Kolumne
Día de las Brujas - der Tag der Hexen
Im Burgenland hat Halloween in den letzten Jahren eine eigene Tradition entwickelt. Kinder schnitzen Kürbisse, hängen Lichterketten auf und dekorieren ihre Häuser. Lautstark rufen sie „Süßes oder Saures!“ und ziehen verkleidet von Tür zu Tür. Die Nachbarn begrüßen sie mit einem Lächeln und kleinen Schüsseln voller Süßigkeiten.
In Bad Sauerbrunn organisieren wir die Route meist über eine WhatsApp-Gruppe: Familien posten ihre Adressen mit dem Hinweis „Bei uns wird auch Süßes gelassen“. So entsteht jedes Jahr eine neue Route – ein liebevoll geplantes Dorfritual aus kleinen Überraschungen und fröhlichem Chaos.
Die Dorfbewohnerinnen und -bewohner empfangen uns herzlich. Sie lachen mit uns, erzählen kleine Geschichten und lassen sich von der Freude der Kinder anstecken. Für einen Abend verwandelt sich die Nachbarschaft in ein Mini-Festival voller Fantasie, und genau dieses Miteinander macht Halloween hier zu einem besonderen Erlebnis.


Día de las Brujas in Paraguay
Auf der anderen Seite der Welt, in Paraguay, feiert man den 31. Oktober als Día de las Brujas – den „Tag der Hexen“. Auch hier wird der Tag bunt, laut und fröhlich begangen: Kinder tragen Masken, es gibt Musik, Süßigkeiten und Lichter, die in die Nacht strahlen.
Als ich noch dort lebte, war Halloween zunächst fremd und geheimnisvoll. Viele kannten es nur aus Filmen, und nicht jeder feierte mit. Doch genau dieses Unbekannte machte es spannend: das Kribbeln im Bauch, die Mischung aus Aufregung und Freude, die die Welt für eine Nacht besonders erscheinen ließ.
Das Día de las Brujas hat eine eigene Geschichte. Zwar sind Einflüsse aus dem amerikanischen Halloween spürbar, doch das Fest ist stark von der lokalen Kultur geprägt. Kinder spielen draußen, Musik mischt sich mit den Rufen der Nachbarschaft, und überall leuchten kleine Lichter.
Erinnerungen an die Kindheit
Meine eigene Kindheit ist eng mit Halloween verbunden. Schon damals durfte ich an kleinen, privaten Partys teilnehmen, die Freunde voller Liebe und Fantasie organisierten. Einer von ihnen verwandelte jedes Jahr sein Zuhause in ein kleines Zauberreich: Schüsseln voller Süßigkeiten und eine Atmosphäre, die sich wie Magie anfühlte. Für eine Nacht konnten wir jemand anderes sein – eine Hexe, ein Geist oder ein Vampir.
Ich erinnere mich an Popcorn, an aufregende Versteckspiele im Dunkeln und an die kleinen Schreckmomente, die uns zum Lachen brachten. Halloween war für mich ein Fenster in eine andere Welt – geheimnisvoll, aufregend und voller Staunen.


Heute: Halloween als Mama
Heute stehe ich selbst mit Pinseln, Schminke, Kostümen und kreativen Ideen bereit. Ich male Spinnennetze auf die Gesichter meiner Kinder, setze Hexenhüte auf, zaubere Vampirzähne und freue mich über jede neue Verwandlung.
Das Leuchten in ihren Augen, wenn sie sich im Spiegel sehen und plötzlich jemand anderes sind, ist unbezahlbar. Was früher für mich selbst Abenteuer war, ist heute ein Stück Familienglück. Ich bin wieder das Kind von damals – nur mit mehr Verantwortung – und sorge dafür, dass auch meine Kinder diesen Zauber erleben dürfen.
Halloween erinnert uns daran, dass Fantasie, Freude und Zusammenhalt das sind, was uns wirklich verbindet und dass wir diesen Zauber, egal wie alt wir sind, nie ganz verlieren sollten – egal, ob im Burgenland oder am anderen Ende der Welt in Paraguay.
