Heute

Wenn Mensch und Maschine harmonieren

Im OP des Krankenhauses Oberwart arbeitet ein „Kollege“, der keinen Mundschutz trägt und vier anstatt zwei Arme hat: der OP-Roboter DaVinci. Mit ihm lassen sich Operationen exakter und schneller durchführen, wovon die Patienten profitieren. 

Reportage: Florian Fuchs

 

© Erwin Muik, ZVG

Zwei DaVincis, zwei auf den ersten Blick vollkommen unterschiedliche Objekte: Der eine einer der meistbewunderten Künstler, Erfinder und ein Universalgenie – der andere im Fachjargon ein modernstes roboterassistiertes Chirurgiesystem; umgangssprachlich und kurz ausgedrückt: ein echt cooler OP-Roboter. So verschieden sind die beiden auf den zweiten Blick nicht, gibt es doch einige Parallelen: Beide waren ihrer Zeit voraus, beide leisteten und leisten auf ihren Gebieten Pionierhaftes. Nicht umsonst wurde die elektrifizierte Variante nach der aus Fleisch und Blut benannt.

Der vierarmige Kollege im OP

Seit Dezember 2021 nennt das Krankenhaus Oberwart der KRAGES einen DaVinci sein Eigen. Gynäkologie, Urologie und Chirurgie führen gewisse Operationen damit durch. Vielsagende Willkommensworte ganz ohne medizinische Fachausdrücke eines seiner „Kollegen“, Abteilungsleiter der Chirurgie Primar Dr. Eduard Klug: „Der spielt wirklich alle Stückerln.“ Mein Burgenland hat den neuen burgenländischen Kollegen besucht und ihn bei einer OP mit seinen menschlichen Kollegen begleitet. DaVinci ist ein roboterassistiertes Chirurgiesystem, das – ausgestattet mit Assistenzsystemen wie z. B. der vollkommenen Unterdrückung einer Unruhe der Hände – den Operateur unterstützt. Er besitzt keine KI, Künstliche Intelligenz: Ohne den speziell und lange darauf trainierten Operateur kann er keinen Schritt, noch besser Schnitt, tun. Der Arzt gibt die Befehle, der Roboter führt sie aus.

 

„Der Einsatz von Roboter- Technologie ist eines von vielen Beispielen, wie wir Spitzenmedizin im Burgenland für die gesamte Bevölkerung sicherstellen können.“

HANS PETER DOSKOZIL, Landeshauptmann Burgenland

 

 

 

Es ist eine große Investition, für die man sich vonseiten des Landes Burgenland entschieden hat: Das neueste DaVinci-System kostet etwa zwei Millionen Euro. Aber es ist eine Investition, von der laut Primar Klug in erster Linie die Patienten deutlich profitieren: „Wir haben anhand von Schmerzskalen herausgefunden, dass Patienten nach der Operation weit weniger. Schmerzbelastung haben. Die Verletzungen am Bauchraum sind geringer, die Genesung geht schneller voran, dabei gibt es weniger Beschwerden.“ Das unterstreicht auch Urologie- Primar Dr. Gottfried Pfleger, der in seiner Fachrichtung u. a. viele Prostataoperationen mit dem DaVinci absolviert: „Die Eingriffe sind insgesamt schonender für Patienten, sie erholen sich schneller. Das wirkt sich auch positiv in Bezug auf die Lebensqualität aus.“

Teamwork von Mensch & Maschine

Bis auf die notwendigen Geräusche der lebenserhaltenden Maschinen ist es ganz still im OP, als DaVinci und Dr. Klug ihre Arbeit beginnen. Es wird ein Leistenbruch operiert – ein Eingriff, den das eingespielte Team um Primar Klug, Oberarzt Dr. Akos Kramos und OP-Schwester DGKP Katrin Fazekas schon zum fast 40. Mal durchführt. Operiert wird rein laparoskopisch, also mittels Endoskopen, dünnen chirurgischen Instrumenten bzw. Kameras. Diese werden durch kleine Hautschnitte in den Bauchraum geführt; diesen „Start“ direkt am Patienten nehmen noch die Chirurgen vor, dann werden die Stäbe an DaVinci gekoppelt – und der Operateur wechselt seinen Platz, um nun mit den Armen des Roboters zu arbeiten. Und das exakter, als es die menschliche Hand vermag. Primar Klug: „Über die Optik an der Steuerkonsole sehen Sie in einen dreidimensionalen Raum, können diesen zusätzlich vergrößern; das schafft das menschliche Auge nicht. Dazu kommt, dass man mit den Armen viel genauer greifen wie auch schneiden kann.“ Dann wird es wieder still, und Mensch und Maschine gehen zusammen ans Werk.

 

Das Da-Vinvi-Operationssystem – aktuellste Version seit 2017 „da Vinci X“ – kommt aus den USA, sein Stammbaum reicht bis zum Prototyp „Lenny“ ins Jahr 1997. Seit Februar 2022 arbeitet „unser“ Da Vinci im KH Oberwart, hat seither über 150 Eingriffe erfolgreich absolviert.