Bildung

Vom Burgenland in die Welt – und zurück

Ein Gespräch mit einem deutsch-österreichischen Paar über internationale Beziehungen, Offenheit, den Auslandsösterreicher-Weltbund und den Heimatbegriff. 

Liest man Ingrid Altenburgers Vita, stechen einem neben vielfältigen Lehrtätigkeiten und etlichen Veröffentlichungen zwei Dinge ins Auge: Sprache und Sprachen hatten für sie Zeit ihres Lebens eine große Bedeutung, und dem entsprechend war sie bereits früh in der Weltgeschichte unterwegs – daran hat sich bis heute nichts geändert. Was man im Gespräch mit ihr und ihrem Mann, dem Philosophen Falk Hamann, quer durch alle Themen heraushört: wie wichtig der gebürtigen Zemendorferin und heutigen „Nah-Frankfurterin“ das Burgenland ist.

Mein Burgenland: Frau Altenburger, Sie sind heuer seit 30 Jahren aus Österreich „weg“, heute als Studiendirektorin in Darmstadt tätig, seit 2004 sogar als verbeamtete hessische Landesbedienstete. Ganz gerade heraus: Wie schafft man das als nach wie vor Österreicherin?

INGRID ALTENBURGER: Wenn man am Anfang anfängt, war ich ein neugieriges Kind, Reisen, das Ausland haben mich immer schon interessiert. Während der Studienzeit bin ich als Reiseleiterin für ein Wiener Busunternehmen viel durch Europa gereist, die erste Station war, wenn man so will, dann als sogenannte Serviertochter in der Schweiz. Sprache war für mich immer schon ein wichtiges Element – und das Schwyzerdütsch war schon einmal eine erste Herausforderung und hat irrsinnig Spaß gemacht. Nachdem in meinen ersten Berufsjahren dann die Grenze Richtung Osten aufgegangen ist, habe ich nicht lange gezögert und bin zu meiner Lehrverpflichtung an der HTL Eisenstadt für einen Tag pro Woche als Gastlehrerin bzw. Native Speaker nach Sopron gefahren. Dann kam als Nächstes über eine Ausschreibung die Stelle als Subventionslehrerin der Republik Österreich an der Deutschen Schule in Mailand sowie Unterricht am Österreich Institut. Und dort …

FALK HAMANN: ... kam ich ins Spiel (lacht).

ALTENBURGER: Genau, Falk war ein Kollege an der Deutschen Schule, für Philosophie zuständig, und wie soll man es anders sagen – die Liebe hat mich nach Deutschland geführt. Und da bin ich dann beruflich hängen geblieben, habe mich an der Europaschule in Darmstadt etablieren können.

… und wollten aber dennoch Ihre österreichische Staatsbürgerschaft nie aufgeben?

Nein, auf gar keinen Fall. Dank der EU musste ich das auch nie. 1993, zu meiner Zeit in Mailand, war ja Österreich noch nicht bei der EU – daher musste ich anfangs wie alle anderen Drittstaatenangehörigen bei der Fremdenpolizei Schlange stehen und meine Aufenthaltsgenehmigung beantragen. Das wurde mit dem Beitritt Österreichs dann obsolet; das war eines der häufigen Male, bei denen ich als Europäerin sehr dankbar war. Ein weiteres Mal bei unserem Umzug, weil für mich immer klar war: Nach Deutschland gehe ich nur, wenn ich Österreicherin bleiben kann. Und mehr noch, selbst mit der Verbeamtung an meiner Schule musste ich meine Staatsbürgerschaft nicht aufgeben. Was meine Arbeit für mich außerdem so erfüllend macht, ist, dass ich in der Europaschule nach wie vor tagtäglich mit meiner Herzensangelegenheit Internationalität – in Sachen Sprache, aber auch in meinem Unterrichtsfach Ethik – zu tun habe.

Genau bei der Internationalität setzt auch der Weltbund der Auslandsösterreicher (AÖWB) an …

Genau, denn mir war ein Anliegen, dass, wenn wir hierher gehen, ich dennoch die österreichische Mentalität und Identität bewahren und pflegen kann. So sind wir Mitglieder in der Österreichischen Gesellschaft Frankfurt am Main geworden, der AÖWB ist der weltweite Dachverband dazu. Wo zieht es Sie ganz besonders hin? Italien, besonders Rom war schon immer eine meiner Lieblinsdestinationen. Überhaupt habe ich zu Italien schon immer eine gewisse Herzensverbindung – das habe ich auch meiner
guten burgenländischen Schulausbildung zu verdanken (lacht). Denn als großer Latein-Fan hat mich Italienisch schon immer fasziniert. Aktuell, müssen wir ganz ehrlich gestehen, zieht es uns wieder ganz stark zurück ins Burgenland. Das wird dann auch unser nächster – und letzter – Umzug werden.

AUSLANDSÖSTERREICHERWELTBUND (AÖWB)

Der AÖWB ist die unabhängige Interessenvertretung für gut 590.00 Österreicher*innen, die derzeit im Ausland leben. Viele von ihnen sind Mitglied in den Österreicher-Vereinigungen in aller Welt, die regelmäßig Veranstaltungen organisieren, um die Verbindung der Mitglieder mit der Heimat zu stärken. Das Weltbundtreffen im September findet jedes Jahr in einem anderen Bundesland statt (Eisenstadt zuletzt 2019, 2023 in Graz).

Die Protagonistin dieses Beitrags ist Mitglied der Österreichischen Gesellschaft Frankfurt am Main e.V. (ÖGF).