Natur

Die burgenländischen "Seemanager"

Seit Oktober letzten Jahres hat die Seemanagement Burgenland GmbH volle Fahrt aufgenommen. Und hier ist das tatsächlich wörtlich zu nehmen: Denn der Name einer der jüngsten Töchter der Landesholding Burgenland GmbH ist Programm – den See zu managen. 

Sie beseitigen Schlamm und Schilf und sorgen damit für eine nachhaltige Pflege des Neusiedler Sees.

Etwas konkreter bedeutet das die Durchführung von Arbeiten zur Schlammund Schilfbeseitigung. Was er und mittlerweile 10 Männer und Frauen tatsächlich auf, am, unter und mitten im Neusiedler See mit schwerem Gerät so treiben, erklärt Geschäftsführer Erich Gebhardt – kurz zusammengefasst – so: „Wir beseitigen Schlamm und Schilf, wo notwendig. Das sind beim Schlamm natürlich die Gemeinden mit direktem Seezugang, wichtige Hafenanlagen und Schiffkanäle. Beim Schilf geht es vor allem um die Ertüchtigung von Schilfkanäle und Brandschutzschneisen bzw. um überalterte Schilfflächen, wo der klassische Schilfschneider nicht mehr tätig ist.“

„Wow, Papa, ein riesiger Bagger!“

Sieht man die Gerätschaften, die da durch den See schwimmen, aus der Nähe – wie aktuell in Rust und Podersdorf –, geht es einem (zumindest war es bei unserem Redakteur so, Anm. d. Red.) wie einem Kind auf einer Großbaustelle. Der Mund bleibt kurz offen. Gebhardt erklärt: „Wir arbeiten aktuell mit zwei Groß- und vier kleineren Geräten, alle amphibisch. Zur Entschlammung gibt es große ‚Bagger‘ mit einem Fräskopf, um den abgesetzten Bodenschlamm aufzulockern und den Schlamm anschließend mit einem Schlauch bis zu 3,5 km weit in ein Absetzbecken zu transportieren. 

Die kleinen Geräte arbeiten den großen zu und kümmern sich um engeStellen wie Bootsliegeplätze, wo die ,großen Geschwister‘ einfach nicht hinkommen.“ Die „Kleinen“ können mit unterschiedlichen Werkzeugen bestückt werden und übernehmen andernorts, so z. B. gerade im Nationalpark in Illmitz, die Schilfschneidearbeiten. In den erwähnten Absetzbecken, die essenziell für den Einsatz vor Ort sind, passiert genau das, was der Name schon sagt: Nach einer gewissen Zeit setzt sich der Schlamm ab, über einfache Schleusen gelangt das Wasser zurück in den See. An diesem Punkt beginnt die Wiederverwertung.

Winter- und Sommersaison

„Wir haben in enger Abstimmung mit Wasserwirtschaft und Naturschutz genaue Vorgaben, wie lange wir wo arbeiten dürfen; da geht es vor allem um Arten- und Naturschutz. Spätestens im April ist es überall vorbei, dann beginnt unsere ‚Sommerarbeit‘“, schmunzelt Gebhardt. Nach genauen Vorgaben und chemischer Überprüfung wird der abgesetzte Schlamm im engsten Umfeld um die Becken in Absprache mit den Bauern zu landwirtschaftlichen Zwecken zur Bodenverbesserung auf Felder ausgebracht. Aktuell werden Möglichkeiten untersucht, um in Zukunft eventuell auch eine Mischung aus Schlamm und Schilf – also allen „Abfallprodukten“ der Arbeit des Seemanagements – dafür zu benutzen. Schilf ist darüber hinaus mehrfach einsetzbar, beispielsweise als Dämmmaterial oder dergleichen.

EINIGE WICHTIGE ARBEITEN BISHER:

  • ca. 400 m langer Schilfkanal Donnerskirchen

  • Entschlammung Hafenanlage Marina Breitenbrunn samt Hafenausfahrt mit einer Gesamtfläche von ca. 26.000 m²

  • Entschlammungsmaßnahmen bei der Kanalausfahrt samt Dalbenstraße mit einer Länge von circa einem Kilometer in Oggau

  • großflächige Entschlammungsarbeiten in Rust, Gesamtfläche von 25.000 m²

  • Pflegemaßnahme eines 800 m langen, nahezu zugewachsenen Schilfkanals in Illmitz in Koordination mit dem Nationalpark

Masterplan Seemanagement

Zugrunde liegt dieser neuen Initiative zum Schlamm- und Schilfmanagement der Gedanke, „strukturiert und breit abgestimmt die nachhaltige Pflege des Sees durchzuführen“, wie Infrastrukturlandesrat Heinrich Dorner bei der Vorstellung der neuen GmbH betonte. „Früher hat man sich immer nur auf Einzelmaßnahmen beschränkt. Nun gehen wir zielgerichtet an die Sache heran und setzen einen wichtigen Schritt für die gesamte Region.“

Gebhardt, bereits in seinem Vorberufsleben wesentlich an diesen Einzelmaßnahmen beteiligt und mit der dementsprechenden Erfahrung im Gepäck, kann diesen Weg nach den ersten Monaten der Arbeit am See nur bekräftigen: „Nach einem Pilotprojekt zur Auslotung der richtigen Herangehensweise, Technologie und Maschinerie und unserer Gründung im Juli ist es dann im Oktober so richtig losgegangen. In diesem Probebetrieb wurden einmal 40.000 m3 Schlamm aus dem See befördert. Danach wurden mittels Vergabeverfahren unsere eigenen Geräte angeschafft. „Das erklärte Ziel liegt künftig bei 100.000 m3 Schlammbeseitigung pro Saison“, sagt Gebhardt. Kleiner Blick in die Zukunft: Für die Schilfbearbeitung werden aktuell bereits zwei weitere Geräte angeschafft, und die Seemanagement Burgenland GmbH wird in Bälde auch eine eigene neue Zentrale in Seenähe beziehen.