Gesundheit

Von Manila nach Rechnitz

Fast 9.900 Kilometer trennen die pulsierende Metropole Manila von der 3.000-Seelen-Gemeinde am Fuße der höchsten Erhebung im Burgenland. Wir haben jemanden getroffen, der mit beiden Orten bestens vertraut ist.

Janemma (Mitte) mit ihren Kolleginnen Jennifer Müllner (r.) und Jasmin Holler im Pflegewohnhaus Rechnitz

Janemma Naorbe kann mittlerweile einen Vergleich zwischen diesen beiden doch so unterschiedlichen Welten ziehen. Die 43-Jährige ist eine der fünfzig philippinischen Pflegekräfte, die im Herbst 2023 ins Burgenland geholt worden sind. Mittlerweile hat sie ihr notwendiges Sprachniveau erreicht und arbeitet seit Kurzem im Pflegewohnhaus Rechnitz, welches von den Sozialen Diensten Burgenland betrieben wird.

Dialekt als Schwierigkeit

Sie fühlt sich hier sichtlich wohl, auch wenn die Sprachbarriere noch nicht hundertprozentig überwunden ist. „Ich bin sehr dankbar für meine Kolleginnen. Sie sind sehr geduldig und freundlich. Die meisten Leute sprechen im Dialekt und wir haben im Sprachkurs Hochdeutsch gelernt. Den Dialekt zu lernen, ist das Schwierigste“, erklärt Janemma. Der herzliche Umgang innerhalb der Kollegenschaft ist deutlich spürbar bei unserem Besuch in Rechnitz. Herausforderungen werden hier gemeinsam gemeistert. Janemma selbst wohnt nur einige Minuten fußläufig von der Pflegeeinrichtung entfernt, was sie auch als großen Vorteil sieht.

In ihrer Freizeit fährt sie gerne nach Wien. Dort gibt es Asia-Shops, wo sie allerhand Lebensmittel aus der Heimat kaufen kann. Die kulinarische Umstellung dürfte dann doch eine große sein, sie fügt aber lachend hinzu: „Ich liebe die Schnitzel hier in Österreich.“

Zwischenstation Saudi-Arabien

Österreich ist nicht die erste Station von Janemma nach ihrer Pflegeausbildung auf den Philippinen. „Ich habe zwei Jahre als Krankenpflegerin auf den Philippinen gearbeitet. Dann habe ich acht Jahre in Saudi-Arabien in einem großen Krankenhaus gearbeitet. Dort war ich Notfallkrankenschwester. Hier in Österreich gefällt es mir aber viel besser“, erklärt Janemma. Kulturelle Unterschiede, besonders in der Pflege, sieht sie durchaus: „Hier gibt es sehr viele Einrichtungen für ältere Menschen. Auf den Philippinen sind die älteren Menschen mehr Zuhause. Es wohnen alle zusammen in einem Haus: Kinder, Eltern und Großeltern.“

Maßnahmen gegen Pflegenotstand

Auch in Österreich wird viel an Pflege und Betreuung von Angehörigen übernommen. Daher wurde im Burgenland bereits 2019 ein Anstellungsmodell für betreuende Angehörige eingeführt, das mittlerweile auf Vertrauenspersonen ausgeweitet wurde. Zusätzlich ist die Rekrutierung von ausländischen Pflegekräften ein Teil des Maßnahmenpakets des Landes Burgenland, um die Pflege und Betreuung langfristig abzusichern. Anstellungsmodelle für angehende Pflegekräfte, der burgenländische Mindestlohn sowie das regionale Pflegestützpunktmodell helfen dabei, auch künftig eine bestmögliche Versorgung bereitzustellen. Das ist auch wichtig, denn Pflege betrifft uns früher oder später alle.