Kolumne

Der geheime Rohstoff des Burgenlandes

Der gebürtige Burgenländer Alfred Sinowatz war von 1983 bis 1986 Bundeskanzler der Republik Österreich und wurde für einen berühmt-berüchtigten Satz verlacht, den er so nie gesagt hatte.

Über Gott, das Burgenland und Die Welt

Der gebürtige Burgenländer Alfred Sinowatz war von 1983 bis 1986 Bundeskanzler der Republik Österreich und wurde für einen berühmt-berüchtigten Satz verlacht, den er so nie gesagt hatte: „Alles ist sehr kompliziert.“ ­Tatsächlich hatte Sinowatz in seiner Regierungserklärung 1983 in fast prophetischer Weise globale Themen wie Umweltzerstörung, Krieg und Arbeitslosigkeit angesprochen und mit folgenden Worten zusammengefasst: „Ich weiß schon … das alles ist sehr kompliziert, so wie diese Welt, in der wir leben und handeln … Haben wir daher den Mut, mehr als bisher auf diese Kompliziertheit hinzuweisen, zuzugeben, dass es perfekte Lösungen für alles und jeden in einer pluralistischen Demokratie gar nicht geben kann.

Der burgenländische Prophet Fred Sinowatz hat mit seinem Satz noch eine zweite Wahrheit umrissen: Der eigentliche burgenländische Beitrag zur Zukunft ist die in Jahrhunderten hart erworbene Fähigkeit, Uneindeutigkeiten und Widersprüche auszuhalten. Burgenländische „Ambiguitätstoleranz“, so der sperrige psychologische Fachausdruck, ist der kostbarste Rohstoff dieses Landes und müsste, wenn es technisch möglich wäre, sofort in Flaschen abgefüllt und in großen Mengen in die Kriegs- und Krisengebiete dieser Welt exportiert werden. Dass auch Rohstoff Nummer zwei, der Wein, bei der Verkraftung von Uneindeutigkeiten hilft, tut dem keinen Abbruch.