Morgen

Geh ma Sonnenmarkt!

Gibt es in unserer Gesellschaft ein Problem, wird eine Lösung dafür gesucht. Das Problem daran ist jedoch, dass es meist nicht nur eine Lösung gibt. Das ist auch gut so, denn eine Lösung ist nicht für jeden passend – es kann ja auch mehrere Lösungen geben. Umso besser für unsere Gesellschaft. Aber worum geht es hier eigentlich?

Text: Nina Haider, Martin Hollweck

Der Sonnenmarkt ist ein Zentrum für Austausch und Unterstützung.

Fotos: Kommunikation Burgenland, Carmen Neumann-Strobl

Ein Sonnenmarkt für alle

Der Sonnenmarkt in Mattersburg ist ein Sozialmarkt der besonderen Art. Hier geht es um ein selbstbestimmtes, würdevolles Einkaufen, ganz ohne Vorurteile. Denn jeder Mensch bringt seine eigene Geschichte mit. Geplaudert wird im Sonnencafé, das alle Leute willkommen heißt oder im „SamLa kids“ Second-Hand Laden für Kinderspielzeug und Kinderbedarf. Neben einer Bücher-Tauschecke findet man dort auch Kinderwägen, Puppen oder Lego. „Eigentlich sind wir ein Sozialzentrum, eine starke Gemeinschaft. Bei uns stehen der Dialog und die Vernetzung im Vordergrund“, beschreibt Lisa Fehringer das Sonnenmarkt-Konzept. Sie ist als Projektleiterin des Samariterbundes Burgenland für das Café und den SamLa kids zuständig.

Ihr Pendant ist soogut-Geschäftsführer Wolfgang Brillmann. Er unterstützt den Ausbau der Sonnenmärkte im Burgenland und sieht vor allem die Aufhebung der sozialen Gegensätze als wichtigen Anspruch: „Der Sonnenmarkt ist für alle da. Ich möchte, dass hier ein Miteinander gelebt wird. Jeder kann vorbeikommen, einkaufen, mithelfen, Kaffee trinken, sich austauschen oder etwas spenden."

Wir sind jedenfalls keine Konkurrenz, sondern ein Zusatzangebot für die Bevölkerung.

Chancen bieten

Alleine im Burgenland sind 49.000 Menschen armutsgefährdet und 14.000 Burgenländerinnen und Burgenländer beziehen eine Mindestpension. Sonnenmarkt und Sonnencafé sorgen für Chancengleichheit durch preiswerte Angebote für finanziell weniger gut gestellte Personen. Wie das Einkaufen im Sonnenmarkt funktioniert?

KundInnen müssen online oder vor Ort den soogut-Einkaufspass beantragen und können damit günstiger einkaufen. Die Ersparnisse machen das tägliche Leben einfacher und ermöglichen es auch andere Dinge zu finanzieren. „Endlich kann ich meinem Kind ein Lego-Spiel schenken. Das wäre sonst für mich nicht leistbar“, erzählt eine junge Mutter. Das Leuchten in den Augen des kleinen Buben ist für Lisa Fehringer Belohnung genug. „Wenn ich das sehe, dann weiß ich, warum ich jeden Tag gerne aus dem Bett steige und in die Arbeit gehe“, erzählt sie voller Enthusiasmus.

Initiiert wurden die Sonnenmärkte vom Land, die Sozialen Dienste Burgenland sind für die Umsetzung des gemeinnützigen Projektes zuständig. Der erste Markt wird seit Oktober in Oberwart betrieben. Bis 2023 soll es in jedem Bezirk so ein Angebot geben.

 

Ehrenamt und Nachhaltigkeit

„Die Leute sind neugierig und fragen nach,“ erzählt einer der acht ehrenamtlichen MitarbeiterInnen, während er Papierkartons fachgerecht sortiert und entsorgt. „Die Ehrenamtlichen sind für den reibungslosen Ablauf extrem wichtig. Ohne sie würde es die Sonnenmärkte nicht geben,“ berichtet Lisa Fehringer. Genauso wichtig ist den Betreibern die Nachhaltigkeit des Marktes. Altes Gebäck etwa wird von Bauern abgeholt und als Tierfutter verwendet.

 

Überprüfte Waren

Bei den Waren handelt es sich um überprüfte Spenden direkt von den Herstellern und regionalen Anbietern, darunter auch Markenprodukte in Bio-Qualität. „Ich sehe das Angebot als Ergänzung zu anderen Supermärkten. Hier kann man seinen Basiseinkauf erledigen,“ so Wolfgang Brillmann.