Prost & Mahlzeit

Die Natur macht es immer besser

Diesmal steht der Wein-Talk ganz unter dem Motto „Burgenland goes international“. Dazu spricht Weintourismus-Obmann Herbert Oschep mit einem Winzer, auf den das 100-prozentig zutrifft: Christian Tschida.

© Ingo Pertramer

Herbert Oschep:Lieber Christian, herzlichen Dank, dass ich heute bei dir sein darf in Illmitz im Seewinkel. Da fällt mir ein Sprichwort ein, das sinngemäß heißt: Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah? Das trifft auf dich wirklich zu. Du bist international, kann man sagen, ein pannonischer Superstar, was den Wein betrifft. Doch wie bist du überhaupt zum Weinbau gekommen und was waren deine ersten Jahre?

Christian Tschida: Danke, Herbert, und schön, dass du da bist. Begonnen hat bei mir alles eigentlich als kleines Kind bei der Abfüllanlage; wenn der Schlauch ein bisschen getropft hat und ich den immer wieder probiert habe – von da her bin ich irgendwie mit dem Wein-Virus infiziert gewesen.

Wie alt warst du da?

Man sagt zwei Jahre (grinst). Also ich bin sehr früh in Kontakt mit Wein gekommen, aber nur probiert halt. Und so habe ich schon als Kind mehr oder weniger die Sinne geschärft.

Wann hast du das erste Mal einen Jahrgang verantwortet, also als Chef?

Der erste Jahrgang war 2003. Ein unfassbar heißer Jahrgang! Dawar’s so heiß im Burgenland, dass sich der Asphalt aufgebogen hat – und das habe ich mir ausgesucht, um zu starten. Also komplizierter kann man sich das Leben eigentlich nicht machen. Und mit den Methoden, die ich damals schon angewendet habe, ist da tatsächlich ein sehr delikater und feiner Wein rausgekommen.

Wieso bist auf diese Innovation, auf diese neuen Wege gekommen, warum war dir das so wichtig?

Na, das ist im Nachhinein eher schwierig zu sehen, warum was wie passiert ist. Ich glaube, vieles ist bei mir aus einem inneren Bedürfnis, aus einem inneren Zwang heraus entstanden. Dinge anzuschauen oder schauen was rauskommt, wenn man Sachen anders macht als alle anderen. Also es ist vielleicht ein bisschen in meinem Charakter verankert, gegen den Strom zu schwimmen.

Das find ich sehr sympathisch, das taugt mir persönlich auch. Wenn man mit Freunden oder Winzerkollegen von dir spricht, fällt immer das Stichwort Laissez faire, also so ein wenig machen lassen. Was bedeutet das für dich für den Weinbau und für dich persönlich?

Das ist ein bisschen wie bei den Menschen; ich glaube, wenn man einen Menschen sich selbst sein lässt, ist das vielleicht besser, als wenn ich ihm ständig mit der Peitsche eine drauf gebe. Es ist eine Art Erziehungsstil, und dasselbe sehe ich bei den Reben genauso oder in der Natur an sich. Ich habe ein sehr vertrauensvolles Verhältnis zur Natur und glaube, dass die Natur es immer besser machen kann als der Mensch – was man jetzt in letzter Zeit vielleicht auch sieht. Darauf beziehe ich mich auch mit dieser Laissez-faire- Methode.

Du bist ja, kann man sagen, international noch viel bekannter als „daheim“. Da gibt es ein paar witzige Anekdoten, eine auch von einem weltbekannten Restaurant in Dänemark, wo du auf relativ kreative Weise deine Weine verkauft
hast.

Na ja, so kreativ war das nicht. Das war vielleicht ein bisschen naiv sogar. Die hatten den „Laissez-Faire“ glasweise als Weinbegleitung im Menü dabei, und der Wein ist so gut angekommen, dass zwei Wochen, bevor das Menü zu Ende war, der Wein aus war. Also kam ein Anruf, ob es noch einen Wein gäbe, weil sie bräuchten noch 120 Flaschen und das möglichst pronto. Ich habe gesagt kein Problem, wenn die Spedition das nicht macht, fahr ich selber. Natürlich bin ich um sechs Uhr früh mit dem Combi, also klassisch Wein in den Kofferraum, bis er vorne aufsteigt, nach Kopenhagen gefahren. Irgendwann bei Salzburg habe ich mir beim Schild „Berlin 600 Kilometer“ gedacht: Das geht sich nicht ganz aus. Ich bin dann aber quasi durchgefahren und war um zehn Uhr am Abend vor dem Restaurant, hab den Wein persönlich ausgeliefert – und seither ist da irgendwie eine Verbindung, die extrem tief und freundschaftlich ist.

Du bist ja auch der Meinung, dass man gerade im Burgenland ein extrem großes Potenzial hat, was den Weißwein betrifft – auch international …

Also bis jetzt ist ein bissl der Rotwein im Vordergrund gestanden, doch es gibt im Burgenland ganz, ganz geniale Weißweininseln, die international angesehene Weltklasseweine hervorbringen. Ich glaube, dass auch der Grüne Veltliner im Burgenland einen Ausdruck hat, der unfassbar bezaubernd ist und voller Energie; und dass Österreich das irgendwie nicht ganz so am Schirm hatte. Aber ich denke, da kommt noch sehr viel.

Sehr viel Gutes gibt es da auch von dir, wenn ich z. B. an den „Non-Tradition“ oder den „Himmel auf Erden“ denke … Was macht deinen Stil aus?

Ich meine, ich bin ein ehrlicher Arbeiter, und das merkt man in den Produkten, auch diese Bodenständigkeit, diese Echtheit und vor allem – und das ist mir das Allerwichtigste: Da schmeckt man das Burgenland!

www.christiantschida.at