Wirtschaft

„Wir sind der größte Auftraggeber der heimischen Wirtschaft“

Interview mit Hans Peter Rucker und Gerald Goger, die seit Beginn des Jahres die Doppelspitze der Landesholding Burgenland bilden. 

Landesholding Burgenland-Geschäftsführung: Hans Peter Rucker (l.) und Gerald Goger

Warum braucht die Landesholding Burgenland zwei Geschäftsführer?

HANS PETER RUCKER: Die Landesholding ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen und hat sich entsprechend weiterentwickelt. Mit 80 Unternehmen und einer Bilanzsumme von insgesamt 2,8 Milliarden Euro ist sie die größte Unternehmensgruppe des Landes. Damit werden auch die Aufgaben vielfältiger. Daher war es sinnvoll, dass man diese auf zwei Geschäftsführer aufteilt. Wie sind die Zuständigkeitsbereiche nun aufgeteilt?

GERALD GOGER: Hans Peter Rucker ist Sprecher der Geschäftsführung und deckt deren wirtschaftlichen Teil ab – also alles, was mit Finanzen zu tun hat, darunter etwa Buchhaltung und Controlling. Meine Bereiche umfassen das Projekt- und Schnittstellenmanagement, das Immobilienmanagement, die IT, die Nachhaltigkeit sowie das Personal.

Die Gesellschaften der Unternehmensgruppe sind thematisch in zehn Säulen gegliedert. Wie schaut hier die Aufteilung aus?

GOGER: Ich betreue zukünftig die Bereiche Immobilien, Verkehrsbetriebe Burgenland, Sport Burgenland, Pflege und Soziales sowie Kultur.

RUCKER: In meine Säulenverantwortung fallen die Energie, die Wirtschaft, die Bildung, der Tourismus sowie die Gesundheit.

Was sind die Kernaufgaben der Landesholding?

RUCKER: Grundsätzlich wollen wir an der Weiterentwicklung des Burgenlandes aktiv mitarbeiten. Wir nehmen für das Land Burgenland die Eigentümerrolle für die Tochtergesellschaften wahr. Wir schauen, dass diese effizient geführt werden, und steuern die Unternehmen finanziell sowie auch übergeordnete Projekte. Damit sich die einzelnen Unternehmen auf ihr Kerngeschäft konzentrieren können, erbringt die Landesholding Burgenland Leistungen, die vom Großteil der Tochterunternehmen benötigt werden. Diese Shared Services umfassen etwa das Beschaffungswesen, die Buchhaltung, das Personalmanagement, die Rechtsberatung sowie die Kommunikation.

 

Wie schaut die wirtschaftliche Situation der Landesholding aus?

RUCKER: Wir haben wirtschaftlich eine sehr stabile Basis in der Landesholding Unternehmensgruppe und zufriedenstellende wirtschaftliche Kennzahlen. Die Entwicklung passt.

Wird die Landesholding weiter wachsen?

GOGER: Im Bereich der Landesimmobilien haben wir in den vergangenen Jahren Tochtergesellschaften gegründet, die ganz bestimmte Aufgaben wahrnehmen. Mit der Projektentwicklung Burgenland haben wir einen wertvollen Dienstleister für die Gemeinden im kommunalen Hochbau geschaffen. Die Real Estate Burgenland ist in der frei finanzierten Projektentwicklung tätig. Und wir haben die SOWO Burgenland gegründet, deren Kerngeschäft die Pflegestützpunkte des Landes, leistbares Wohnungseigentum sowie Alten-, Wohn- und Pflegeheime umfassen. Wir können nicht ausschließen, dass noch das eine oder andere Unternehmen dazukommt, aber das ergibt sich aus der Aufgabenstellung.

RUCKER: Wir gründen nicht deshalb Unternehmen, damit wir besonders groß werden. Vielmehr greifen wir sinnvolle Aufgabenstellungen zum Wohle der Burgenländerinnen und Burgenländer auf und bieten dafür in den jeweiligen Unternehmen Lösungen an.

Wie wirken sich eigentlich die aktuellen Problemfelder – wie etwa die hohen Bau- und Energiepreise oder die Zinssituation – bei den Bauprojekten aus. Ist es deshalb zu Verzögerungen gekommen?

GOGER: Wir haben bis dato kein einziges Projekt aufgrund der Finanzierungssituation nach hinten verschieben müssen. Alle großen Projekte sind am Laufen – wie etwa die Sanierung des Kulturzentrums Güssing, die Konzeption des Kulturzentrums Neusiedl am See, das Volksgruppenhaus in Oberwart oder der Umbau des Lisztzentrums in Raiding. Das wird alles programmgemäßdurchgezogen.

RUCKER: Gerade in einer schwierigen konjunkturellen Situation, die wir aktuell in der Bauwirtschaft vorfinden, ist wichtig, dass die öffentliche Hand weiter investiert und es nicht zu einem Aufschub der Projekte kommt. Wir sind kein Konkurrenzunternehmen für die heimische Wirtschaft. Im Gegenteil: Die Immobiliensäule der Landesholding Burgenland ist einer der größten Auftraggeber für die heimische Bauwirtschaft.

HANS PETER RUCKER:

Der 56-jährige Hans Peter Rucker gilt als ausgewiesener Wirtschafts- und Finanzexperte. Er war 25 Jahre in leitender Funktion im Banken- und Finanzsektor tätig, bevor er im Jahr 2016 zum Geschäftsführer der Landesholding Burgenland bestellt wurde. In dieser Funktion gelang es ihm, effiziente und klare Strukturen innerhalb der Unternehmensgruppe zu schaffen, die eine professionelle und wirtschaftlich verantwortungsvolle Umsetzung von Zukunftsprojekten des Landes garantieren. Rucker ist außerdem Aufsichtsratsvorsitzender in der Wirtschaftsagentur Burgenland und der Tourismus- und Beherbergungsbetriebe Burgenland GmbH sowie Mitglied des Aufsichtsrats in der Burgenländischen Krankenanstalten-Gesellschaft m.b.H sowie der Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Eisenstadt GmbH. Ehrenamtlich ist er Obmann der Mutter Teresa Vereinigung, die im Bezirk Jennersdorf zwei Pflegeheime betreibt.

UNIV.-PROF. DIPL.-ING. DR. TECHN. GERALD GOGER:

Gerald Goger (52 Jahre) hat seine familiären Wurzeln in Markt Allhau und ist seit 2019 Geschäftsführer der Beteiligungs- und Liegenschaftsgesellschaft des Landes (BELIG), die 2020 in Landesimmobilien Burgenland GmbH (LIB) umbenannt wurde. Goger ist Aufsichtsratsvorsitzender der Verkehrsbetriebe Burgenland GmbH und Aufsichtsrat in der Sport Burgenland GmbH.

Als Universitätsprofessor am Institut für Baubetrieb und Bauwirtschaft der TU Wien ist er seit dem 30. 6 .2023 karenziert, darüber hinaus ist er als allgemein beeideter und gerichtlich zertifizierter Sachverständiger für Kalkulation, Vergabewesen, Verdingungswesen, Bauabwicklung, Bauabrechnung sowie für Tunnel- und Stollenbau am Handelsgericht Wien eingetragen.