucker karamellisieren, mit einem viertel Liter Rotwein löschen und auf die Hälfte reduzieren lassen. Zesten von je einer halben Orange und Zitrone und den Kardamom dazugeben. Anschließend die entkernten Kirschen ebenfalls in den Topf geben und kurz aufkochen lassen. Die Kirschen mit Sabayon in ein ausgefettetes Förmchen füllen und bei 240 Grad Celsius gratinieren. Gemeinsam mit dem Sorbet servieren.