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Schnelle Entscheidungen sind ein Wettbewerbsvorteil

Hans Peter Rucker, Geschäftsführer der Landesholding Burgenland, über das Vermögen der Burgenländer, seine nicht immer angenehme Rolle und die Mitarbeiter der Zukunft.

Text: Wolfgang Zwander

In der Landesholding ist die unternehmerische Kraft des Landes Burgenland gebündelt. In insgesamt zehn Teilbereichen („Säulen“) arbeiten mehr als 5.000 Menschen, um das Burgenland voranzubringen. Mein Burgenland wirft im Interview mit Landesholding-Geschäftsführer Hans Peter Rucker einen Blick in diesen Maschinenraum des Burgenlandes.

 

Herr Rucker, wie würden Sie einem Zehnjährigen die Arbeit und die Aufgaben der Landesholding Burgenland erklären?

Hans Peter Rucker: Die Landesholding schaut darauf, dass mehr als siebzig unterschiedliche Unternehmen gut zusammenarbeiten und gemeinsam vieles für das Burgenland umsetzen. Was sind die konkreten Vorteile, die die Arbeit der Holding den Menschen im Burgenland bringt? Rucker: Die Unternehmen im Besitz des Burgenlandes sind ein Teil des Vermögens aller Burgenländer. Die Landesholding sorgt einerseits dafür, dass mit diesem Vermögen sorgfältig, transparent und wirtschaftlich umgegangen wird. Und andererseits stellen wir sicher, dass in nachhaltige Projekte investiert wird, die für unsere Zukunft entscheidend sind.

Die Landesholding wächst und wird zunehmend stärker. Woher kommt diese Entwicklung?

Rucker: Die Landesholding spiegelt die Herausforderungen unserer Zeit wider. Und diese sind in den vergangenen Jahren größer geworden. Nehmen wir allein die Bereiche Gesundheit und Pflege oder Umwelt- und Klimaschutz. Neugründungen unter dem Dach der Holding sind eine Antwort auf diese dynamischen Entwicklungen. Insgesamt hat es im Burgenland laut einer Aussendung der Wirtschaftskammer im vergangenen Jahr mehr als 1.000 Firmengründungen gegeben.

Allein daran sieht man, im Burgenland bewegt sich etwas.

Die Landesholding trägt ihren Teil dazu bei.

Wie gestaltet sich das Miteinander zwischen den Unternehmen der Landesholding und der burgenländischen Privatwirtschaft?

Rucker: In manchen Bereichen, vor allem im Tourismus, sind wir Mitbewerber; in den meisten Bereichen sind wir aber Auftraggeber für die burgenländische Wirtschaft. Entscheidend ist für mich, dass wir gemeinsam mit allen burgenländischen Unternehmen zur wirtschaftlichen Weiterentwicklung unserer Region beitragen. In der Gesamtheit ist es ein großes Zusammenspiel für den Standort Burgenland.

Die Wählerinnen und Wähler haben bei der vergangenen Burgenland-Wahl für klare politische Verhältnisse gesorgt. Wie wirkt sich dieses große Vertrauen in die Regierung auf die Arbeit der Landesholding aus?

Rucker: Diese Situation ermöglicht natürlich klare und rasche Entscheidungen durch den Eigentümer. Und gerade, wenn es um neue Ideen und zukunftsweisende Projekte geht, sind schnelle Entscheidungen ein Wettbewerbsvorteil.

Vertreter aus ganz Österreich kommen, um zu sehen, wie wir organisert sind

Vertreter aus ganz Österreich kommen, um zu sehen, wie wir organisert sind.

Was ist eigentlich der Vorteil für das Burgenland, wenn die einzelnen Beteiligungen des Landes im Rahmen einer großen Holding organisiert sind?

Rucker: Wir erfüllen für Unternehmen mit Landesbeteiligung die Aufgaben des Eigentümers. Der Eigentümer ist in einem Unternehmen ja der, der etwas fordert; und diese Rolle ist sehr wichtig bei Unternehmen. Es braucht einen Eigentümer, der Wirtschaftlichkeit und Ergebnisse fordert, der Ziele und Strategien vorgibt – und das ist auch eine Aufgabe als Landesholding. Das ist nicht immer angenehm. Aber es ist absolut notwendig, dass diese Rolle klar und mit Nachdruck ausgefüllt wird. Zudem erbringen wir Dienstleistungen für unsere Tochtergesellschaften – kostengünstig, qualitativ hochwertig und effizient. Dieses Modell ist auch ein großer Erfolg. Mittlerweile kommen laufend Vertreter von Kommunen aus ganz Österreich zu uns, um zu sehen, wie wir organisiert sind.

Ganz allgemein gefragt: Was macht es überhaupt notwendig, dass die öffentliche Hand unternehmerisch tätig ist?

Rucker: Weil sonst bestimmte Vorhaben nicht umgesetzt werden. Die öffentliche Hand hat den notwendigen langen Atem, um auch in Bereiche zu investieren, bei denen es nicht um größtmögliche Gewinne gehen kann, sondern um das Wohl der Gesellschaft. Wie etwa im Gesundheitsbereich.

Wie zieht man dabei die Trennlinie zwischen dem Erwirtschaften von Gewinnen und dem Investieren in Bereiche, die keinen unmittelbaren Gewinn versprechen?

Rucker: Wir unterscheiden da sehr genau zwischen marktorientierten und gemeinwohlorientierten Zielsetzungen. Bei bestimmten Bereichen wie Pflege, Krankenanstalten und Bildung stehen gemeinwohlorientierte Zielsetzungen im Vordergrund, bei anderen Bereichen wie etwa im Tourismus sind es marktorientierte Ziele. Unabhängig davon wollen wir aber in allen Bereichen als sozialer Unternehmer auftreten, der leistungsorientiert und wirtschaftlich agiert.

Als Geschäftsführer haben Sie für alle Bereiche die gleiche Verantwortung. Aber gibt es gewisse Bereiche, die Ihnen persönlich ganz besonders wichtig sind?

Rucker: Als Geschäftsführer sind für mich die Zahlen und die Wirtschaftlichkeit ein ganz entscheidendes Thema. Aber unabhängig davon sind mir die Pflege und die Krankenanstalten ein ganz besonderes Anliegen. Weil ich diese Bereiche für unsere westeuropäischen Demokratien allein schon aus demografischen Gründen für zentral halte. Und ich habe da auch einen besonderen Bezug, weil ich interimistisch Geschäftsführer der Burgenländischen Krankenanstalten gewesen bin und auch im Pflegebereich Erfahrung habe.

Was sind aus Ihrer Sicht in den kommenden Jahren die größten Herausforderungen für die Landesholding?

Rucker: Eine Riesenherausforderung ist, dass wir wirklich viele neue Zukunftsprojekte haben, die wir umsetzen müssen. Vor allem in Bereichen wie Energie und Nachhaltigkeit, aber natürlich auch bei Pflege und Gesundheit. Entscheidend dabei wird sein, dass wir dafür gut ausgebildete und fähige Mitarbeiter haben. Nur Unternehmen, die entsprechende Mitarbeiter finden, werden die Zukunft erfolgreich bewältigen. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen wir in Ausbildung investieren und auf die Veränderungen des Arbeitsmarktes reagieren. Dabei kann es nicht darum gehen, jedem alle Wünsche zu erfüllen. Sondern wichtig ist, dass man Mitarbeitern eine klare Perspektive gibt, dass man sie an Entscheidungsprozessen teilhaben lässt und dass man ihnen einen bestimmten Entfaltungsspielraum gibt. Das beste Unternehmen kann nur so gut sein wie die Menschen, die darin tätig sind.