Heute

Tatort Südburgenland

Krimi-Autorin Martina Parker über die Hintergründe des großen Erfolgs ihrer Bücher, Autokennzeichen vor Puffs in Oberwart und ihre tiefe Verbundenheit mit dem Burgenland.

Text: Florian Fuchs

 

Martina Parker ist mit ihren zwei Kriminalromanen „Zuagroast“ und „Hamdraht“ die Autorin der Stunde. Mein Burgenland hat die gebürtige Bad Tatzmannsdorferin zum Interview-Gespräch getroffen.

MEIN BURGENLAND: Frau Parker, als Krimi-Autorin sind Sie beim Thema Mord sozusagen eine Frau vom Fach: Was denken Sie, warum morden Menschen?

MARTINA PARKER: Ich denke, jede und jeder von uns trägt einen Mörder in sich. Jeder Mensch ist zu so einer Tat fähig. Es ist eine Frage der Umstände.

Wer Krimis schreibt, muss sich zwangsläufig auch mit menschlichen Abgründen beschäftigen. Was interessiert Sie daran?

PARKER: Für mich sind Krimis ein Blick hinter die Fassade. Von außen sieht vieles wie eine heile Welt aus, doch dahinter verbergen sich ganz andere Geschichten. Insofern sehe ich meine Bücher als Gesellschaftskritik, die idealerweise auch viel Humor und Unterhaltung mitbringt. Humor ist mir sehr wichtig, ich möchte meine Leser zum Lachen bringen. Und ich achte sehr darauf, dass meine Figuren in den Büchern so gestaltet sind, dass sie wirklich lebendig sind. Dass sie echte Menschen sein könnten. Paul aus meinem ersten Krimi zum Beispiel: Er betrügt seine Partnerin und ist überhaupt ein zutiefst böser Mensch. Sehr viele, ganz unterschiedliche Leser haben mir geschrieben, dass sie genau wüssten, wer dieser Paul in Wirklichkeit sei. Interessanterweise dachten sie aber nicht alle an denselben. Das freut mich, dass ich ihn so gut erfunden habe, das ist aber auch ein bisschen unheimlich (lacht).

Woher nehmen Sie die Ideen für Ihre Geschichten?

PARKER: Ich habe kurz vor dem ersten Corona-Lockdown meinen Job als Journalistin gekündigt. Meine alte Arbeit hat mir sehr gut gefallen, aber es war einfach Zeit für eine Veränderung. Als ich dann im Lockdown mit dem Krimischreiben begonnen habe, habe ich mich allein am Schreibtisch recht schnell isoliert gefühlt. Deshalb habe ich die Facebook-Seite „Martina Parker schreibt“ gestartet. Dort habe ich unterschiedliche Handlungsstränge meiner Krimis vorgestellt und habe die Follower über Entwicklungen in meiner Geschichte abstimmen lassen. Das hat unerwartet sehr gut funktioniert, immer mehr Menschen sind meiner Seite gefolgt.

Wie kann man sich das vorstellen?

PARKER: Ich habe die Leute etwa gefragt: Wo kann man im Burgenland am besten seinen Partner betrügen? Und dann habe ich drei unterschiedliche Antworten vorgegeben und die Leute diskutieren lassen. Die Rückmeldungen waren großartig und äußerst anregend. Einer hat zum Beispiel geschrieben, das Auto sei ein schlechter Ort für den Seitensprung, weil man im Südburgenland die Nummerntafeln voneinander kenne. Eine Frau hat mir berichtet, dass Oberwarter, die ins Puff fahren, das O auf ihrem Autokennzeichen abkleben, damit nur das W sichtbar bleibt und sie für Wiener gehalten werden. Solche Anekdoten haben mir beim Schreiben extrem geholfen und es sind immer mehr Kommentare und Rückmeldungen geworden.

 

Wenn dir mit 40 nix weh tut, dann bist du tot.

 

 

 

Die Menschen in Ihrer Facebook-Gruppe sind sozusagen zu Mitautoren geworden.

PARKER: Ja. Und letztlich sogar noch mehr, sie sind zu meinen wichtigsten Lesern geworden. Denn der Buchhandel
hat ja auf meine Krimis nicht gewartet. So ehrlich muss man sein. Aber die Menschen aus der Facebook- Gruppe sind in die Buchhandlungen gegangen und haben nach meinen Krimis verlangt. Sie wollten wissen, was ich aus ihren Beiträgen gemacht habe. Und so sind meine Bücher langsam ins Sortiment gerutscht. Ich möchte mich an dieser Stelle bei allen Beteiligten für ihre Unterstützung wirklich ganz herzlich bedanken. Das war und ist großartig. Heute habe ich insgesamt schon mehr als 40.000 Bücher verkauft.

 

Was ist für Sie – neben Facebook – beim Schreiben noch wichtig?

PARKER: Ich orientiere mich sehr stark an Sätzen, die ich aufschnappe. Sobald ich einen lustigen Satz höre, schreibe ich ihn auf und arbeite dann daran weiter. Letztens hat zum Beispiel einer gesagt: „Wenn dir mit 40 nix weh tut, dann bist du tot.“ Diesen Satz habe ich sofort notiert.

Ihre Krimis spielen im Südburgenland. Wie sind Sie mit dieser Region verbunden?

PARKER: Ich bin in Bad Tatzmannsdorf aufgewachsen, wo ich mit meiner Familie auch heute wieder auf einem Bauernhof lebe. Dazwischen war ich in Wien, wo ich mit 18 hingezogen bin. Nach der Geburt meines Sohnes wollten mein Mann und ich aber wieder aufs Land zurück. Das Burgenland ist einfach eine traumhafte Gegend mit einem ganz speziellen Menschenschlag. Die Menschen hier sind unglaublich gastfreundlich und tolerant, was natürlich auch mit der Geschichte zu tun hat. Das Burgenland hat im Lauf seiner Geschichte so viel erlebt, so viel gesehen, dass die Menschen hier schon lange multikulti sind. Auf ihre ganz eigene, sehr herzliche Art.