Heute

Man sollte die Menschen nicht unterschätzen

Landeshauptmann Hans Peter Doskozil im Interview mit Mein Burgenland über Regieren in herausfordernden Zeiten, den Sommer im Burgenland und die kommende Gemeinderatswahl.

INTERVIEW: WOLFGANG ZWANDER

© Stefan Wiesinger

MEIN BURGENLAND:Herr Landeshauptmann, es hat schon leichtere Zeiten gegeben, um zu regieren. Die Schlagzahl an unerfreulichen Ereignissen erhöht sich in ganz Europa laufend. Energie-Knappheit, Inflation, Ukraine-Krieg, um nur drei kurze Stichworte zu nennen. Wären Sie lieber in einfacheren Zeiten Politiker?

HANS PETER DOSKOZIL: Ich sehe es genau umgekehrt. Je schwieriger die Zeiten sind, desto wichtiger ist, wie in einem Land regiert wird. In schwierigen Situationen zeigt sich, wie sehr sich die Menschen auf die Politik verlassen können. Krisen sind immer auch ein Stresstest für unsere Politik und unser Programm. Dieser Herausforderung muss sich jeder stellen, der Verantwortung hat.

Wie beurteilen Sie die aktuelle Situation im Burgenland?

Das Wichtigste ist sicher Vorbereitung. Wer die Dinge schon vor einer schwierigen Zeit nicht im Griff hat, wird es dann erst recht schwer haben. Zum Glück kann ich hier nach bestem Wissen und Gewissen sagen, dass im Burgenland das Gegenteil der Fall ist. Wir orientieren uns mit unserer Politik seit Jahren entschlossen an den großen Herausforderungen unserer Zeit. Egal ob etwa in der Sozial- und Wirtschaftspolitik oder in der Energie- und Umweltpolitik. Wir verfolgen überall einen Kurs, der das Land stärker macht und für die Zukunft rüstet. Und wir entwickeln unser Programm laufend weiter, so haben wir gerade erst jeweils ein Paket gegen die Teuerung und für Energie-Unabhängigkeit auf den Weg gebracht. Ich denke, ich kann wirklich für die gesamte Landesregierung sprechen, wenn ich sage: Unser größtes Anliegen ist, dass unsere Politik allen Burgenländerinnen und Burgenländern einen echten Vorteil bringt.

Was sagen Sie den Menschen, die sich vor den aktuellen Entwicklungen in der internationalen Politik und der Weltwirtschaft trotzdem fürchten?

Hier gibt es sicher keine Antwort, die für jede oder jeden passt. Angst, Furcht und Sorgen werden sehr unterschiedlich erlebt und wahrgenommen. Aber meine ganz persönliche Antwort lautet: Ich interessiere mich für Geschichte und unterhalte mich seit jeher gerne mit älteren Menschen über ihre vielseitigen Lebenserfahrungen. Diese Gespräche waren und sind für mich immer sehr wertvoll. Und eine Lektion daraus ist: Die Geschichte ist leider voll mit Härten und Krisen – wir sind nicht die Ersten, die das erleben. Und wir werden sicher nicht die Letzten sein. Entscheidend ist immer, wie wir damit umgehen und wie wir diese schwierigen Situationen miteinander bewältigen und das Bestmögliche daraus machen. Ja, wir stehen ohne Zweifel vor großen Herausforderungen. Aber man sollte die Menschen nicht unterschätzen. Und vor allem nicht die Burgenländerinnen und Burgenländer. 

 

Je größer das Vertrauen der Menschen in die Regierung ist, desto mehr Kraft hat die Politik, das Leben der Menschen zu verbessern. 

Hans Peter Doskozil

Wechseln wir vielleicht kurz zu einem etwas leichteren Thema: Sommer im Burgenland. Wie fällt Ihre Zwischenbilanz aus?

Ich bin der Meinung, dass das gar kein echter Themenwechsel ist, weil es hier einen Zusammenhang gibt. Gerade in Zeiten, die nicht einfach sind, muss man auch bestmöglich die Lebensfreude pflegen und sich an dem erfreuen, was man hat. Es bringt uns gar nichts, wenn wir plötzlich nicht mehr den Sommer im Burgenland genießen. Im Gegenteil: Die Lebensfreude und die Leichtigkeit der Sommermonate gibt Kraft, die wir brauchen. Natürlich ist auch hier nicht alles perfekt. Zum Beispiel macht uns die zunehmende Trockenheit Probleme. Da braucht es eine kluge und ganzheitliche Lösung, an der wir bereits mit vielen Maßnahmen arbeiten. Das ist eine große Herausforderung, die aber insgesamt nichts an der Schönheit und hohen Lebensqualität im Burgenland ändern kann. Bei dieser Gelegenheit möchte ich mich auch bei allen bedanken, die an den vielen Veranstaltungen und Ereignissen im Burgenland – oft ehrenamtlich – mitwirken und mitgewirkt haben. Und ich bin wirklich zutiefst beeindruckt von der hohen Qualität des Kulturprogramms, das heuer im Burgenland angeboten wird. Das ist einzigartig und eine echte Bereicherung.

Im Oktober finden im Burgenland Gemeinderatswahlen statt. Wie würden Sie als Landeshauptmann das Verhältnis des Landes zu seinen Gemeinden beschreiben?

Die Gemeinden haben in Österreich eine stärkere Stellung als in fast allen anderen europäischen Staaten. Sie sind in der Bundesverfassung prominent vertreten, wo sogar ihr Aufbau und ihr Wirkungsbereich geregelt sind. Vertreter der Gemeinden sitzen auch bei den Finanzausgleich- Verhandlungen gemeinsam mit den Vertretern des Bundes mit am Tisch. Sie sind für mich ein wichtiger und zentraler Partner für die starke Entwicklung des Burgenlandes. In diesem Sinn halte ich es auch für einen besonders wichtigen Schritt, dass wir eine neue Wahlordnung für das Land und die Gemeinden beschlossen haben. Dadurch erhalten Vorzugsstimmen und direkte Demokratie deutlich mehr Gewicht. Die Demokratie wird am besten gestärkt, wenn sie so nahe wie möglich bei den Menschen ist. Je größer das Vertrauen der Menschen in die Regierenden ist, desto mehr Kraft hat die Politik, das Leben der Menschen zu verbessern und die Herausforderungen der Zeit zu bewältigen.