Geschichte

Postkarten als Seelenstempel

Als Postkarten noch mehr als halbnerviges Altpapier waren: Über das Buch „Herzliche Grüße, Küsse und Handküsse … Die illustrierte Postkarte im deutschwestungarisch-burgenländisschen Raum“ von Evelyn Fert.

Es ist ein bis dahin kaum erforschtes Gebiet, dessen sich die Autorin in ihrem aktuellen Buch angenommen hat. Material dazu gab und gibt es aber zuhauf: Denn mit über 2600 illustrierten Postkarten mit topographischen Motiven aus dem deutschwestungarisch-burgenländischen Raum von 1897 bis 1921 beherbergt das Burgenländische Landesarchiv eine der größten diesbezüglichen Sammlungen Österreichs. Ein Sammelsurium, bei dem man aus dem Vollen schöpfen kann – was aber bisher, vor allem bezogen auf die Texte auf den Ansichtskarten, noch kaum jemand getan hat, wie Evelyn Fertl ausführt: „Die Forschung beschäftigte sich bisher fast ausschließlich mit den Bildmotiven dieser Ansichtskarten, die Texte wurden bisher noch nicht umfassend analysiert.“ Die wissenschaftliche Mitarbeiterin am Landesarchiv kommt im Jahr 2017 eher zufällig zu der Beschäftigung mit dieser Materie – entdeckt dann aber sehr schnell das gewaltige Potenzial: „Ich habe dann im Vorfeld eines Vortrages begonnen, mich mit Ansichtskartentexten zu beschäftigen und sehr schnell gemerkt, dass es dazu noch fast überhaupt keine Forschung gab. Das war damals Neuland!“

Neusiedler See, 1905

Photografie u. Verlag von Stefan Amon: „Fertö' - tó.' ‚Neusiedler See.' Kijárat a fürdöhöz. Ausfahrt zum Seebad" Lichtdruck (farbig), gelaufen 11. September 1905 von Nezsider (Neusiedl) nach Kismarton (Eisenstadt)

(BLA, Fotosammlung, Sign. 23401 LA)

Mattersdorf-Ungarn

Kunstanstalt Karl Schwidernoch Wien: „GRUSS aus Mattersdorf: Ingm Platz mit Sparkassa u. Schule. Mattersdorf. Viaduct" Chromolithografie, gelaufen 27. März 1901 von Nagy-Marton (Mattersdorf) nach Eisenstadt

(BLA, Fotosammlung, Sign. 24884 LA)

Ein Blick in die Gesellschaft

Entstanden ist ein bildgewaltiger Band, der erstmals einen Einblick in die Mitteilungen der Kartenschreiber gibt und die gesellschaftlichen Funktionen früher Ansichtskarten im Gebiet des heutigen Burgenlandes beleuchtet. Ein umfangreicher Bildteil und die Transkriptionen ausgewählter Texte illustrieren die Bedeutung der Postkarte als erstes globales Massenkommunikationsmedium. Die quasi erstmals genauer untersuchten Texte öffnen einen Spalt in die Seelen der Menschen von damals und erlauben es, sich in die Freuden, Sorgen, Ängste und schlichtweg Gedanken der Schreiber einzufühlen. Fertl: „Bei der Analyse der Texte war aber für mich besonders interessant, welche Funktionen diese frühen Ansichtskarten hatten, warum Ansichtskarten hergestellt, verschickt und gesammelt wurden“, berichtet Evelyn Fertl und ergänzt: „Im Fokus meines Buches stehen eben diese verschiedenen gesellschaftlichen Funktionen – z.B. die Ansichtskarte als Sammelobjekt, Dokumentationsmedium der eigenen Lebenswelt, Vermittlungsmedium von visuellen Eindrücken, Medium touristischer Kommunikation, Dokumentationsmedium von Religionstourismus, Mittel der Selbstdarstellung, Dokumentationsmedium von tagesaktuellen Ereignissen, Medium zum Kontakthalten, Medium allgemeiner Kommunikation und der Alltagskommunikation, Reklamepostkarte und Propagandapostkarte.“

Ein Blick in die Gesellschaft

Entstanden ist ein bildgewaltiger Band, der erstmals einen Einblick in die Mitteilungen der Kartenschreiber gibt und die gesellschaftlichen Funktionen früher Ansichtskarten im Gebiet des heutigen Burgenlandes beleuchtet. Ein umfangreicher Bildteil und die Transkriptionen ausgewählter Texte illustrieren die Bedeutung der Postkarte als erstes globales Massenkommunikationsmedium. Die quasi erstmals genauer untersuchten Texte öffnen einen Spalt in die Seelen der Menschen von damals und erlauben es, sich in die Freuden, Sorgen, Ängste und schlichtweg Gedanken der Schreiber einzufühlen. Fertl: „Bei der Analyse der Texte war aber für mich besonders interessant, welche Funktionen diese frühen Ansichtskarten hatten, warum Ansichtskarten hergestellt, verschickt und gesammelt wurden“, berichtet Evelyn Fertl und ergänzt: „Im Fokus meines Buches stehen eben diese verschiedenen gesellschaftlichen Funktionen – z.B. die Ansichtskarte als Sammelobjekt, Dokumentationsmedium der eigenen Lebenswelt, Vermittlungsmedium von visuellen Eindrücken, Medium touristischer Kommunikation, Dokumentationsmedium von Religionstourismus, Mittel der Selbstdarstellung, Dokumentationsmedium von tagesaktuellen Ereignissen, Medium zum Kontakthalten, Medium allgemeiner Kommunikation und der Alltagskommunikation, Reklamepostkarte und Propagandapostkarte.“

Eines für alle

Das in der beleuchteten Zeit relativ neu entstandene Medium Ansichtskarte als Mitteilungsoption wurde keineswegs nur von Hochadel genutzt. Auch Menschen aus dem Klein- und Mittelbürgertum griffen darauf zurück, um sich mitzuteilen. Die Sammlung zeigt die unterschiedlichsten Zwecke, denen die Ansichtskarte diente, und eben wer sie aller benutzte: Dabei sind nicht nur jene, die im heutigen Gebiet des Burgenlandes lebten, sondern auch Menschen, die dort Urlaub machten oder arbeiteten oder auf der Durchreise waren.

Bernstein

A. Pelnitschar, Aspang: „Borostyánkö. Vasmegye 640 m. Bernstein. Seehöhe 640 m." Autochromdruck, gelaufen August 1908 nach Oberberg-Eisenstadt (BLA, Fotosammlung, Sign. 25639 LA)

Eisenstadt

Verlag Leop. Deutsch, Kismarton: „Kismarton-Eisenstadt. Cs. és kir katonai alréaliskola - K. u. k. Militär- Unterrealschule" Lichtdruck (farbig), gelaufen 1905 von Kismarton (Eisenstadt) nach Temesvár (h. Timisoara, Rumänien)

(BLA, Fotosammlung, Sign. 30618 LA)

Trausdorf an der Wulka

Anonym: „Gruss aus Trauersdorf (Ungarn). Gemischtwaren Handlung des Ludwig Deutsch. Hauptstrasse" Autotypie, gelaufen 27. September 1909 von Ebenfurt Györ nach Siklósd (Sigleß)

(BLA, Fotosammlung, Sign. 30885 LA)

Esterházy´sche Kellerei Eisenstadt

E. Stotz, Photograph, Kismarton: „Flaschenwein-Verkauf in den Fürstlich Esterházy'schen Kellereien Kismarton. Eigenbau-Weine in eigener Regie. I...J Bestellungen übernimmt das Fürstl. Esterházy'sche Districts-Verwaltungsamt in Kismarton und dient auf Verlangen bereitwilligst mit Aufklärung und detaillirtem Preis-Courant." Autotypie, ungelaufen (BLA, Fotosammlung, Sign. 31268 LA)

Jennersdorf

Kiadattik Weber Zsigmond Gyanafalvá: _ODVÖZLET GYANAFALVÁRROL.

GRUSS aus JENNERSDORF. Weber Zsigmond vaskereskedés. Sigmund Weber Eisenhandlung. Föutcza és plébános templom Gyanafalva. Hauptstr: mit Pfarrkirche. Schmidt Antal börgyár. Anton Schmidt Lederfabrik

Chromolithografie, gelaufen von Graz-Budapest nach St. Gotthard (Szentgotthárd)

(BLA, Fotosammlung, Sign. 31839 LA)

St. Margarethen b. Oedenburg

Anonym: „St. Margarethen b. Oedenburg.

Fürstl. Esterházy'scher Steinbruch" Autotypie, gelaufen 29. Jänner 1904 von Komárom nach Wien

(BLA, Fotosammlung, Sign. 32725 LA)

Kurort Bad Sauerbrunn

Fritz Hönigsberg, Savanyúkút / L. & P. P. (Signet) [= Lederer & Popper, Pragl:

„Savanyukút gyógyfürdò, Curort Sauerbrunn."

Fotochromdruck, gelaufen 190[...] von Savanyukút (Sauerbrunn) nach Wien (BLA, Fotosammlung, Sign. 33418 LA)

Rosalia

„Viele herzliche Grüße & Küsse an meine & Deine lieben Eltern & Geschwister. Lebe Wohl!!!!!!!!!!"

Verlag von Sam. Schön, Nagymarton: „Gruss aus Rosalia. Schloss Forchtenstein. Sct. Rosalia-Kapelle. Totalansicht von Rosalia" Lichtdruck (farbig), gelaufen 21. August 1907 von Fraknó (Forchtenstein) nach Wien (BLA, Fotosammlung, Sign. 52370/34 LM)

Großpetersdorf

Kiadja Schey Samu Német szent, Mihály: „Roptén a világon át!

Német szent Mihály villa sor* Lichtdruck, gelaufen 9, Juli 1905 von Német-Sz.-Mihály (Großpetersdorf) nach Budapest (BLA, Fotosammlung, Sign. 37501 LA)

Aussichtsturm Bad Sauerbrunn

Verlag von Hönigsberg Frigyes, Savanyukut: „Savanyukut - Sauerbrunn. Messze-látó - Aussichtswarte" Lichtdruck (farbig), gelaufen 13. Juli 1917 von Savanyukút (Sauerbrunn) nach Wien

(BLA, Fotosammlung, Sign. 33494 LA)