Unterwegs

St. Margarethen trägt Bart

Es fällt auf: Unter den rund 2.800 Einwohnern von St. Margarethen sind sehr viele Bartträger, Vollbartträger, zu sehen. Das hat einen ganz bestimmten Grund.

Text: Doris Fischer

Wir VERLOSEN 3x2 Karten für die Vorstellungen am Samstag, 2. und 9. Juli 2022. 

Es ist wieder Passionsspielzeit im Römersteinbruch. Und das bedeutet, dass seit Ostermontag des Vorjahres sich die angehenden Jesusdarsteller oder auch Soldaten – aber nicht die römischen Legionäre, die immer glatt rasiert sind – ihren Vollbart wachsen lassen, damit dieser bis zum Start der Passionsspiele zu Christi Himmelfahrt ein beträchtliches Volumen hat. So wie das Wachsenlassen der Haare, wird auch das Abschneiden zelebriert. Nach der letzten Vorstellung – heuer ist es am 10. Juli – geht es gemeinsam zur Bartrasur. Der erste, der Haare lässt, ist Jesus.

Nicht nur das Barttragen hat eine lange Tradition, sondern auch dass ein Großteil der St. Margarethener bei den Passionsspielen mitspielt. Für viele ist die Passion sogar Familiensache.

Tradition seit 1926

Etwas, womit sie aufgewachsen sind – und das schon seit 1926, den ersten Passionsspielen in St. Margarethen. Ganze Familien waren in das Spiel und dessen Organisation involviert. Rund 400 ehrenamtliche Mitwirkende sind beteiligt, wenn alle fünf Jahre Leben, Liebe, Leiden und Auferstehung Jesu Christi zum Leben erweckt werden.

Familienverbundenheit

lässt sich auch heuer ausmachen: Wenn Emmausjünger Michael Schalling Jesus am Beginn des Spiels in sein Haus einlädt, dann handelt es sich bei diesem zu 50 Prozent um seinen Sohn Andreas Schalling, der als einer von zwei Darstellern ausgewählt wurde, die Rolle des Jesus Christus zu übernehmen.

Vater und Sohn finden es spannend miteinander zu spielen: „Ich bin bei der Passion, seit ich drei Jahre alt bin. Bei uns hat immer die ganze Familie mitgespielt, daher war es nicht ungewöhnlich, mit meinem Vater zu spielen. Aber natürlich kann man sich gut absprechen, wenn man in der Familie ist“, erzählt Jesus-Darsteller Andreas Schalling.

Aber auch für den zweiten Jesus-Darsteller, Rupert Kugler, sind die Passionsspiele eine besondere Familientradition: Sein Vater Kurt Kugler war vier Mal als Regisseur verantwortlich für die Spiele. Auch heute ist noch die ganze Familie bei den Spielen tätig. 

Sie alle sind mit ihren Familien in die Passion hineingewachsen und möchten dies natürlich an die nächste Generation weitergeben, wie etwa Eva Grill, die früher mit ihren Eltern und jetzt gemeinsam mit ihrem Mann, Sohn und Schwiegertochter, Nichten, Neffen und Enkelkindern an der Passion teilnimmt. „Ich bin schon als Kind hergekommen. Und auch meinen Kindern ist es wichtig, dass wiederum ihre Kinder mit der Passion aufwachsen und die Tradition weitertragen“, fasst Eva Grill den „Spirit“ der Passionsspiele zusammen.

Diese Tradition ist Teil unserer Gemeinschaft und unseres Miteinanders.

Frischer Wind

Die heurige Passion im Steinbruch ist eine Neuinszenierung nach dem Textbuch von Spielleiter und Ortspfarrer Richard Geier. Er sieht Jesus als Provokateur, der das alte Gottesbild zertrümmern und den Menschen ein Neues ins Herz legen wollte.

Neu ist auch ein Teil der Kostüme: Jesus, die Apostel und Emmausjünger wurden von den Schülerinnen und Schülern der Höheren Lehranstalt für Mode und Bekleidungstechnik Mödling unter der Leitung von Klassenvorständin Conny Bleich – die selbst auch aus St. Margarethen stammt – entworfen.

Gespielt wird im Römersteinbruch auf der Ruffinibühne noch bis 10. Juli, jeweils Samstag und Sonntag um 15 Uhr. Zusätzliche Aufführungen gibt es am Pfingstmontag, 6. Juni, und Fronleichnam, 16. Juni. Kartenreservierungen sind möglich per E-Mail an tickets(at)passio.at sowie im Passionsspielbüro, Kirchengasse 22, 7062 St. Margarethen im Burgenland.