Wirtschaft

Sonnenerde GmbH siegt bei Innovationspreis Burgenland 2023

Regionaler Erfindergeist als Motor für Forschung und Wirtschaft. 

Der Innovationspreis Burgenland würdigt Erfindergeist, Unternehmertum und Weitblick. Heuer, am 9.11.2023, wurde der mit 5.000 Euro dotierte Preis von der Wirtschaftsagentur Burgenland gemeinsam mit der Wirtschaftskammer Burgenland bereits zum 29. Mal vergeben. Den Gesamtsieg sicherte sich bei der Abendveranstaltung in der altehrwürdigen Csello Mühle Oslip die Sonnenerde GmbH aus Riedlingsdorf. 

In seiner würdigenden Rede betonte Landeshauptmann Hans Peter Doskozil:

„Kreativität, Veränderung und Weiterentwicklung sind zentrale Schlüssel zu einer prosperierenden Wirtschaft und damit auch zu einem gesunden Arbeitsmarkt. Daher ist es wesentlich, das Burgenland als Innovationsland zu stärken.“

 

Darüber hinaus wies er auch auf den hohen Stellenwert, den Innovationen für die burgenländische Wirtschaft und auch für die gesamte positive Entwicklung des Burgenlandes haben, hin. Aus heuer insgesamt 12 eingereichten Projekten burgenländischer Unternehmen wählte eine Fachjury die innovativsten Produkte, Verfahren und Dienstleistungen, die durch ihren Markterfolg und Kundennutzen herausragen. In den Kategorien „Innovative Dienstleistungen“ und „KMU“ wurden die Ausgezeichneten und Sieger von einer Fachjury bestimmt, die sich aus Vertretern von Landes- und Bundesinstitutionen zusammensetzt.

Gesamtsieger aus dem Bereich Nachhaltigkeit 

5.000 Euro Preisgeld – gesponsert von der Oberbank – und eine Nominierung zum Staatspreis Innovation und Sonderpreis ECONOVIUS geht an die Sonnenerde GmbH für ihre Innovation „Entwicklung und Bau der ersten industriellen Pflanzenkohleproduktionsanlage inklusive vollständiger Kreislaufschließung im Kompost- und Erdenwerk“. 

Geschäftsführer Gerald Dunst erklärt das Projekt und den komplexen Namen: „Pflanzenkohle ist ein sehr vielschichtiges Produkt – einmal in den verschiedenen Erden, das ist das Geheimnis von hochfruchtbaren Schwarzerden, wenn Pflanzenkohle dabei ist. Dann Futterkohle, das wissen die älteren Landwirte noch: Früher hat man immer Kohlestücke zerrieben und damit Tiere gefüttert. Wir haben das jetzt professionalisiert und verschiedene Futterkohlen entwickelt. Und ein wichtiger Punkt: die Verwendung als Stadtbaumsubstrat. Es gibt in Zukunft Stadtbäume zu pflanzen, die wieder gesund über 100 Jahre alt werden und die Städte kühlen können. Und wir haben unsere Anlage erstmalig im Burgenland mit Kohlebeton gebaut. Also wir haben 30 kg Pflanzenkohlebeton hineingemischt und dadurch den CO2-Fußabdruck um ein Drittel reduzieren können.“

Gefragt nach seinem persönlichen Antrieb und dem Erfolg seines Unternehmens fällt die Antwort von Dunst einfacher aus: Das ist ganz einfach. Ich habe drei Kinder und ich will denen eine lebenswerte Umwelt hinterlassen. Es ist einfach die Vision, ein Stück dazu beizutragen, die Welt zu retten.“
 

Innovative Dienstleistungen: Burgenland als guter „Gründer-Nährboden“

Im Bereich „Innovative Dienstleistungen“ wurde „AIRXBIG Projektentwicklung GmbH“ ausgezeichnet; Geschäftsführer Christian Preiml verortet guten Drohnen- und generell Gründerboden im Burgenland: „Nicht nur für Drohnenanbieter, sondern grundsätzlich ist das Burgenland für Gründungen hervorragend geeignet. Was aber das Burgenland besonders auszeichnet, ist der familiäre und freundliche Umgang und die Unterstützung. Da kann man wirklich etwas entwickeln, wenn man aus diesem Horizont herausgeht, wenn man das Büro verlässt.“ 

Kooperationen als Motor für alle Seiten

Sieger in diesem Bereich wurde das Ingenieurbüro im Bauwesen „Woschitz Engineering ZT GmbH“. Geschäftsführer Richard Woschitz arbeitet schon seit langem in enger Kooperation mit wissenschaftlichen Einrichtungen zusammen – wie etwa mit der TU Wien oder der Forschung Burgenland: „Man muss kooperieren mit wissenschaftlichen Institutionen. Vor 28 Jahren habe ich als Ein-Mann-Büro begonnen. Da hat man nicht die finanzielle Unterstützung oder die Größe, dass man sich leisten kann, in Forschungsinstrumentarien zu investieren. Und daher ist es auch wichtig, und das möchte ich auch weitergeben an jüngere Unternehmen, dass sie frühzeitig den Zugang zu wissenschaftlichen Institutionen suchen – etwa im Burgenland zu FH Burgenland oder der Forschung Burgenland, wo wir auch in den vergangenen Jahren sehr erfolgreich Forschungsprojekte gemeinsam unterstützt haben. Denn von Unternehmerseite ist es wichtig, dass man Innovation aus der Wirtschaftsseite betrachtet. Die wissenschaftlichen Partner sind jene, die das Instrumentarium und das Potenzial haben, auf Grund ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit gemeinsam die Kooperation zu finden.“

KMU: Die Maisentblätterungsmaschine aus Wallern

Josef Gelbmann, Geschäftsführer und Inhaber von Cibutron, wurde im Bereich Klein- und Mittelunternehmen (KMU) für seine Maisentblätterungsmaschine ausgezeichnet: „Die Landwirtschaft ist konfrontiert mit mannigfaltigen Problemen. Und eines davon ist, dass es immer schwieriger wird, Erntehelfer zu bekommen. Zweitens ist der Vorgang beim Speisemais körperlich sehr anstrengend. Aus dem Grund habe ich mir überlegt, was man dagegen tun kann. Ich habe vor 16 Jahren begonnen, einen Prozess und eine Maschine zu entwickeln, die genau diese Probleme in den Griff bekommt. Das ist mir gelungen. Im Jahr 2020 habe ich diesen Prozess zum Patent angemeldet, mittlerweile ist das fast abgeschlossen.“ Ein weiterer zentraler Punkt beim Thema Innovation ist seiner Meinung nach Motivation: „16 Jahre etwas zu entwickeln bedeutet 16 Jahre etwas wegzuwerfen und etwas Neues zu machen, bedeutet neu nachzudenken, zu überdenken, sich selber zu hinterfragen, bedeutet nächtelang zuerst im Keller und dann bei Firmengründung in der Werkstatt zu stehen. Da muss man immer dranbleiben. Zum Glück habe ich eine Frau, die sehr nachsichtig ist“, lacht er.

Vermessung im 21. Jahrhundert

Sieger bei den KMU wurde RMDATA GmbH, eines der führenden Software-Häuser für Vermessung und Geoinformation im deutschsprachigen Raum. Geschäftsführer Jürgen Beiglböck über den technologischen Ansatz der digitalen Zwillinge: „Grundsätzlich ist das ein weltweiter Ansatz. Im Burgenland ist es insofern eine tolle Umgebung, weil man viele Möglichkeiten hat, hier innovativ zu sein, weil es super ausgebildete Menschen gibt, mit denen man neue Ideen umsetzen kann. Digitale Zwillinge sind ein weltweites Thema. Unser Ansatz ist, nicht nur für große Unternehmen digitale Zwillinge möglich zu machen, sondern auch für kleine Unternehmen – und dazu gehören auch die Kommunen – dass diese auch von den Vorteilen von digitalen Zwillingen profitieren können.“

 

Fotos: Wirtschaftsagentur Burgenland/Emmerich Mädl