Soziales

„Ihr seid wie eine Familie für mich“

Das Frauenhaus Burgenland betreut momentan neun Frauen und ihre Kinder mit dem Ziel, dass die Frauen wieder Fuß fassen und ein  selbstbestimmtes, gewaltfreies Leben führen können. 

So unterschiedlich ihre Geschichten auch sind, die Frauen haben eines gemeinsam: Sie wurden eingeschüchtert und gedemütigt, bis sich ihr Selbstvertrauen nach
und nach verabschiedet hat. „Ich hab’ das ja verdient“, „Er hat in seiner Kindheit auch Gewalt erlebt und kann nichts dafür“. Oft suchen sie nach Entschuldigungen, bis sie im Frauenhaus ihre Erlebnisse mit Hilfe der Psychologinnen und Sozialarbeiterinnen verarbeiten und sich selbst wiederfinden können. Die Botschaft ist klar: Der Täter ist immer der Verantwortliche.

Massive Folgen für das Kind

Es stimmt, dass die Erfahrungen aus der Kindheit prägen. Denn selbst wenn die Taten nicht direkt gegen das Kind gerichtet sind, die miterlebte Gewalt hat massive Folgen. Die Kinder ziehen sich oft zurück, können mit dem Erlebten nicht umgehen und tragen ein seelisches Trauma mit sich. Deshalb gibt es im Frauenhaus auch extra eine psychologische Beratung für den Kinderbereich. „Dieses Modell ist ziemlich einzigartig in Österreich“, erzählt das Team des Frauenhauses. „Jede Gewalt gegen die Mutter ist auch Gewalt gegen das Kind, das dürfen wir nicht vergessen.“

Der Weg zur Selbstbestimmtheit

Neben der psychologischen Beratung unterstützen Sozialarbeiterinnen die Frauen dabei, ihren Alltag neu zu managen. Sie helfen, ihre Existenz zu sichern, definieren gemeinsame Ziele, unterstützen bei der Organisation einer notwendigen Rechtsberatung und sorgen für Stabilität im Alltag. Auch nach dem Auszug betreut das Team die Frauen oft weiter. „Ihr seid wie eine Familie für mich“, hören sie immer wieder.

Das Leben im Frauenhaus verbindet

Es sind unter anderem die schönen Momente wie gemeinsame Feste oder Ausflüge, die den Frauen und Kindern Hoffnung geben und zumindest für einen Augenblick ihre Sorgen vergessen lassen. Auch wenn jede Frau ein eigenes Zimmer bzw. eine eigene Wohneinheit hat und ihren Alltag selbst organisiert, unterstützen sich die Bewohnerinnen gegenseitig, wodurch Freundschaften entstehen. Es ist ihnen wichtig, nicht als klassische Opfer gesehen zu werden, sondern als diejenigen, die Gewalt überlebt haben. Es geht darum, etwas Neues aufzubauen und nicht in dieser Rolle stecken zu bleiben.

Schau nicht weg

Gewalt hat viele Facetten: Schläge, sexuelle Übergriffe, Isolation, unaufhörliche Kontrolle, finanzielle Abhängigkeit oder Cybergewalt. Fakt ist, es gibt keine Gewalt ohne psychische Gewalt. Was hinter verschlossenen Türen passiert, wird in der Öffentlichkeit kaum thematisiert oder im Umfeld oft verharmlost. Das Team im Frauenhaus ist sich einig: „Schau nicht weg. Sprich die betroffene Person an, biete so viel Unterstützung an, wie du dir selbst zutraust.“ Das Frauenhaus wurde 2021 in die Sozialen Dienste Burgenland eingegliedert, um diese wichtige Institution finanziell abzusichern.

DAS FRAUENHAUS BURGENLAND ist unter dieser Nummer rund um die Uhr erreichbar: 05 09 44 4000