Prost & Mahlzeit

Man muss bereit sein, wenn die Natur es sagt

Im zweiten Wein-Talk zum Thema Süßwein spricht Weintourismus-Obmann Herbert Oschep mit dem Ruster Kurt Feiler über die Besonderheit des „flüssigen Goldes“, die Rolle der Natur beim Weinbau sowie den berühmten Ruster Ausbruch. 

Weingut Feiler-Artinger

Herbert Oschep: Lieber Kurt, danke, dass auch du mit deinem international renommierten Weingut Feiler- Artinger in Rust Teil der Wein-Talks bist. Was macht deiner Meinung nach die Faszination Süßwein im Burgenland aus?

Kurt Feiler: Ich würde schon einmal sagen, den Süßwein generell macht die Farbe aus, das Gold, das Funkelnde. Vor allem bei den hohen Prädikaten. Dazu diese besondere – sagen wir – Lebendigkeit, die der Wein ausstrahlt, weil er Süße, Frucht und Eleganz kombiniert. Das ist einfach einzigartig, und nachdem man das nicht überall findet – und er im Burgenland ganz besonders zu Hause ist –, ist das eben eine Eigenheit, die uns auszeichnet.

Weil man kann, glaube ich, die Gebiete, wo ein guter, qualitativ hochwertiger Süßwein produziert wird, an einer Hand abzählen.

Ja, die klassischen Gebiete sind natürlich die Sauternes in Frankreich, Bordeaux, Tokaj in Ungarn und eben der Neusiedler See, Österreich, Burgenland; natürlich gibt es noch ein paar kleinere Gebiete, wie z. B. am Rhein. Aber ich würde sagen, von der Häufigkeit und von der Regelmäßigkeit her ist das Burgenland eben wirklich ein bisschen einzigartig.

Dann ganz zum Anfang: Wie macht man eigentlich einen Süßwein?

Das kommt erst einmal darauf an, welche Prädikatsstufe man anstrebt: also Spätlese, Auslese, Beerenauslese, Ruster Ausbruch, Trockenbeerenauslese – da kommt natürlich der berühmte Botrytis-Pilz ins Spiel, der die Trauben befallen und sie schrumpfen muss. Beim Schilf- oder Strohwein wiederum werden frische Trauben getrocknet, und so weiter. Beim Weinmachen generell liegen aber all dem einmal eine gewisse Passion, eine Hingabe und natürlich Geduld zugrunde. Und dann ist es 

in allen Fällen so, dass die Natur im Spiel ist; da muss man immer bereit sein, dass man dann erntet, wenn die Natur es anbietet. Das ist das ganz Entscheidende bei diesen Produkten.

Was hat es mit Rust, Süßwein, Stadtrecht und Ruster Ausbruch auf sich?

Die Ursprünge des Ruster Ausbruchs wissen wir nicht so genau, da gibt es leider keine Dokumente, aber der Wein war im 16. Jahrhundert schon ganz besonders geschätzt. 1524 haben die Ruster das Recht bekommen, ihre Fässer – damals wurde der Wein in Fässern verkauft und transportiert – mit dem Herkunftszeichen „R“ zu versehen. Dann hat es sich so entwickelt, dass die Ruster mit diesem „flüssigen Gold“, wie wir auch sagen, bezahlen konnten und dementsprechend viel Geld hatten, weil der Wein sehr wertvoll war. 1681 hat man dann die Gunst der Stunde genutzt und mit Kaiser Leopold I. ein Geschäft abgewickelt: eine große Menge Geld und eine riesige Menge Wein, darunter auch Ruster Ausbruch, für das Freistadtrecht. Seit Anfang Dezember 1681 ist Rust daher eine Freistadt, was ja damals schon etwas Besonders für eine Ortschaft war, und eben auch heute ein eigener Bezirk, ein eigener Verwaltungsbezirk usw. Das zeigt, was man mit dem Süßwein, mit dem „flüssigen Gold“, alles machen kann! (lacht)

… und was kann das „flüssige Gold“ vom Weingut Feiler-Artinger?

Unsere Weine sind wie Kunstwerke, sie sind eine Symbiose aus Klima, Boden und der Persönlichkeit der Menschen, die dahinterstehen. Unsere Familiengeschichte beginnt bereits 1903 in Rust, mein Vater hat 1987 übernommen, 1994 habe ich meine ersten Weine gekeltert, jetzt sind schon wieder meine Kinder dabei. Seit jeher werden sowohl die Weingärten als auch die Weine von und mit sorgsamer Hand ge- und bearbeitet, und seit 2008 nach respekt-BIODYN-Richtlinien. Den Ruster Ausbruch erkennt man, wie du sagst, auch im Glas … Nicht nur im Glas, auch darüber hinaus, denn der Muskateller hüpft einfach aus dem Glas heraus, wie wir sagen. Den erkennt man immer. Muskateller ist überhaupt eine sehr klassische Sorte, wenn man den historischen Ruster Ausbruch betrachtet, aber auch den aktuellen. Dann ganz passend dazu: Was sind für dich die besten drei Süßweinjahrgänge des Burgenlands der letzten 25 Jahre? Also, wenn man es quasi von Anfang der 90er rechnet: 95 war herausragend, keine Frage. Für mich war dann 2005 ganz speziell, muss ich sagen. Und von den jüngeren Jahrgängen würde ich sagen, 2013 war eigentlich extrem gut!

Weingut Freiler-Artinger