Kolumne

Burgenländische Auferstehung

Gerade im Burgenland verbindet sich mit Ostern eine Reihe von Bräuchen und Symbolen: Hase, Osterlamm und Stinatzer Ei, Palmbuschen, das Ratschen und die beliebte Osterspeisensegnung – so beliebt, dass sie von Kircheninsidern als das 8. Sakrament bezeichnet wird.

Über Gott, das Burgenland und die Welt

Gerade im Burgenland verbindet sich mit Ostern eine Reihe von Bräuchen und Symbolen: Hase, Osterlamm und Stinatzer Ei, Palmbuschen, das Ratschen und die beliebte Osterspeisensegnung – so beliebt, dass sie von Kircheninsidern als das 8. Sakrament bezeichnet wird: Die duldsamen Burgenländer lassen ihren Pfarrern alles durchgehen, aber wehe die „Fleischweih“ findet nicht am gewohnten Ort zur gewohnten Zeit statt, dann ist Feuer am Dach.

Der Osterhase, Symbol für die Auferstehung, weil Hasen mit offenen Augen schlafen, liebt das Burgenland besonders: Der purpurne Mantel, den der erste Bischof der Diözese Eisenstadt, Stefan László, bei den Feierlichkeiten zur Diözesanerhebung im November 1960 trug, war statt mit kirchlichem Hermelin mit burgenländischem Kaninchen besetzt. Das junge Bundesland, an das man 1921 nicht einmal am Wiener Ballhausplatz geglaubt hatte und das vom eigenen Landtag sogar Ende der 1950er-Jahre als „Entwicklungs- und Notstandsgebiet“ bezeichnet werden musste, war auch 1960 noch arm, aber erfindungsreich.

Und so klopfte es sich, im Scheinwerferlicht einer päpstlichen Diözesanerhebung stehend, endgültig die letzten Aschenreste des Ersten Weltkriegs von den Schultern. Die kirchliche Zeremonie war Doping für das burgenländische Selbstbewusstsein. Eine wirtschaftliche Erfolgsgeschichte begann. Eine psychologische Auferstehung fand statt. Der Hermelin, der ein Kaninchen war, ist heute im Eisenstädter Diözesanmuseum ausgestellt. Er bestätigt, dass Auferstehung und Hase gerade im Burgenland gut zueinanderpassen.

 

Personenbeschreibung:

Dr. Dominik Orieschnig, Jurist, ausgebildeter Diplomat, Kulturwissenschaftler und Buchautor, ist Sprecher der Diözese Eisenstadt und Vizepräsident des burgenländischen Hilfsfonds. Sein im Frühjahr 2022 erscheinendes Buch „Das uneindeutige Land“ ist seine persönliche Liebeserklärung an das Burgenland, die Diözese Eisenstadt und deren Menschen.