Wein

Am Anfang war der Wein

Der burgenländische Weintourismus hat eine Vision für das ganze Land. 

Text: Wolfgang Zwander

So wie jeder Mensch bestimmte Eigenschaften hat, die seinen Charakter ausmachen, so gilt das auch für Regionen und Länder. Eine der ganz besonderen Eigenschaften des Burgenlandes ist, dass es ein herausragender Ort für den Anbau von Wein ist.

Das sanfte Hügelland und die vielschichtigen Böden, das milde Klima und die vielen Sonnentage, all das hat dazu beigetragen, dass im Burgenland seit mehr als 3.000 Jahren Wein angebaut wird. Der Wein ist hier älter als die ersten Siedlungen der Römer.

Kulturerbe

Über die vielen Jahrhunderte ist die Kultur des Weinbaus zu einem Teil des Landes- Charakters geworden, wie ein Stück Erbgut, das von Generation zu Generation weitergegeben wird. Diese tief sitzende kulturelle Veranlagung ist für die Burgenländer in vielfacher Hinsicht ein Geschenk. Seit frühester Antike wird dem Wein eine positive und anregende Wirkung zugeschrieben.

Tausende Sprichwörter aus aller Welt zeugen davon. In vielen Kulturen ist es Teil des überlieferten Wissens, dass der Wein die Menschen die Wahrheit suchen und auch aussprechen lässt. Im Wein liegt die Wahrheit, „in vino veritas“, haben die Römer gesagt. Die Chinesen sagen: Nach dem Wein folgt die wahre Rede.

In vino veritas. 

Im Wein liegt die Wahrheit.

In der Natur der Burgenländer

Ob und wie sehr es eine direkte Verbindung zwischen dem Wesen der Burgenländer und ihrer 3.000 Jahre alten Weinkultur gibt, lässt sich natürlich nicht im Detail beantworten. Aber Eigenschaften wie eine vergleichsweise große Weltoffenheit, Gelassenheit und Freundlichkeit legen zumindest sehr nahe, dass das burgenländische Lebensgefühl mit der Weinkultur des Landes im Zusammenhang steht.

Nahe liegt auch, dass diese Weinkultur entsprechend gepflegt und für den Wohlstand des Landes genutzt wird. Bereits heute zeichnet der Weintourismus im Burgenland für rund 700.000 Übernachtungen pro Jahr verantwortlich. Um diese Verbindung zwischen Wein und Tourismus noch enger zu machen, hat sich im vergangenen Sommer der Ausschuss „Weintourismus Burgenland“ gebildet. Ausschuss-Obmann Herbert Oschep sagt: „Unser Ziel ist, dass das große Potenzial des burgenländischen Weins optimal genutzt wird. Dafür arbeiten wir vor allem daran, dass das Miteinander und die Vernetzung aller Beteiligten noch besser und stärker wird. Das führt zu einer Win-win-Situation für das Burgenland.“

Denn Weinkultur ist ja noch einmal viel mehr als guter Wein. Weinkultur ist sorgsamer Umgang mit den Böden und der Umwelt. Weinkultur ist Verbundenheit mit der Natur und Zeit zum Nachdenken. Weinkultur ist Entschleunigung und Geselligkeit. Weinkultur ist gutes Essen aus artgerechter und nachhaltiger Produktion. Weinkultur ist Qualität und Gastfreundschaft. Weinkultur ist Authentizität und Regionalität. Weinkultur ist eine willkommene Antwort auf den Stress und die Hektik unserer Zeit.

Dass das für sehr viele Menschen auch außerhalb des Burgenlandes ein attraktives Programm ist, das zeigen gut besuchte Veranstaltungen wie das Martiniloben am Neusiedler See und überhaupt die vielen sommerlichen Wein-Events und Uhudler-Feste.

EIN PROGRAMM FÜR DAS LAND

Dieses Angebot soll nun mit Unterstützung des „Weintourismus Burgenland“-Ausschusses noch einmal verbessert und verbreitert werden. Die Arbeit fängt damit an, dass das Basis- Weinwissen in Gastro und Tourismus wachsen soll, dass sich Touristiker mit Winzern besser abstimmen und dass einheitlich geltende Qualitätskriterien definiert und geltend gemacht werden. Außerdem spielt natürlich auch ein entsprechen- des Mobilitäts- und Übernachtungsangebot eine große Rolle, weil Weintrinken und Autofahren einfach eine schlechte Kombination sind.

Darüber hinaus ist Teil des Programms, dass Hoffeste stärker gefördert, Weinverkaufs-Aktivitäten gemeinsam beworben und Wein-Touren zu einem Ganzjahres-Ange- bot ausgebaut werden. Und hinzu sollen noch zwei bis drei „Houses of Wine“ kommen: Weinhäuser, die über das Burgenland verteilt ihren Gästen den Wein theoretisch wie praktisch näherbringen sollen. Und damit natürlich auch das Burgenland selbst.

Denn letztlich ist es ja so: Die Weinkultur ist ein so zentraler Teil des Burgenlandes, dass man mit ihr immer auch das Land selbst verändert. Das Burgenland und der Wein sind verbunden wie die Rebe und die Traube. Geht’s dem einen gut, geht’s dem anderen gut.